Zwischen uns die halbe Welt: Sommerflirt 2 (German Edition)
einzige dicke Matsch-Potato, und starre auf seine Lippen, die ich noch nie zuvor richtig wahrgenommen habe. Sie glänzen vom Wasser.
Nathan hasst mich, aber vielleicht …
Nein, ich kann nicht.
Doch er sieht mich noch immer durchdringend an, wir schauen einander in die Augen. Alles andere in meinem Scheißleben liegt nicht in meiner Hand, aber vielleicht kann ich an seiner Einstellung zu mir und seiner Feindseligkeit mir gegenüber etwas ändern.
Wenn ich es nicht probiere, werde ich es nie erfahren. Ich stelle meine Tasche auf den Boden. Mit zwei schnellen Schritten bin ich bei ihm und presse meine Lippen auf seine. Ich küsse Nathan im Aufzug, während wir vom fünften in den vierzigsten Stock hochfahren. Dabei blicke ich ihm noch immer in die Augen und warte auf eine Reaktion.
Fehlanzeige.
Meine Hände. Was soll ich mit meinen Händen tun? Ich lege sie ihm auf die Brust, die sich für jemanden wie ihn erstaunlich hart anfühlt, und lege den Kopf in den Nacken, um ihn inniger zu küssen.
Nathan erwidert meinen Kuss nicht. Seine Lippen sind weich und einladend, aber er steht da wie ein Stock und lässt die Arme seitlich herabhängen. Er schiebt mich nicht von sich weg, doch er verhält sich auch kein bisschen wie ein Junge, der gerade von einem Mädchen geküsst wird. Seine Lippen sind leicht geöffnet, sein Atem ist warm und riecht gut. Aber er ist irgendwie teilnahmslos. Er ist nicht bei der Sache, sondern lässt mich machen.
Als der Lift mit einem Pling anhält und die Tür aufgeht, nehme ich die Hände von seiner Brust und trete einen Schritt zurück.
»Also, das war nett«, sage ich, packe meine Tasche und verlasse den Aufzug.
»Für wen?«, erwidert Nathan und läuft an mir vorbei.
Wir sind auf dem Flur in der vierzigsten Etage. Außer uns ist kein Mensch da. Nathan steht vor seiner Tür und ich vor meiner. Ich sehe zu ihm hinüber, während er nach seinen Schlüsseln angelt. »Für niemanden, Nathan. Das war ein Witz. Du stehst offenbar nicht auf Mädchen.«
Er gibt ein kurzes, zynisches Lachen von sich. »Wie du meinst, Barbie. Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du nach Obst riechst?«
»Hör auf, mich Barbie zu nennen!«, schreie ich und übergehe den Obst-Kommentar geflissentlich. Nathan antwortet nicht, sondern öffnet die Tür zu seiner Wohnung und haut sie hinter sich zu.
Ruckartig wird die Tür zu meiner eigenen Wohnung aufgerissen und mein Dad stürmt heraus. »Was ist hier los? Wen hast du angebrüllt?«
»Niemanden, Dad.«
»Ich habe es doch gehört, Amy. Ist alles in Ordnung?«
»Kein Grund, sich hier so aufzuführen. Alles im grünen Bereich«, sage ich und husche an ihm vorbei.
Mein Dad folgt mir in mein Zimmer, meinen persönlichen Zufluchtsort, wo ich mich zurückziehe, wenn ich meine Ruhe haben will. »Ich bin dein Vater. Ich habe ein Recht darauf, mir um dich Sorgen zu machen. Warum benimmst du dich so? Und warum riechst du nach Banane?«
Ich lasse ihm mein berühmtes Hohnlächeln angedeihen. »Wie benehme ich mich denn?«
»Als wärst du wütend auf alle Welt.«
»Ich bin nicht wütend auf alle Welt. Alle Welt ist wütend auf mich. Und zu deiner Information: Ich habe mich auf eine Banane gesetzt. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich würde mich gern umziehen. Allein.« So wird man seinen Vater los.
Nachdem ich mich aus meiner verdreckten Jeans geschält habe, schlüpfe ich in meinen Pyjama und gehe über den Flur, um mir die Zähne zu putzen und das Gesicht zu waschen. Von dem ganzen Stress sprießen mir bestimmt ein, zwei Pickel … oder zwanzig. Im Bad schrubbe ich mit einem Waschlappen den Kuss von meinen Lippen. Zurück in meinem Zimmer blicke ich auf und sehe meinen Dad in der Tür stehen. Er lehnt sich gegen den Türpfosten. »Ich gebe zu, ich kenne mich nicht gut mit den Problemen junger Mädchen aus. Aber ich habe immer ein offenes Ohr für dich.«
Ich sehe ihm an, dass er sich mental auf eine hitzige Diskussion einstellt. Er kennt sich auch nicht gut mit hitzigen Diskussionen über die Probleme junger Mädchen aus. Mein Dad ist der Typ harter Kerl. Ein bisschen weiblicher Einfluss in seinem Leben würde ihm wirklich guttun. »Warum willst du keine Freundin?«
»Weil Beziehungen einen zeitlich so festlegen.«
Ich verdrehe die Augen. »Es ist kein Geheimnis, dass du Probleme damit hast, dich überhaupt auf jemanden festzulegen. Das kann man ja mal offen aussprechen. Willst du dich nicht mit anderen Frauen treffen, weil du meine Mom
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