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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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hatte. Es war schon mit Connys Unterstützung anstrengend genug; zu Hause wären die Erwartungen noch höher.
    »Stimmt«, erwiderte er. »Wir sehen uns ja dreimal die Woche.«
    Sie nickte und reckte das Kinn. Er wusste, dass sie unbedingt wieder die Mutter, die Frau von früher sein wollte – und er wusste auch, wie sehr sie sich davor fürchtete, zu versagen. Darüber hatten sie immer wieder geredet. Besser gesagt: Er hatte geredet, und sie hatte zugehört.
    Er hockte sich trotz seiner protestierenden Knie neben sie. »Sie sind nicht die Einzige, die Angst hat, nach Hause zu gehen«, sagte er so leise, dass Michael ihn nicht hören konnte. »Hier ist es sicher.«
    Er streckte seine dunkle Hand aus und nahm ihre Linke. »Aber Sie wollen doch nicht behaupten, dass Sie den nächsten Schritt nicht schaffen. Denn das weiß ich besser. Es ist nur ein Neuanfang.«
    Er hatte recht. Sie würde es schaffen. Sie hatte alles geschafft, und zwar von dem Augenblick an, als sie erkannte, dass sie auf ihre Eltern nicht zählen konnte. Sie hatte gelernt, für sich selbst zu sorgen. Wenn sie es geschafft hatte, den Tod ihrer Eltern, die Trennung von Michael, den Verlust ihres Beins und Smittys Tod zu überleben, dann konnte sie es auch schaffen, wieder nach Hause zu gehen … ihre Töchter zu lieben und eine neue Version ihres alten Selbst zu werden.
    Sie schluckte hart. »Nächste Woche um diese Zeit spiele ich schon Lacrosse.«
    »So kenn ich mein Mädchen.« Conny grinste und tätschelte ihr die Hand. »Morgen früh zehn Uhr. Kommen Sie nicht zu spät.«
    »Wird sie nicht«, warf Michael ein.
    »Michael«, erklärte Conny, »so helfen Sie Ihrer Frau in den Wagen.«
    Jolene ließ sich von Conny helfen aufzustehen, drehte sich dann auf ihrem Fuß und ließ sich auf den Beifahrersitz sinken, während Conny ihre Hand festhielt. Als sie saß, fiel ihr auf, wie ihr halbes Bein hervorstak.
    Conny tätschelte ihr ein letztes Mal die Schulter und drückte die Tür zu.
    Dann waren Michael und sie allein im Wagen. Sie wollte nicht an seinen Blick auf dem Parkplatz denken, als er sie hätte anfassen sollen, aber es gelang ihr nicht.
    Auf dem Heimweg betrieb er Small Talk. Sie nickte nur, gab zustimmende Laute von sich und starrte aus dem Fenster.
    Die vertraute Landschaft nahm sie gefangen, erinnerte sie an das Leben, das sie hier im Schatten dieser majestätischen Berge gemeinsam geführt hatten. Als sie in ihre Einfahrt einbogen und die Scheinwerfer auf ihren weißen Zaun fielen, dachte sie Ich bin zu Hause , und für den Bruchteil einer Sekunde wallte reine, süße, berauschende Freude in ihr auf. Sie vergaß ihr Bein, ihren Mann, ihr verlorenes Crewmitglied und ihre im Koma liegende beste Freundin und dachte nur noch, wie glücklich sie sich schätzen konnte, hier zu sein. Sie hatte immer noch das, was für sie am meisten im Leben zählte: ihre Töchter. Und endlich konnte sie wieder Mommy sein.
    Da, auf dem Nachbargrundstück, war Tamis Haus. Du solltest hier sein, Tam , dachte sie traurig.
    Als sie zur Garage fuhren, schaltete der Bewegungsmelder gleißend helles Licht an …
    Und plötzlich war sie wieder im Helikopter und blickte sich nach Smitty um. Aber sie sah nur das klaffende, rauchende Loch in seiner Brust und den leeren Blick in seinen Augen …
    »Jo? Jo?«
    Sie kehrte in die Gegenwart zurück und entdeckte, dass sie zitterte. Sie schluckte hart und verschränkte die Hände, um das Zittern zu unterbinden. Über der Haustür hing ein Spruchband mit der Aufschrift Unsere Heldin sei herzlich willkommen!
    Heldin. Helden brachten ihre Mitstreiter wieder nach Hause.
    Da wusste sie, dass sie in Schwierigkeiten war.
    »Jo?«
    »Mir geht’s gut. Das Spruchband ist toll.«
    »Sie haben sich wirklich sehr viel Mühe gegeben.«
    Michael parkte in der Garage; automatisch schaltete sich das Licht ein. Er ging zum Kofferraum, hievte den Rollstuhl heraus, schob ihn auf ihre Seite und öffnete die Beifahrertür.
    Dann sah er sie an und runzelte die Stirn. »Alles klar?«
    Nein , wollte sie sagen, aber sie brachte kein Wort heraus. Außerdem hätte sie es ihm gegenüber auch niemals zugegeben. Sie hielt sich am Rahmen des Wagens fest und rutschte so auf ihrem Po herum, dass ihre Beine herausragten. Michael trat verlegen zu ihr, sah sie an, ließ dann seine Hand unter sie gleiten, stützte sie und half ihr in den Rollstuhl. Einen Augenblick lang, als er ihren Körper hielt, fühlte sie sich hilflos, aber sie schaffte es.
    Er schob sie zum

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