Zwischen Sehnsucht und Verlangen
Der Tee schwappte in ihrer Tasse. Regan schnitt eine Grimasse und stellte sie vorsichtig auf die Untertasse zurück.
Ihre Hände bebten noch immer. „Sieht so aus, als hätte er mir einen größeren Schrecken eingejagt, als ich zuerst dachte”, sagte sie entschuldigend, als sie den besorgten Blick bemerkte, den Devin ihr zuwarf.
„Das bisschen Zittern braucht Ihnen nicht peinlich zu sein”, erwiderte er, während er stirnrunzelnd den tiefen Riss betrachtete, den Joes Faust auf der Holzplatte des Ladentischs hinterlassen hatte. Hätte alles viel schlimmer kommen können, dachte er finster. Viel schlimmer. Sie hat noch mal Glück gehabt. „Ich muss allerdings zugeben, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass er tatsächlich verrückt genug ist, hier aufzukreuzen.”
Regan räusperte sich. „Betrunken war er jedenfalls nicht. Seine Wut schraubte sich ganz langsam hoch, er wurde von Sekunde zu Sekunde aggressiver.” Sie griff wieder nach ihrer Tasse. „Aber es gibt keine Zeugen.
Wir waren beide allein.”
„Sie müssen Anzeige erstatten. Das gibt mir die Handhabe, ihn zu verhaften.”
Sie lächelte ein noch immer leicht zittriges Lächeln. „Hört sich so an, als ob Ihnen nichts lieber wäre.”
„Darauf können Sie jede Wette eingehen.”
„Gut, dann werde ich das tun. Was ist mit Cassie?”
„Ich habe sofort nach Ihrem Anruf einen meiner Deputys zu Ed’s geschickt und einen anderen zur Schule.”
„Die Kinder, mein Gott.” Das Blut drohte ihr in den Adern zu gefrieren.
„Glauben Sie, dass er imstande ist, ihnen etwas anzutun?”
„Daran hat er meiner Meinung nach kein Interesse. Die Kinder sind für ihn praktisch nicht vorhanden. Alles, worum es ihm geht, ist, seine Macht über Cassie nicht zu verlieren.”
„Ja, ich denke, Sie haben recht.” Sie versuchte sich zu erinnern, wie er früher mit den Kindern umgegangen war. Wenn er sie nicht gerade wieder einmal quälte, waren sie Luft für ihn gewesen. Sie schwieg einen Moment. „So. Dann werde ich jetzt den Laden schließen und mit Ihnen kommen, damit die Sache erledigt ist.”
„Je eher, desto besser.”
Nachdem sie offiziell Anzeige erstattet hatte, verließ Regan das Sheriffoffice und ging über den Marktplatz. Cassie und sie würden beide heute Abend etwas Trost brauchen. Ein gutes Essen hält Leib und Seele zusammen, dachte sie. Ja, ich werde heute Spaghetti mit Fleischbällchen machen und als Nachspeise einen großen Schokoladenkuchen backen, beschloss sie und steuerte den Supermarkt an.
Während sie an der Kasse darauf wartete, dass ihre Sachen eingepackt wurden, spürte sie die neugierigen Blicke in ihrem Rücken und hörte, wie einige Frauen miteinander tuschelten. Die Klatschbrigade ist im Anmarsch, stellte sie amüsiert fest und musste ein Grinsen unterdrücken.
Da kam auch schon die dicke Mrs. Metz auf sie zugewatschelt. „Ach, dachte ich’s mir doch, dass ich Sie gesehen habe, Miss Bishop.”
„Hallo, Mrs. Metz.” Das Oberhaupt der Klatschbrigade pflanzte sich vor sie hin. „Was meinen Sie, kriegen wir wieder Schnee?”
„Eisregen”, erwiderte Mrs. Metz, wie stets über alles bestens informiert.
„Ich habe es vorhin in den Nachrichten gehört. Wie kommt es, dass Sie zu dieser Tageszeit unterwegs sind?”
„Im Moment ist bei mir im Geschäft nicht viel los. Die Leute halten Winterschlaf.”
„Ach ja, verstehe. Aber Sie haben ja wahrscheinlich sowieso genug mit dem Barlow-Haus zu tun, stimmt’s?”
„Ja, in der Tat.” Regan hatte sich entschlossen mitzuspielen. „Es geht gut voran. Das Haus wird ein richtiges Schmuckstück werden.”
„Ich hätte ja im Leben nie geglaubt, dass sich eines Tages noch mal jemand für den alten Kasten interessiert. Und vor allem nicht, dass es Rafe MacKade sein würde.” Ihre Augen leuchteten neugierig. „Sieht so aus, als hätte er im Süden gut verdient.”
„Offensichtlich.”
„Na ja, die MacKade-Jungs waren schon immer für eine Überraschung gut. Und der Rafe, der war ja ein ganz Wilder. Den Wagen seines Daddys hatte er schon zu Schrott gefahren, da hatte er noch nicht mal den Führerschein. Und immer auf der Suche nach einem, mit dem er sich anlegen konnte. Wenn’s irgendwo Arger gab, konnte man davon ausgehen, dass einer der MacKades mittendrin war. Und den Mädels haben sie den Kopf verdreht, kann ich Ihnen sagen – besonders Rafe.” Mrs. Metz schwelgte in alten Erinnerungen und konnte kein Ende finden.
„Nun, ich vermute, die Zeiten haben sich
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