Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
Vom Netzwerk:
gefrühstückt hatten, wanderten wir auf einem schmalen, teilweise gefährlich steilen Bergpfad durch die Olivenhaine und Weinberge von Vernazza in den Nachbarort Monterosso. Unsere Kletterpartie war anstrengend, belohnte uns aber mit einem spektakulären Panoramablick auf das Mittelmeer und die beiden malerischen Städtchen. Den Nachmittag verbrachten wir in Monterosso, wo wir durch die engen Gassen schlenderten und die Auslagen in den vielen kleinen Läden bewunderten. Als wir von den Touristenhorden genug hatten und uns wieder nach dem friedlicheren Vernazza zurücksehnten, ließen wir uns von einem Fischer in einem kleinen Kutter zu dem Ort zurückbringen, von dem aus wir aufgebrochen waren. Während unser Boot durch die Wellen glitt, saß ich, den Kopf an Bennetts Schulter gelehnt, im Bug und lächelte selig zum blauen Himmel auf, an dem nur ein paar kleine Schäfchenwolken standen. Kurz bevor wir den Hafen erreichten, flüsterte er mir ins Ohr: » Bleib heute Nacht mit mir hier, Anna.«
    Ich muss mit schlechtem Gewissen gestehen, dass ich nicht einen Augenblick daran dachte, dass meine Eltern krank vor Sorge werden würden, wenn ich nicht nach Hause käme. Ich dachte überhaupt nicht nach, sondern nickte nur glücklich.
    Und so kam es, dass wir am nächsten Morgen eng aneinandergeschmiegt auf dem Balkon einer kleinen Pension in den Bergen standen und den toskanischen Sonnenaufgang bewunderten.

29
    Eine rasche Abfolge schriller Piepstöne erfüllt den Raum. Noch im Halbschlaf taste ich nach dem Digitalwecker auf meinem Nachttisch, drücke die Schlummertaste und erkaufe mir so weitere kostbare zehn Minuten Schlaf. Mein innerer Schweinehund kuschelt sich noch einmal unter die warme Decke, bis das Pflichtgefühl, angestachelt vom erneuten Klingeln des Weckers, mich schließlich aus dem Bett treibt. Mit ausgestreckten Armen taste ich mich durch das dunkle Zimmer zum Schrank vor und ziehe meine Laufklamotten an.
    Zehn Minuten später dröhnt Musik in meinen Ohren, während ich durch die vertrauten Straßen zum See jogge, unterwegs den Mann mit dem grauem Pferdeschwanz treffe und schließlich das Stadion erreiche. Tief in Gedanken versunken laufe ich meine Runden und singe dabei laut die Liedertexte mit, als ich aus dem Augenwinkel heraus auf der gegenüberliegenden Seite des Spielfelds eine Bewegung auf der Tribüne wahrnehme. Trotz der Entfernung erkenne ich Bennett sofort. Genau wie am ersten Morgen sitzt er in seinem schwarzen Parka da und lächelt mich an. Diesmal zögere ich nicht, stürme über die Wiese auf ihn zu und sprinte die Betonstufen hinauf. » Hab ich dich erwischt! Du stalkst mich also doch!«, keuche ich außer Atem, als ich auf seiner Höhe bin.
    Er guckt erstaunt, dann steht er auf, sieht sich um und kommt auf mich zu.
    » Sorry, dass ich dir keinen Begrüßungskuss gebe, aber ich bin total verschwitzt«, entschuldige ich mich und hebe den Saum meines T-Shirts, um mir die Stirn zu trocknen. » Was machst du um die Zeit hier? Und was soll die dicke Jacke? Heute ist es doch richtig warm.«
    » Gott, bin ich erleichtert, dass du mich erkennst, Anna! Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin.«
    » Warum sollte ich dich denn nicht erkennen?«
    Als Bennett plötzlich das Gesicht verzieht und sich die Schläfen massiert, wird mir klar, dass hier irgendetwas nicht stimmt.
    » Ich habe die ganze Zeit versucht, zurückzukommen, das musst du mir glauben!« Er wirkt aufgewühlt, geradezu panisch. » Aber es hat nicht geklappt. Es ging einfach nicht. Welcher Tag ist heute?«
    » Dienstag.« Ich denke einen Moment nach. » Ich glaube, heute ist der Sechzehnte. Der sechzehnte Mai 1995«, füge ich zur Sicherheit noch hinzu. » Bennett, du machst mir Angst. Was ist los?«
    Er blickt an sich herab. » Hey, ich bin noch da!«, murmelt er vor sich hin und lächelt. » Ich bin immer noch da!«
    Ich nicke. » Ja, bist du.«
    » Oh Gott, Anna, es tut mir so wahnsinnig leid. Bitte glaub mir, dass ich alles versucht habe, um zurückzukommen, seit…«
    Allmählich beginne ich zu ahnen, was los sein könnte. » Seit wann, Bennett? Wovon red…«
    » Anna, hör mir zu«, unterbricht er mich hastig. » Das ist jetzt sehr wichtig. Brooke ist wieder zu Hause. Sie ist zurückgeschleudert worden. Sag ihm… sag mir …dass Brooke wieder zu Hause ist, okay? Und sag mir außerdem, dass ich ihn dir unbedingt zeigen muss, weil…« Aber bevor er den Satz beenden kann, ist er verschwunden.
    » Bennett?«, rufe ich mit

Weitere Kostenlose Bücher