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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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dabei, wie ich viel mehr dem Klang seiner angenehm tiefen Stimme lausche, statt auf den Inhalt seiner perfekten spanischen Sätze zu achten.
    Als er fertig ist, lächle ich beeindruckt.
    » Also was ist? Habe ich den Job?« Er zieht fragend die Brauen hoch.
    Seine Augen sind wirklich unfassbar blau.
    » Señorita Greene?«
    Schon wieder hat er mich dabei erwischt, wie ich ihn verträumt anstarre. Ich beiße mir auf die Unterlippe und warte auf das unvermeidliche Brennen meiner Wangen. Aber diesmal bleibt es aus. » Claro que sí«, sage ich lächelnd. » Sie haben den Job.«
    » Wow! Dich habe ich aber schnell herumgekriegt«, sagt er grinsend auf Englisch. » Du scheinst keine sehr strenge Chefin zu sein.«
    Flirtet er etwa mit mir? Ich krame in meinem Hirn nach einer schlagfertigen Antwort, aber mein Kopf ist wie leer gefegt. » Dein Spanisch ist echt unglaublich gut«, sage ich stattdessen.
    » Ich lerne Spanisch, seit ich sieben bin, und habe letzten Sommer einen dreimonatigen Sprachkurs in Barcelona gemacht. Das hat ziemlich viel gebracht.«
    » So etwas würde ich auch gern mal machen. Es muss toll sein, in einer spanischen Familie zu leben und die Kultur wirklich hautnah kennenzulernen.«
    » Ja, das war wirklich eine super Erfahrung.« Er legt die Unterarme auf den Tisch und beugt sich zu mir vor. » Wie ist das mit dir? Warst du schon mal in Spanien?«
    Ich schüttle den Kopf. » Nein. Ich war… noch nirgendwo. Ich arbeite nach der Schule öfter bei meinem Vater im Buchladen und lese sämtliche Reiseführer, die wir dort haben. Näher bin ich dem Rest der Welt noch nicht gekommen.«
    » Das überrascht mich. Ich bin zwar erst seit drei Tagen hier, aber ich habe den Eindruck, dass die meisten der Schüler hier aus wohlhabenden Familien stammen und schon ziemlich viel herumgekommen sind.«
    Ich zucke mit den Schultern. » Tja, ich stelle an dieser Schule wohl so etwas wie eine Randgruppe dar.«
    » Du arbeitest also in einer Buchhandlung.« Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. » Und du liest gerne Reiseführer.«
    Ich sehe ihn an und frage mich, was ich darauf antworten soll. Zwar schäme ich mich längst nicht mehr, die ärmste Schülerin an einer Schule voller Bonzensprösslinge zu sein, aber ihm gegenüber ist es mir irgendwie doch unangenehm. » Genau«, antworte ich leicht trotzig. » Ich lese nur von den Orten, von denen du wahrscheinlich schon einige gesehen hast.«
    Er schaut auf die Tischplatte und lächelt. » Na ja… Ich reise tatsächlich wahnsinnig gern und oft.«
    » Du Glücklicher.« Am liebsten würde ich die Worte sofort wieder zurücknehmen, weil sie so verbittert klingen.
    » Tut mir leid. War das unhöflich? Das sollte nicht überheblich klingen.«
    » Nein, schon okay.« Er kann schließlich nichts dafür, dass ich kaum aus Illinois herausgekommen bin. » Das war nicht unhöflich.«
    » Wenn du wirklich davon träumst zu reisen, wirst du ganz bestimmt Möglichkeiten finden, es zu tun. Es gibt immer einen Weg.« In diesem Moment kommt Señor Argotta an uns vorbeigeschlendert und Bennett schaltet geistesgegenwärtig wieder auf den Spanisch-Modus um. » Wie heißt es so schön? › La vida, es una aventura atrevida ó no es nada. ‹« Er hält kurz inne. » Hm. Ich weiß leider nicht mehr, wer das gesagt hat.«
    Ich muss mir das Lachen verbeißen.
    » Was ist?«, fragt Bennett.
    » Helen Keller«, flüstere ich und muss an das Plakat denken, das im Klassenraum von Miss Waters, bei der wir in der siebten Klasse Englisch hatten, an der Wand hing. Es zeigte ein weißes Segelboot, das gegen die Strömung ankämpft, und darunter prangte in fetten Lettern der Spruch: Das Leben ist entweder ein tollkühnes Abenteuer oder es ist nichts.
    » Du meinst die Helen Keller, die als kleines Kind taub und blind wurde und trotzdem als eine der ersten Frauen studierte, mehrere Sprachen lernte und Schriftstellerin wurde? Oh.« Er denkt nach. » Hm. Die war Amerikanerin, also hat sie es wahrscheinlich eher nicht auf Spanisch gesagt.«
    » Nein, wahrscheinlich eher nicht«, sage ich lächelnd und sehe mich dann verstohlen um, ob Argotta immer noch in der Nähe ist und hören kann, dass wir Englisch sprechen. Aber er steht in sicherem Abstand bei zwei Mitschülern auf der anderen Seite des Raumes und beantwortet leise ihre Fragen. Als ich mich wieder Bennett zuwende, stelle ich fest, dass er mich immer noch ansieht.
    » Aber es ist ein gutes Motto, ganz egal in welcher Sprache«, sage ich. » Ich

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