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Zwischen Sehnsucht und Verlangen

Zwischen Sehnsucht und Verlangen

Titel: Zwischen Sehnsucht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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das Haus dröhnte, passte hervorragend zu seiner düsteren, aggressiven Stimmung. Bei jedem Hammerschlag, den er krachend niedersausen ließ, stellte er sich genüsslich vor, es wäre seine Faust, die er Joe Dolin erbarmungslos zwischen die Rippen rammte.
    Als er ein Türgeräusch hinter sich vernahm, stieß er, ohne sich auch nur umzudrehen, einen wilden Fluch aus. „Mach, dass du sofort rauskommst, oder du bist gefeuert, hast du verstanden.”
    „Na los, dann feure mich doch.” Regan knallte die Tür hinter sich zu.
    „Dann kann ich dir wenigstens endlich mal die Meinung sagen, ohne befürchten zu müssen, dass ich damit unsere Geschäftsgrundlage zerstöre.”
    Jetzt warf er einen kurzen Blick über die Schulter. Sie hatte sich umgezogen und sah wie üblich wie aus dem Ei gepellt aus. Nicht nur, dass sie die Hose gewechselt hatte, sie trug auch eine andere Bluse, einen anderen Blazer und anderen Schmuck.
    Leider erinnerte er sich noch viel zu gut daran, wie sie ein paar Stunden zuvor ausgesehen hatte mit ihrem wild zerzausten Haar, bleich und zittrig, mit blutbesudelter Kleidung.
    „Du bist im Moment hier nicht erwünscht.” Er zielte auf den Kopf des Nagels und ließ den Hammer krachend niedersausen.
    „Ich bin jetzt aber nun mal hier, MacKade.”
    Nachdem sie nach Hause gekommen war, hatte sie erst einmal geduscht und versucht, sich damit alles, was mit Joe Dolin in Zusammenhang stand, von der Seele zu waschen. Danach fühlte sie sich gefestigt genug, um Rafe MacKade gegenübertreten zu können. „Ich will wissen, was zum Teufel eigentlich los ist.”
    Wenn er ihr die Wahrheit sagte, würde sie ihm vermutlich ins Gesicht lachen. Was bei ihm – da war er sich sicher – das Fass endgültig zum Überlaufen bringen würde. „Ich habe zu tun, Regan, siehst du das nicht? Diese Sache hat mich mehr als einen halben Tag gekostet.”
    „Das kannst du nicht mir zum Vorwurf machen. Schau mich an, wenn ich mit dir rede, verdammt noch mal.” Da er keine Reaktion zeigte und vollkommen unberührt weiterhin seine Nägel in die Wand schlug, stützte sie empört die Hände in die Hüften. „He, hörst du nicht?”, brüllte sie ihn an. „Ich will von dir wissen, warum du vorhin einfach ohne einen Ton zu sagen abgehauen bist.”
    „Weil ich zu tun hatte.”
    Um ihm zu zeigen, was sie von seiner Antwort hielt, kickte sie wütend mit dem Fuß den Werkzeugkoffer beiseite. „Ich vermute, ich muss mich jetzt bei dir bedanken, dass du mein Schloss wieder in Ordnung gebracht hast.”
    „Falls du gezwungen warst, einen Schlosser zu holen, bin ich gern bereit, dir deine Unkosten zu erstatten.”
    Hilflos angesichts seiner Sturheit schüttelte sie den Kopf. „Warum bist du denn bloß so sauer auf mich? Was habe ich dir denn …”
    Sie verschluckte sich fast vor Schreck, als sie sah, wie plötzlich der Hammer durch die Luft segelte, an der gegenüberliegenden neu tapezierten Wand abprallte und polternd zu Boden fiel.
    „Du hast mir verdammt noch mal gar nichts getan. Du bist nur überfallen worden, fast vergewaltigt und hast dir die Knie blutig geschlagen, aber was zum Teufel sollte mich das scheren?”
    Zumindest einer von uns muss jetzt die Ruhe bewahren, sagte sie sich.
    Und nach dem Ausdruck seiner Augen zu urteilen, würde sie das wohl sein müssen. „Ich weiß, wie aufgebracht du bist über das, was passiert ist.”
    „Ja, ich bin aufgebracht.” Bleich vor Zorn stapfte er zu der Werkzeugkiste hinüber, hob sie hoch über den Kopf und schmetterte sie anschließend mit voller Wucht zu Boden. „Nur ein bisschen aufgebracht.
    Und jetzt mach, dass du rauskommst.”
    „Ich will aber nicht.” Trotzig hob sie das Kinn. „Na vorwärts, los, lass ruhig noch weiter die Fetzen fliegen. Ich warte gern, bis du dich abgeregt hast. Vielleicht ist es ja dann möglich, dass wir wie zivilisierte Menschen miteinander reden.”
    „Vielleicht geht es ja irgendwann auch in deinen verdammten Dickschädel hinein, dass ich kein zivilisierter Mensch bin.”
    „Ist schon angekommen”, konterte sie. „Und jetzt? Schießt du jetzt auf mich? Was beweisen würde, dass du ein noch härteres Mannsbild bist als Joe Dolin.”
    Seine Augen wurden fast schwarz. Für den Bruchteil einer Sekunde entdeckte sie in ihnen Zorn, vermischt mit Schmerz. Sie war zu weit gegangen und hatte ihn verletzt. Beschämt räusperte sie sich. „Tut mir leid.
    Das wollte ich nicht sagen, ich nehme es zurück.”
    Mit unterdrückter Wut starrte er sie an.

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