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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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mich schlafen, ich bin erledigt.«
    Daraufhin sah er sie so lange an, dass sie schon meinte, er würde noch etwas sagen. Doch am Ende verließ er einfach das Zimmer und drückte die Tür hinter sich zu.

D REIUNDZWANZIG
    Trotz ihrer Müdigkeit konnte Jolene nicht einschlafen. Sie fühlte sich, als hätte sie eine ganze Kanne Espresso getrunken; ihr gesamter Körper stand unter Strom, und ihre Nerven waren aufs Äußerste angespannt. Es war so still hier – viel zu still. Keine fallenden und explodierenden Mörsergranaten; keine Alarmsirenen, keine abhebenden Helikopter oder lärmenden Menschen. Die Stille machte ihr Angst, und das war falsch. Sie war zu Hause . Sie sollte nicht mal an den Irak denken.
    Sie lag in ihrem neuen Bett, in ihrer neuen Bettwäsche, in ihrem neuen Zimmer und fühlte sich einfach nur schmerzhaft und erschreckend fehl am Platz. Jedes Geräusch im Haus störte ihr gefährdetes inneres Gleichgewicht. Bei jedem Laut fuhr sie mit hämmerndem Herzen auf und lauschte.
    Um halb vier sah sie das letzte Mal auf die Uhr. Als sie endlich einschlief, wartete schon der Alptraum auf sie.
    Tami! Wir müssen eine Deckung aufbauen … Smitty … Jamie, hilf Smitty …
    Schweißgebadet und mit rasendem Puls wachte sie auf. Ein müder Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es halb sechs war. Sie warf die Decke zurück und wollte aufstehen.
    Da fiel ihr wieder ein, dass sie ihr Bein verloren hatte. Sie starrte auf den immer noch geschwollenen und verbundenen Stumpf. Seufzend ließ sie sich in die Kissen zurückfallen und schloss die Augen. Irgendwo auf der anderen Seite der Welt lag ihre beste Freundin auch im Bett …
    Draußen heulte ganz in der Nähe ein Kojote. Oben knackten die Dielen, dann spülte eine Toilette. Sie war nicht die Einzige, die nicht schlafen konnte.
    Während sie so dalag, versuchte sie, Kraft aus dem zu ziehen, was ihr geblieben war. Sie war zu Hause; sie war Mutter. Zum ersten Mal seit Monaten konnte sie sich auf ihre Kinder und auf ihre Aufgabe als Mutter konzentrieren. Sollte sie aufgeben wollen, würde Tami sie in den Hintern treten.
    Sie konnte es schaffen. Wirklich. Heute war der Tag, an dem sie ihr Leben und sich selbst zurückerobern würde.
    Sie stellte sich vor, wie sie Frühstück zubereiten, die Kinder schulfertig machen und sie zum Abschied küssen würde.
    Das war ihr letzter bewusster Gedanke, bevor sie einschlief. Als sie wieder aufwachte, war draußen bereits ein grauer regnerischer Tag angebrochen.
    Der erste Tag ihres neuen Lebens. Sie setzte sich auf und blickte sehnsüchtig auf die Krücken, die an der Wand lehnten. Sie wünschte, sie könnte sie schon benutzen, aber Conny war unerbittlich gewesen und hatte behauptet, dazu sei es noch zu früh, weil im Haus zu viele versteckte Gefahren lauerten. Also hievte sie sich in den Rollstuhl und fuhr ins Bad. Wieder war es ein einziger Kampf. Auf einem Fuß balancierend, wusch sie sich das Gesicht und putzte sich die Zähne, bevor sie zur Toilette hüpfte. Als sie sich angezogen hatte und bereit für den Tag war, fühlte sie sich schon wieder erschöpft. Sie setzte sich in den Rollstuhl, fuhr ins Familienzimmer und suchte die Fernbedienung.
    Sie machte den Fernseher an und schaltete auf CNN , um Neuigkeiten über den Irak zu hören.
    Da kam Michael mit der lebhaft plappernden Lulu auf dem Arm herunter.
    »Ach, du bist schon auf«, bemerkte er. Er war bereits für die Arbeit angezogen.
    »Lass mich runter«, quengelte Lulu und wand sich aus seinem Griff. Kaum hatte er sie abgesetzt, rannte sie zu Jolene und stieß versehentlich gegen ihr Bein. Das tat so weh, dass Jolene ein Fluch entfuhr.
    Lulu blieb wie angewurzelt stehen und riss die Augen auf. »Du hast ein schlimmes Wort gesagt, Mommy. Daddy! Mommy hat ein schlimmes Wort gesagt!«
    »Tut mir leid«, murmelte Jolene grimmig.
    »Was wollt ihr zum Frühstück?«, fragte Michael.
    Jolene sah zu ihm auf. »Ums Frühstück kümmere ich mich, und dann bringe ich sie zur Schule.«
    »Das ist zu viel für dich, Jolene. Geh’s lieber langsam an. Ich …«
    »Bitte.« Sie hörte, wie flehentlich ihre Stimme klang. Aber sie konnte es nicht ändern. »Das ist wichtig für mich, Michael. Ich will mein altes Leben wieder. Und für meine Mädchen werde ich doch wohl Frühstück machen können!«
    Er sah sie an wie eine Bombe, die jeden Moment hochgehen konnte. »Wenn du sicher bist …«
    »Worum geht’s?«, fragte Betsy, die gerade die Treppe herunterkam.
    »Deine Mom macht euch Frühstück

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