Zwischen Sehnsucht und Verlangen
stand, verschlug es ihr für einen Moment die Sprache. Dann ging sie ganz langsam, den Widerhall ihrer Schritte auf dem spiegelblank gewienerten Parkett in den Ohren, in den Raum hinein.
Durch die hohen Fenster mit den eleganten Rundbogen fielen sattgoldene Sonnenstrahlen herein, die bis in die hintersten Winkel drangen. Die Wände waren in einem dunklen, warmen Blau gehalten, das sich wunderbar von der reichlich mit Stuck verzierten elfenbeinfarbenen Decke abhob.
Die Nische am Fenster hatte Rafe in einen Alkoven verwandelt, der einen ganz eigenen Charme ausstrahlte, und der Marmorsims am Kamin war so blank poliert, dass man sich darin spiegeln konnte.
„Jetzt fehlen nur noch die Möbel, Vorhänge und dieser Spiegel, den du ausgesucht hast.” Er wünschte, sie würde endlich etwas sagen. Egal was, einfach irgendetwas. Missmutig schob er die Hände tiefer in seine Hosentaschen. „Also, wo ist das Problem? Habe ich irgendein wichtiges authentisches Detail vergessen?”
„Oh nein, es ist einfach wundervoll.” Begeistert fuhr sie mit dem Finger über die glänzende Fenstereinfassung. „Absolut perfekt. Ich habe niemals geglaubt, dass du es so gut hinbekommen würdest.” Mit einem kleinen Auflachen sah sie sich nach ihm um. „Das sollte keine Beleidigung sein.”
„So habe ich es auch nicht aufgefasst, keine Sorge, Regan. Ich bin über mich selbst erstaunt, dass es mir so viel Spaß macht, dieses alte Gemäuer wieder richtig herzurichten.”
„Es ist viel mehr als das. Du hast das Haus zu neuem Leben erweckt.
Du kannst sehr stolz sein auf dich.”
Das war er auch. Aber dennoch war ihm ihr Lob irgendwie peinlich. „Ach, es ist einfach ein Job. Man braucht einen Hammer, Nägel und ein gutes Auge, das ist alles.”
Sie legte den Kopf schräg, und er beobachtete, wie sich die Sonnenstrahlen in ihrem Haar verfingen und es golden aufschimmern ließen.
Sein Mund wurde trocken.
„Du bist wirklich der letzte Mann, von dem ich Bescheidenheit erwartet hätte. Wie kommt es zu dieser überraschenden Wandlung deiner Persönlichkeit?”
„Ach, das meiste ist doch nur Kosmetik”, brummte er und ließ offen, ob sich seine Bemerkung auf den Salon oder seine Persönlichkeit bezog.
„Irgendwas hast du gemacht”, murmelte sie, drehte sich im Kreis und schaute sich um. „Du hast wirklich irgendetwas gemacht.”
Noch bevor er ihr antworten konnte, war sie auf die Knie gesunken und fuhr mit der Handfläche über den Fußboden.
„Er ist spiegelblank wie Glas.” Sie konnte gar nicht mehr damit aufhören, die Schönheit des Parketts zu rühmen, und als er ihr nicht antwortete, richtete sie sich halb auf, hockte sich auf ihre Fersen, legte den Kopf schief und sah zu ihm hoch. Ihr Lächeln verblasste, als er sie weiterhin nur anstarrte. „Was ist denn los? Stimmt irgendetwas nicht?”
„Steh auf.”
Seine Stimme klang rau. Während sie sich langsam erhob, trat er einen Schritt zurück. Keinesfalls durfte er sie jetzt berühren. Er wusste, dass er, würde er erst einmal damit anfangen, sich nicht mehr würde bremsen können. „Du passt genau in diesen Raum hier hinein. Du solltest dich nur mal selbst sehen. Du bist genauso exquisit wie er. Ich begehre dich so sehr, dass ich nichts anderes sehen kann als dich.”
Ihr Herz kam ins Stolpern. „Du bringst mich schon wieder zum Stottern, Rafe.” Es bedurfte einer ganz bewussten Anstrengung, um Atem zu schöpfen.
„Wie lange willst du mich eigentlich noch warten lassen?”, verlangte er zu wissen. „Wir sind keine Kinder mehr. Wir wissen, was wir fühlen und was wir wollen.”
„Das ist genau der Punkt. Wir sind keine Kinder mehr, sondern erwachsen genug, um sensibel zu sein.”
„Sensibilität ist was für alte Damen. Sex hat vielleicht was mit Verantwortung zu tun, aber bestimmt nichts mit Sensibilität.”
Die Vorstellung, mit ihm nur einfach wilden, intensiven Sex zu haben, raubte ihr fast den Verstand. „Ich weiß einfach nicht, wie ich mit dir umgehen soll. Ebenso wenig wie mit den Gefühlen, die ich für dich empfinde. Normalerweise habe ich die Dinge im Griff, aber dies hier … Ich denke, wir müssen darüber reden.”
„Ich denke, du musst darüber reden. Ich nicht. Ich sage einfach nur, was ich zu sagen habe.” Plötzlich fühlte er eine ungeheure Frustration in sich aufsteigen, und grundlos verärgert angesichts seiner eigenen Hilflosigkeit ihr gegenüber, wandte er sich ab, um zum Fenster hinauszuschauen.
„Deine Möbelpacker sind da. Ich
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