Zwischen Rom und Mekka
Mai 1527 die Ewige Stadt, als ob das gegen die Muslime geholfen hätte. Es blieb ein Trauma in der römischen Geschichte, von »christlichen« Truppen verübt. Dann kamen sich Clemens und Karl wieder näher. Im Februar 1530 wurde Karl V. in Bologna vom Papst zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gekrönt. So konnte der Papst ein gutes Wort für seinen Orden, auch als Verbündeten gegen die Muslime, einlegen.
Malta als ewiges Lehen
Es traf sich, dass im selben Jahr die Insel Malta durch den Kaiser vom Königreich Sizilien abgetrennt und dem Ritterorden übergeben wurde. Karl V. schenkte Malta dem »Orden des heiligen Johannes von Jerusalem« als »ewiges Lehen«. In den Jahrhunderten
zuvor waren Byzantiner, Vandalen und Ostgoten, Araber (die ihre Spuren in der maltesischen Volkssprache hinterließen), Normannen, Staufer, Anjou und Aragonesen über die Insel gekommen und wieder gegangen. Als die Ritter jedoch von Malta hörten und die Insel in Besitz nehmen wollten, weinten sie ihrem schönen Rhodos nach. Auch der einheimische Adel, der in der damaligen Hauptstadt Mdina residierte, zog vermutlich den fernen Kaiser den neuen nahen Herren des Ordens vor. Auch deshalb, weil die Ritter ihrerseits die muslimischen Feinde anzogen. Die Macht des Kaisers, die Eroberung von Tunis an der afrikanischen Gegenküste durch Karl V. (1535) gaben nur Aufschub. Aber vielleicht kann man es auch positiv sehen, dass der Kaiser 1532 in Nürnberg einen Religionsfrieden mit den protestantischen Reichsständen schloss, um Entlastung gegenüber der Türkengefahr zu gewinnen.
Mit den Rittern brach 1530 für Malta eine neue reiche Zeit an, auch wenn die gewöhnlichen Insulaner oft Grund fanden, sich über die Anmaßungen der Johanniter zu beklagen. Doch bevor der Orden der Malteser-Ritter - wie er nun oft genannt wurde - die Insel zu einem Schmuckstück im Mittelmeer aufbauen konnte, bevor man auch nur die vielen Steine Maltas zu ausreichenden Befestigungsanlagen hätte schichten können, kamen die Türken. Über die Heldentaten der Ritter gegen die Muslime, über »Belagerung und Angriff, welche die Insel Malta von den Türken im Jahr Unseres Herrn 1565 zu erleiden hatte«, ist im christlichen Europa vieles und viel Wundersames erzählt worden, wurden unzählige Abbildungen und Bücher veröffentlicht. Ein Mythos entstand, an dem auch der regierende Papst, Pius IV. (1559-1565), seinen Teil beanspruchte.
Alles erhöhte den Ruhm der Johannes-Rhodos-Malteser-Ritter. Ihr Widerstand gegen die Türken wurde als wichtige Grundlage dafür angesehen, dass sechs Jahre später, am 7. Oktober 1571, bei Lepanto zwischen dem Peloponnes und dem griechischen Festland eine abendländische Flotte unter Führung von Don Juan de Austria und mit dem inständigen Segen des amtierenden, flehende Gebete zum christlichen Himmel schickenden Papstes Pius V. (1566-1572) das Osmanische Reich in
die Schranken wies. Malta war ein ruhmreicher Vorposten der nun freilich gespaltenen Christenheit. Die Päpste waren stolz darauf und gewährten zahlreiche Privilegien. Dessen wollte sich der Orden würdig erweisen. Hervorragende Festungsbaumeister und Architekten wurden gerufen, um wehrhafte und kunstvolle Befestigungsanlagen zu schaffen.
Die eindrucksvollste Festungsanlage der Welt
Überall dort, wo man bei der Belagerung durch die Türken Schutzmauern, Bollwerke und Bastionen vermisst hatte, wurden sie nun errichtet. 1565 war es nur durch himmlischen Beistand und ritterhaften Heldenmut gut gegangen. Jetzt sollten uneinnehmbare Forts die Türken fernhalten und für immer den Orden sichern.
Der von 1557 bis 1568 regierende Großmeister Fra Giovanni de La Valette-Parisot machte dafür den Anfang und gab der neu entstehenden Hauptstadt seinen Namen, La Valletta. Die Hauptlandzunge und die von Norden und Süden dagegen züngelnden Landstücke wurden mit Mauern eingefasst. Es entstand eine der größten Festungsanlagen der Welt, sicher die eindrucksvollste. Die Angst vor den Türken muss so gewaltig, die Erinnerung an die Belagerung von 1565 so schrecklich gewesen sein, dass man kilometerlange künstliche Steilküsten aus Stein errichtete, sie mit Bastionen und Forts zusätzlich sicherte.
Der Vorposten der Christenheit gegen die Muslime sollte auch seine geistliche Bestimmung zeigen. So ragten bald aus den flachen Steinbehausungen der Insulaner überall die Türme und Kuppeln von Kirchen hervor, noch heute über das erwartete Maß hinaus zahlreich und
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