Zwischen Sehnsucht und Verlangen
glaubt, ich hätte Lust, hier rumzustehen und zuzusehen, wie ihr euch gegenseitig die Köpfe einschlagt, habt ihr euch getäuscht”, verkündete sie wütend und wandte sich zum Gehen.
„Setz dich hin, Regan.” Fluchend kam Rafe hinter ihr her. „Komm schon, setz dich.” Er packte sie am Ärmel und versuchte sie mit sanftem Druck zu einem Stuhl zu schieben, wobei man ihm ansah, wie viel Mühe es ihn kostete, seine Wut zu zügeln und sich zumindest einen leisen Anstrich von Besonnenheit zu geben. „Großer Gott, schau doch nur, wie deine Hände zittern.”
Behutsam nahm er sie in seine, drückte sie zärtlich und hob dann ihre Rechte an seine Lippen. Die Geste war so innig, dass die anderen MacKades verlegen den Blick abwandten.
„Was erwartest du denn von mir?” Erneut spürte er das Gefühl hilfloser Wut in sich emporkochen. „Was erwartest du von mir, wie ich reagieren soll? Ist dir eigentlich klar, wie ich mich fühle?”
„Ich weiß nicht”, erwiderte sie erschöpft. Im Moment wusste sie ja nicht einmal, wie sie sich selbst fühlte unter seinem verdammt eindringlichen Blick. „Ich würde das Ganze nur einfach gern hinter mich bringen, Rafe.
Lass mich zu Protokoll geben, was ich zu sagen habe, und dann gehe ich.”
„Gut.” Er trat einen Schritt zurück. „Tu, was du nicht lassen kannst.”
Nachdem sie sich wieder gesetzt hatte, nahm sie den Becher mit frischem Kaffee, den Jared ihr hinhielt, entgegen. Devin fragte, sie antwortete, und Rafe hörte schweigend zu. Nach einer Weile drehte er sich abrupt um und verließ wortlos das Büro.
Sie bemühte sich, sich nicht verletzt zu fühlen, und zerbrach sich den Kopf darüber, warum er sie jetzt wohl allein gelassen hatte. „Und wie wird es jetzt weitergehen, Devin?”
„Sobald Joes Verletzungen es zulassen, wird er vom Krankenhaus ins Gefängnis überführt. Da er sich nicht an die Auflagen gehalten hat, die ihm das Gericht erteilt hat, muss er nun wieder in Haft und seine Strafe absitzen.” Für sie ist das wahrscheinlich nur ein schwacher Trost, dachte Devin, während er Cassie musterte, die während der vergangenen dreißig Minuten kein einziges Wort gesagt hatte.
„Nun gut.” Regan holte tief Luft. „Es ist vollbracht. Können Cassie und ich jetzt gehen?”
„Selbstverständlich. Wir bleiben in Verbindung.”
„Ich kann keinesfalls wieder mit zu dir”, brach Cassie ihr Schweigen. Ihre Stimme klang zaghaft und leise.
„Aber selbstverständlich.”
„Ach, Regan, wie könnte ich nur?” Unglücklich starrte sie auf Regans zerrissene rauchgraue Hose, der man selbst in diesem Zustand noch ansah, wie teuer sie einmal gewesen war. Jetzt allerdings war sie ein für alle Mal dahin. „Ich bin doch daran schuld, dass alles so gekommen ist.”
„Er ist schuld, Cassie”, erwiderte Regan ruhig, aber bestimmt. „Du trägst für das, was er getan hat, keinerlei Verantwortung.”
Es war ein hartes Stück Arbeit, Cassie die irrationalen Schuldgefühle auszureden, und auch nachdem es Regan schließlich einigermaßen gelungen war, war Cassie noch immer nicht bereit, mit ihr nach Hause zu gehen.
„Ich muss jetzt endlich anfangen, mein eigenes Leben zu leben, Regan.
Ich muss einen Weg finden, um den Kindern das Zuhause zu geben, das sie verdienen.”
„Warte damit noch ein paar Tage.”
„Nein”, erwiderte Cassie fest entschlossen und holte tief Luft. „Kannst du mir helfen, Jared?”
„Ich bin bereit, alles zu tun, was in meiner Macht steht, Honey.
Es gibt eine Menge Hilfsprogramme für Frauen …”
„Nein, das meine ich nicht.” Cassie presste ihre Lippen so hart aufeinander, bis sie nur noch ein schmaler Strich waren. „Ich möchte die Scheidung einreichen und will von dir wissen, welche Schritte ich als Nächstes unternehmen muss.”
„Okay.” Jared nickte. „Warum kommst du nicht mit? Wir könnten irgendwo gemütlich einen Kaffee trinken und dabei alles in Ruhe besprechen.”
Cassie willigte ein, und nachdem Shane Regan angeboten hatte, ihr Türschloss zu reparieren, brachen sie schließlich alle gemeinsam auf.
10. KAPITEL
E s war ein befreiendes Gefühl, auf etwas einzuschlagen. Selbst wenn es nur ein Nagel war. Um sich von einer unüberlegten Handlung abzuhalten, hatte sich Rafe in das Schlafzimmer im Ostflügel geflüchtet und arbeitete dort wie ein Besessener. Allein sein Blick hatte es seinen Arbeitern ratsam erscheinen lassen, für den heutigen Tag Abstand zu halten.
Der Baulärm, der ohrenbetäubend durch
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