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Zwischen Rom und Mekka

Titel: Zwischen Rom und Mekka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz-Joachim Fischer
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besonders am Herzen lag: Gewalt und Religion, Terrorismus und religiöser Extremismus:
    »Ich bin sicher, auch Ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen, wenn ich unter allen Sorgen diejenige hervorhebe, die aus dem sich immer weiter ausbreitenden Phänomen des Terrorismus entspringt. Ich weiß, dass sehr viele von Ihnen auch öffentlich besonders jede Verknüpfung Ihres Glaubens mit dem Terrorismus entschieden zurückgewiesen und ihn eindeutig verurteilt haben. Dafür danke ich Ihnen, denn das fördert das Klima des Vertrauens, das wir brauchen.
    In verschiedenen Teilen der Welt wiederholen sich fortlaufend terroristische Aktionen, die Menschen in Kummer und Verzweiflung stürzen. Die Ersinner und Planer dieser Attentate zeigen, dass sie unsere Beziehungen vergiften, das Vertrauen zerstören wollen. Sie bedienen sich aller Mittel, sogar der Religion, um jedem Bemühen um ein friedliches, entspanntes Zusammenleben entgegenzuwirken. Wir sind uns gottlob darüber einig, dass Terrorismus, welcher Herkunft er auch sei, eine perverse und grausame Entscheidung ist, die das unantastbare Recht auf Leben mit Füßen tritt und die Fundamente jedes geordneten Zusammenlebens untergräbt.
    Wenn es uns gemeinsam gelingt, das Hassgefühl aus den Herzen auszurotten, uns gegen jede Form von Intoleranz zu verwahren und uns jeder Manifestation von Gewalt zu widersetzen, dann werden wir gemeinsam die Welle des grausamen Fanatismus aufhalten, die das Leben so vieler Menschen aufs Spiel setzt und den Fortschritt des Friedens in der Welt behindert. Die Aufgabe ist schwer, aber nicht unmöglich. Der gläubige Mensch - und wir alle als Christen und als Muslime sind gläubige Menschen
- weiß, dass er sich trotz der eigenen Schwäche auf die geistige Kraft des Gebetes verlassen kann.«
    Das war kein Werben um Verständnis, keine Bitte um Dialog. Der Papst nahm die Muslimführer, auch im Blick auf junge Anhänger, in die Pflicht. Deshalb, weil die gemeinsamen Werte verpflichten.
    »Liebe Freunde«, fuhr der Papst fort, »ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir die Werte der gegenseitigen Achtung, der Solidarität und des Friedens bekräftigen müssen. Das Leben jedes Menschen ist heilig, für die Christen wie für die Muslime. Wir haben ein großes Aktionsfeld, in dem wir uns im Dienst an den moralischen Grundwerten vereint fühlen dürfen. Die Würde der Person und die Verteidigung der Rechte, die sich aus dieser Würde ergeben, müssen Ziel und Zweck jedes sozialen Planes und jedes Bemühens zu dessen Durchsetzung sein. Das ist eine Botschaft, welche die leise, aber deutliche Stimme des Gewissens in unverwechselbarer Weise skandiert. Es ist eine Botschaft, die man hören und zu Gehör bringen muss: Würde ihr Widerhall in den Herzen verstummen, wäre die Welt der Finsternis einer neuen Barbarei ausgesetzt. Nur über die Anerkennung der Zentralität der Person kann man eine gemeinsame Verständigungsgrundlage finden, eventuelle kulturelle Gegensätze überwinden und die explosive Kraft der Ideologien neutralisieren.«
    Dem Grundsätzlichen folgte die historische Bilanz:
    »Die Erfahrung der Vergangenheit lehrt uns, dass sich die Beziehungen zwischen Christen und Muslimen leider nicht immer durch gegenseitige Achtung und durch Verständnis ausgezeichnet haben. Wie viele Seiten der Geschichte verzeichnen Schlachten und Kriege, die auf der einen wie auf der anderen Seite unter Anrufung des Namens Gottes begonnen wurden, als ob die Bekämpfung des Feindes und die Tötung des Gegners etwas sein könnte, das Gott gefällt!«
    Schon hier hätten Muslime nach ihrem Glaubensverständnis Einspruch erheben können. Denn es ist ein Gedankengang, den Benedikt wieder aufnehmen sollte, schärfer und auf Mohammed zugespitzt. In Köln gab es daraufhin keinen Aufruhr, erst später kam die Kritik daran. So fuhr Benedikt fort:
    »Die Erinnerung an diese traurigen Ereignisse müsste uns mit Scham erfüllen, denn wir wissen sehr wohl, was für Grausamkeiten im Namen der Religionen begangen worden sind. Die Lektionen der Vergangenheit müssen uns davor bewahren, die gleichen Fehler zu wiederholen. Wir wollen Wege der Versöhnung suchen und lernen, so zu leben, dass jeder die Identität des anderen respektiert. Die Verteidigung der Religionsfreiheit ist in diesem Sinne ein ständiger Imperativ und die Achtung der Minderheiten ein unanfechtbares Zeichen wahrer Zivilisation.«
    Das waren klare Worte, doch mit doppeltem Sinn. Selbstverständlich, wenn sie aus dem Mund

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