Zwischen uns die Zeit (German Edition)
nicht vergessen, was mir ein anderer Bennett vor fünf Tagen im Stadion gesagt hat: Ich habe seitdem immer wieder versucht zurückzukommen.
Wir streifen weiter durch die Läden, und nachdem Emma noch ein paar leichte Sommerkleider und Sandaletten gekauft hat, entscheidet sie, dass wir auf der Stelle nach Hause fahren müssen, bevor sie in Versuchung kommt, noch mehr Geld auszugeben. Auf dem Weg zum Kassenautomaten im Parkhaus ruft sie plötzlich laut: » Ha! Ich habe eine geniale Idee. Du kommst jetzt einfach gleich mit zu mir und dann style ich dich für unser Date heute Abend, okay? Ich verspreche dir, Bennett wird dich nicht wiedererkennen.«
Was sich aus ihrem Mund wie eine Verheißung anhört, klingt für mich eher wie eine Drohung.
***
Den Rest des Nachmittags verbringt Emma damit, mich wie für eine » Vorher/Nachher«-Fotostrecke in einer Zeitschrift umzustylen. Ich komme mir vor wie eine fleischgewordene Barbiepuppe. Sie zupft Kleider, Röcke und Oberteile an mir zurecht, zieht Ausschnitte tiefer, knetet mir hingebungsvoll irgendwelche Anti-Frizz-Produkte in die Haare, föhnt, bürstet und zupft wieder zurecht und schminkt mich schließlich. Ich halte bei allem brav still. Irgendwann erklärt sie ihr Werk für vollendet, schiebt mich vor ihren bodenlangen Spiegel und ruft mit weit ausholender Geste: » Voilà!«
Zu meiner Überraschung gefällt mir, was ich sehe. Meine dunklen Locken hat sie zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur gebändigt, ein paar Strähnen umspielen weich mein Gesicht. Und irgendwie ist es ihr gelungen, mich so zu schminken, dass die Farbe meiner Augen strahlender denn je erscheint und meine Wimpern doppelt so lang wie sonst wirken. Trotzdem komme ich mir ein bisschen aufgedonnert vor in den hochhackigen Stiefeletten, dem knappen Jeansmini und dem schwarzen Top, das viel tiefer ausgeschnitten ist als die Sachen, die ich sonst trage. Instinktiv verschränke ich die Arme vor der Brust.
» Das wirst du schön bleiben lassen!« Emma zieht meine Arme wieder auseinander. » Du hast es nicht nötig, irgendetwas an dir zu verstecken, weil du nämlich absolut umwerfend aussiehst!«
Ich seufze und zwinge mich, die Arme unten zu lassen. » Findest du?«
» Absolut umwerfend«, wiederholt sie, dann geht sie zum Fenster und sieht hinaus. » Wo bleiben sie denn?«
Plötzlich fängt mein Herz an zu rasen. Was, wenn sie nicht kommen? Was, wenn er schon weg ist?
» Da sind sie ja!«, ruft Emma in dem Moment. Ich stürze zu ihr und sehe, wie Bennett und Justin gerade aus dem Wagen steigen und zur Haustür gehen.
» Sehen unsere Jungs nicht zum Anbeißen aus?« Emma wirft Justin einen Luftkuss zu, dann greift sie nach meiner Hand und zieht mich kichernd aus dem Zimmer.
Ich laufe hinter ihr die Treppe hinunter, was mit den mörderisch hohen Absätzen eine echte Herausforderung ist, und muss lächeln, als Emma die Haustür aufreißt und die beiden stürmisch begrüßt. Zum ersten Mal seit Tagen fühle ich mich wieder unbeschwert und glücklich.
Bennett scheint es ähnlich zu gehen. Seine Augen leuchten, als er mich sieht. » Du siehst wunderschön aus!«, flüstert er mir ins Ohr. Und als er mich an sich zieht, spüre ich, dass er mit seinen Gedanken endlich wieder ganz im Hier und Jetzt und bei mir ist.
Wir parken den Wagen vor dem Kino und schlendern auf das Gebäude zu. Bennett hat mir einen Arm um die Schulter gelegt und Justin und Emma halten sich an den Händen. Während Bennett Popcorn kauft, begutachtet Justin mich von oben bis unten und nickt dann anerkennend. » Wow. Du siehst richtig heiß aus, Anna.«
» Danke, Baby«, hauche ich kokett. » Du aber auch.«
» Hey!«, ruft Emma und stemmt mit gespielter Empörung die Hände in die Hüften. » Finger weg von meinem Freund! Sonst style ich dich das nächste Mal zur Zombiebraut statt zum Vamp!«
In diesem Moment kommt Bennett mit einem Rieseneimer Popcorn von der Snack-Bar zurück. » Versucht Justin etwa, Anna anzumachen?«, fragt er Emma grinsend und hakt sich dann bei ihr unter. » Komm, Emma, ich bin der Kerl mit der Jumboportion Popcorn und damit eindeutig das bessere Date.« Er führt sie in den Saal und Justin und ich folgen den beiden lachend.
Und genauso unbeschwert geht es auch den Rest des Abends weiter. Bennetts Melancholie scheint wie weggeblasen, und in mir keimt die Hoffnung auf, dass er vielleicht einen Weg gefunden hat, wie alles doch noch gut werden und er bleiben kann.
An seine Schulter gekuschelt, greife ich in
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