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Zwischen Rom und Mekka

Titel: Zwischen Rom und Mekka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz-Joachim Fischer
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damit zu tun. Und als muslimische - das erscheint als Fremdes zunächst unheimlich.

Religion als Macht und Überzeugung
    Damit verbunden ist eine weitere, in Deutschland wieder neue Erfahrung. Religion kann Überzeugung, jenseits argumentativer Diskurse, stiften. Auch das haben Aufklärung und Wissenschaften in zweieinhalb Jahrhunderten langsam abgeschliffen, dass Überzeugungen, theoretischer oder praktischer Ausrichtung, aus dem religiösen Inneren des Menschen kommen und Lebenskraft entfalten können. Die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts lehrt, dass an die Stelle religiöser Überzeugungen andere traten, Ideologien des Nationalismus, des Rassismus, des Kommunismus, die den Menschen pseudoreligiös ganz vereinnahmen wollten und das schafften. Deshalb scheut man es, sich aufs Neue auf irgendetwas ganz einzulassen, und empfindet es als befremdlich und bedrohlich, wenn dies Muslime begeistert tun, selbst solche aus der laizistischen Türkei.
    Religion zeigt sich als Macht und Überzeugung; sie schafft und festigt Identität. Können Religionslose dieses Besondere der Religion verstehen? Deshalb ist gerade der Dialog zwischen Religiösen möglich und notwendig. Vielleicht kann er sogar nur zwischen wirklich Religiösen mit Verständnis geführt werden, weil es ihnen um den ganzen Menschen geht. Die Anhänger einer pluralistischen »Zivilreligion« tun sich schwer, wie die Debatten in Deutschland um die Integration von Religiösen in die liberale Zivilgesellschaft mit Rechten und Pflichten erweisen. Denn religiösen Muslimen scheint, dass sie erst ihre religiöse Überzeugung abgeben müssten, bevor sie von der pluralistischen Gesellschaft angenommen werden.
    In diesen »Sitz im Leben« stieß Benedikt mit seiner Vorlesung, die um Ratio und Religio, um Vernunft und Glaube, kreiste. Er hätte damit im »westlichen« Diskurs wohl nur wenige aufgeregt. Doch er dramatisierte am Beispiel des Islam, dass es um etwas Wesentliches auch der liberalen Kultur ging.

Treffen in Köln
    Noch Johannes Paul II. hatte bei seinen drei Besuchen in Deutschland viele Termine und zahlreiche Treffen mit Vertretern aller möglichen Gruppen, doch nicht mit denen von muslimischen Gemeinden oder Verbänden. Das schien weder im November 1980 noch im Mai 1987 noch im Juni 1996 notwendig. Offenbar empfanden weder der Papst noch Muslimführer das Bedürfnis, sich gegenseitig die Aufwartung zu machen. Miteinander ins Gespräch zu kommen wurde nicht als dringlich empfunden, war es vielleicht - noch - nicht.
    Umso eiliger hatte es Benedikt XVI. Schon wenige Tage nach seinem Amtsantritt hatte er sich (am 25. April 2005) als Oberhaupt der Kirche und als Primas von Italien an die Muslime gewandt. Bei seinem ersten Besuch in Deutschland, zum Weltjugendtag der katholischen Kirche in Köln vom 18. bis 21. August 2005, nutzte er sofort die Gelegenheit. Es ist durchaus Brauch bei solchen Gelegenheiten, dass sich auch ein Beiprogramm neben dem offiziellen Anlass ergibt. Dazu gehörte bei päpstlichen Visiten im nicht italienischen Ausland stets ein Treffen mit Vertretern der jüdischen Gemeinden. So hat es Johannes Paul II. stets gehalten. Deshalb hieß es am Freitag, 19. August: »Grußworte« in der Kölner Synagoge; ein Treffen mit den »älteren Brüdern der Christen«, den Juden, erschien für den deutschen Papst geradezu als Pflicht. Doch dann kam zu allgemeinem Erstaunen am Samstag, 20. August, eine »Audienz für die Vertreter einiger muslimischer Gemeinden« hinzu. »Grußworte« und »Audienz«; das vatikanische Protokoll stellte da feine Unterscheidungen an.
    War es schon eine Begegnung mit den Muslimen als den jüngeren Brüdern? In gewissem Sinne ja, jüngeren Brüdern. Durch Johannes XXIII. hatte sich das Wort von den »älteren Brüdern« für die Juden als etwas Versöhnliches den Christen eingeprägt. Dabei können Juden durchaus die Augenbrauen hochziehen, wenn Christen von der jüdischen Bibel als dem Alten Testament sprechen. Für Christen selbstverständlich, weil es für sie das Neue von Jesus Christus als dem verheißenen Messias gibt.
Doch nicht für Juden. Muslime lassen Jesus als Propheten gelten. Doch Mohammed ist das »Siegel« der Propheten, der unüberbietbare Abschluss aller göttlichen Offenbarungen. War man unter Geschwistern? Solche theologischen Spekulationen sind wohl fehl am Platz.
    Nur wenige Sätze genügten Benedikt, um vor den Muslimen im Erzbischöflichen Haus von Köln zu jener Sache zu kommen, die ihm

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