Zwischen Sehnsucht und Verlangen
war.
„Vielleicht ist das alles, was sie sein will.”
„Offensichtlich. Trotzdem fällt es mir immer wieder schwer, ruhig zu bleiben, wenn ich sehe, wie sie ihn von vorn bis hinten bedient und er ihr dann als Dank dafür den Kopf tätschelt.” Allein der Gedanke daran machte sie so wütend, dass sie mit den Zähnen knirschte. Dann seufzte sie. „Was soll’s? Merkwürdigerweise scheinen sie dennoch irgendwie glücklich zu sein.”
Gegen Mitternacht kehrte Rafe in das Barlow-Haus zurück. Bereits aus einiger Entfernung hatte er im Kegel seines Scheinwerferlichts das Auto erkannt, das oben auf dem Hügel vor dem Haus parkte. Da er wie gewöhnlich nicht abgeschlossen hatte, überraschte es ihn nicht, Jared im Salon mit einem Bier in der Hand vorzufinden.
„Haben Sie schon vor, mir die Hypothek zu kündigen, Anwalt MacKade?”
Anstatt auf Rafes scherzhaften Ton einzugehen, starrte Jared nur auf sein Bier und brütete wortlos vor sich hin. Es dauerte einige Zeit, ehe er sich zu einer Erklärung aufraffte. „Ich habe heute mein Haus zum Verkauf angeboten. Es hat einfach keinen Sinn mehr, ich fühle mich dort nicht wohl.”
Rafe murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, ließ sich auf den Schlafsack fallen und zog sich die Stiefel aus. Jared blies offensichtlich Trübsal. Ein Zustand, der Rafe nicht fremd war.
„Ist kein großer Verlust. Ich konnte das Haus nie leiden, ebenso wenig wie deine Exfrau.”
Jared musste wider Willen lachen. „Sieht immerhin so aus, als würde ich bei der ganzen Sache noch einen netten Profit rausschlagen.”
Als Jared ihm die Bierflasche hinhielt, schüttelte Rafe den Kopf.
„Schmeckt mir nicht mehr so besonders, seit ich das Rauchen aufgegeben habe. Ganz abgesehen davon, dass ich müde bin. Ich muss in sechseinhalb Stunden wieder aufstehen.” Er schwieg einen Moment. „Morgen früh allerdings hatte ich vor, sowieso bei dir vorbeizuschauen”, fügte er nach kurzer Überlegung hinzu.
„Ach. Warum das denn?”
„Um dir ordentlich den Kopf zu waschen.” Rafe gähnte und legte sich auf dem Schlafsack zurück. „Aber das kann bis morgen warten. Im Moment fühle ich mich gerade so schön entspannt.”
„Okay. Aber dann sag mir wenigstens den Grund.”
„Weil du meine Frau geküsst hast”, erwiderte Rafe, wobei er daran dachte, dass ihm Regan vorhin erzählt hatte, dass sie ein paarmal mit Jared ausgegangen war.
„Habe ich das?” Jared machte es sich gemütlich, legte die Beine über die Armlehnen des Sofas und grinste breit. „Ja, ja … es fällt doch alles wieder auf einen zurück. Aber seit wann ist sie denn deine Frau?”
Rafe hatte seine Jeans ausgezogen und warf sie beiseite. Dann begann er sein Hemd aufzuknöpfen. „Das kommt davon, wenn man in der Stadt wohnt, Bruderherz. Du bist einfach nicht mehr auf dem Laufenden. Sie gehört jetzt mir, kapiert?”
„Aha. Ist ihr das auch schon klar?”
„Wer weiß?” Er war nun bis auf seine Boxershorts nackt und kroch in den Schlafsack. „Ich glaube, ich möchte sie nicht mehr hergeben.”
Jared verschluckte sich fast an seinem Bier. „Willst du damit sagen, dass du vorhast, sie zu heiraten?”
„Ich habe nur gesagt, dass ich sie behalten will”, erwiderte Rafe. Um keinen Preis der Welt würde er das Wort Heirat jemals in den Mund nehmen. „Alles bleibt so, wie es jetzt ist.”
Sehr interessant, dachte Jared. Viel interessanter, als immer nur über der Vergangenheit zu brüten. „Und wie ist es jetzt?”
„Gut”, gab Rafe knapp zurück. Noch immer konnte er ihren Duft riechen, der aus dem Schlafsack aufstieg. „Ich muss dir nur noch einen Denkzettel verpassen. Rein aus Prinzip.”
„Kapiert.” Jared gähnte und streckte sich. „Dann werde ich wohl nicht umhinkönnen, mich an die Sache mit Sharilyn Bester, jetzt Fenniman, zu erinnern.”
„Ich habe mich erst an sie rangemacht, nachdem du ihr den Laufpass gegeben hattest.”
„Ja, ich weiß. Dennoch. Rein aus Prinzip.”
Gedankenverloren rieb Rafe sich über seine Bartstoppeln. „Hm. Okay ein Punkt für dich. Aber Sharilyn ist – so hübsch sie auch sein mag – nicht Regan Bishop.”
„Ich jedenfalls habe Regan niemals nackt gesehen.” „Das ist auch dein Glück.” Er legte die Hände unter seinen Kopf. „Nun, vielleicht sollten wir die Angelegenheit ausnahmsweise auf sich beruhen lassen”, schlug er schließlich großmütig vor.
Jared grinste breit. „Gott sei Dank kommst du endlich zur Vernunft. Ich hätte aus Angst vor
Weitere Kostenlose Bücher