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Zwischen Sehnsucht und Verlangen

Zwischen Sehnsucht und Verlangen

Titel: Zwischen Sehnsucht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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anrührte. Sie braucht Zeit, also gib ihr welche. Und es war doch schließlich nicht so, dass er keine Zeit hätte. Es konnte schon sein, dass sie etwas Besonderes war, und auch, dass sie ihn vielleicht mehr faszinierte, als er wagte sich einzugestehen. Aber sie war dennoch nur eine Frau. Was bedeutete, dass er die Sache bald schon wieder in den Griff bekommen würde.
    Plötzlich ertönte ein Wimmern, und er verspürte einen eisigen Lufthauch.
    Er zögerte nur einen winzigen Moment lang, bevor er seine Kelle in den Mörtel tauchte.
    „Schon gut”, brummte er vor sich hin. „Ich weiß ja, dass ihr da seid. Ihr müsst euch einfach an meine Gesellschaft gewöhnen, denn ich habe nicht die Absicht, wieder von hier zu verschwinden.”
    Eine Tür schlug mit dumpfem Knall zu. Die endlosen kleinen Dramen amüsierten ihn mittlerweile. Er hörte das Hallen von Schritten, irgendetwas quietschte, dann vernahm er ein Flüstern, wenig später ein Wimmern. Ihm erschien es, als würde er inzwischen schon dazugehören. Er betrachtete sich als eine Art Hausmeister, der alles in Ordnung brachte und dafür sorgte, dass die, die von dem Haus nicht loskamen, in ihm leben konnten.
    Er vernahm das Geräusch von Schritten draußen auf dem Gang. Zu seiner Überraschung hielten sie direkt vor der Tür inne. Dann wurde die Klinke heruntergedrückt. In diesem Moment verlöschte die Arbeitslampe hinter ihm und tauchte den Raum in tiefe Finsternis.
    Es ließ sich nicht leugnen, dass sein Herz plötzlich schneller schlug. Um diesen kleinen Ausrutscher zu übertünchen, begann er laut zu fluchen und rieb sich seine Handflächen, die feucht geworden waren, an seinen Jeans trocken. Dann tastete er sich vorsichtig in Richtung Tür. Im selben Moment, in dem er sie erreicht hatte, flog sie auf und knallte ihm direkt ins Gesicht.
    Jetzt murmelte er seine Flüche nicht mehr, sondern brüllte sie lauthals heraus. Sterne explodierten vor seinen Augen, und er spürte etwas Warmes, das ihm aus der Nase tropfte. Blut.
    Als ein heiserer Schrei ertönte, während gespenstische Schatten den Flur hinunterhasteten, zögerte er keine Sekunde. Er schoss vorwärts und stürzte sich auf sein Opfer. Egal, ob Geist oder nicht, wer auch immer es gewesen war, der ihm eine blutige Nase verpasst hatte, er würde dafür bezahlen müssen.
    Es dauerte einige Sekunden, bis ihm klar wurde, dass das, was sich da in seinen Armen wand, kein Gespenst war, sondern ein warmer menschlicher Körper. Und wenig später gelang es ihm, den Duft, den dieser Körper ausströmte, zu identifizieren.
    Diese Frau lässt dich tatsächlich nicht mehr los, dachte er erbittert.
    „Was zum Teufel machst du denn hier?”
    „Rafe?” ächzte sie. „Oh mein Gott, du hast mich zu Tode erschreckt. Ich dachte … ach, ich weiß nicht. Ich hörte … Gott sei Dank, das bist nur du …”
    „Oder besser gesagt, das, was du von mir übrig gelassen hast.” Im Dämmerlicht sah er ihr Gesicht, das weiß war wie ein Leintuch, und ihre vor Schreck weit aufgerissenen Augen. „Was machst du überhaupt hier?”
    „Ich war heute Nachmittag auf einer Auktion und habe ein paar Sachen mitgebracht – oh Gott, du blutest ja!”
    „Halb so schlimm.” Mit einem verärgerten Blick wischte er sich das Blut ab, das noch immer aus seiner Nase tropfte. „Ich glaube nicht, dass du es geschafft hast, mir meine Nase zu brechen. Das wäre dann immerhin das zweite Mal in meinem Leben.”
    „Ich …” Sie legte eine Hand auf ihr Herz, weil sie das Gefühl hatte, es könnte jeden Augenblick zerspringen. „Habe ich dich mit der Tür erwischt?
    Es tut mir wirklich leid. Hier.” Sie suchte in den Taschen ihrer Kostümjacke und förderte ein Taschentuch zutage. „Es tut mir wirklich leid”, wiederholte sie und wischte ihm das Blut aus dem Gesicht. „Es war doch nur …” Sie schüttelte den Kopf, und plötzlich erschien ihr die ganze Situation mehr als komisch, und sie überkam das unwiderstehliche Bedürfnis, laut herauszulachen. Das wollte sie ihm jedoch nicht antun, deshalb versuchte sie den ersten Lacher mit einem Schluckauf zu kaschieren. „Es war doch nur, weil mir nicht klar war …” Nun konnte sie nicht mehr an sich halten und platzte los.
    „Du hast ja einen richtigen Lachanfall.”
    „Tut mir leid. Ich … kann … einfach … nicht aufhören”, prustete sie. „Ich dachte … Ich weiß gar nicht, was ich dachte.” Sie hielt inne und wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Ich hörte sie –

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