Zwischen Sehnsucht und Verlangen
sein Geld auf jeden Fall wert.”
„Okay.”
Sie blinzelte. „Okay?”
„Ja. Wenn es mir gelingt, meinen Zeitplan einzuhalten, müsste der Salon am Wochenende eigentlich fertig werden. Am Montag kann das teure Stück dann geliefert werden, es sei denn, mir kommt noch etwas dazwischen.
Dann lasse ich es dich natürlich wissen.” Er kniete noch immer auf dem Boden und sah jetzt zu ihr auf. „Ist dir das recht so?”
„Ja.” Sie bemerkte plötzlich, dass sie ihre Beine von den Knien abwärts gar nicht mehr spürte. „Natürlich.”
„Zahlbar bei Lieferung, okay? Ich habe nämlich mein Scheckbuch nicht dabei.”
„Ja, ja, das ist schon in Ordnung.”
„Und jetzt möchte ich den Pembroke-Tisch sehen.”
„Den Pembroke-Tisch, aha.” Sie fühlte sich noch immer leicht schwindlig vor Erleichterung. Unsicher blickte sie sich um. „Hier drüben.”
Als er aufstand, gelang es ihm nur mit Mühe, sich ein Grinsen zu verbeißen. „Was ist denn das da?”
Sie blieb stehen. „Der Tisch? Oh, das ist ein Ausstellungsstück.
Satinholz und Mahagoni.”
„Er gefällt mir.”
„Er gefällt dir”, wiederholte sie.
„Er würde sich gut im Salon machen, was meinst du?”
„Ja, ich hatte ihn auch noch als eine Möglichkeit im Hinterkopf.”
„Schick ihn mir zusammen mit der Couch. Ist der Pembroke hier?”
Alles, was sie tun konnte, war schwach zu nicken. Und als Rafe sie eine Stunde später verließ, nickte sie noch immer.
Rafe fuhr geradewegs zum Sheriffoffice. Er hatte zwar schon viel zu viel Zeit vertrödelt, aber er war fest entschlossen, die Stadt erst zu verlassen, wenn sich Joe Dolin hinter Schloss und Riegel befand.
Devin, die Füße auf dem Tisch, hatte es sich in seinem Schreibtischstuhl bequem gemacht, als Rafe das Büro betrat. Seine Uniform bestand aus einem Baumwollhemd, verwaschenen Jeans und Cowboystiefeln mit schief gelaufenen Absätzen. Das einzige Zugeständnis an seine Position war der Sheriffstern, der vorn auf seiner Hemdbrust prangte. Er las gerade in einer eselsohrigen Taschenbuchausgabe von ,Die Früchte des Zorns’.
„Und du bist also für Recht und Ordnung in der Stadt zuständig.”
Devin blickte auf, knickte bedächtig die rechte obere Ecke der Seite, auf der er sich gerade befand, ein, klappte das Buch zu und legte es beiseite.
„Zumindest haben sie mir das damals bei der Einstellung gesagt. Und auf dich wartet immer eine leere Zelle.”
„Wenn du Dolin dafür einbuchten würdest, wäre ich zu allem bereit.”
„Schon passiert. Er ist hinten.” Devin machte eine Kopfbewegung zum rückwärtigen Teil des Büros hin, wo die Gefängniszellen lagen.
Rafe nickte beifällig und schlenderte zur Kaffeemaschine. „Hat er Arger gemacht?”
Devins Lippen kräuselten sich zu einem träge boshaften Lächeln.
„Gerade so viel, dass ich meinen Spaß dabei hatte. Ich will auch eine Tasse.”
„Wie lange kannst du ihn drinbehalten?”
„Das liegt nicht bei mir.” Devin streckte die Hand aus, um den Becher, den Rafe ihm hinhielt, entgegenzunehmen. Weil er von Anfang an darauf bestanden hatte, sich seinen Kaffee selbst zu kochen, war es die übliche MacKade-Brühe. Heiß, stark und schwarz wie die Nacht.
„Wir werden ihn nach Hagerstown verlegen”, fuhr Devin fort. „Er bekommt einen Pflichtverteidiger. Wenn Cassie keinen Rückzieher macht, kommt er mit Sicherheit vor Gericht.”
Rafe setzte sich auf eine Ecke des mit Aktenbergen beladenen Schreibtischs. „Glaubst du, sie zieht ihre Anzeige zurück?”
Devin kämpfte gegen ein aufflammendes Unbehagen an und zuckte die Schultern. „So weit wie jetzt ist sie noch nie gegangen. Und der Drecksack verprügelt sie seit Jahren. Wahrscheinlich hat er schon in der Hochzeitsnacht damit angefangen. Sie kann nicht mehr als hundert Pfund wiegen, hat Knochen wie ein Vogel.” In seinen normalerweise ruhigen Augen flammte Zorn auf. „Du müsstest mal die Würgemale am Hals sehen, die das Schwein ihr verpasst hat.”
„So schlimm?”
„Ich habe Fotos gemacht.” Devin fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und nahm die Füße vom Schreibtisch. Das Gerangel mit Joe, die paar blauen Flecken, die er ihm verpasst hatte – selbstverständlich im Rahmen des Erlaubten –, und auch die Handschellen um seine Handgelenke hatten Devins Rachedurst nicht stillen können. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie leid sie mir tat, wie sie da vor mir saß. Sie sah aus, als würde sie das alles vollkommen überfordern. Weiß der Himmel, wie
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