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Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Zwischen uns die Zeit (German Edition)

Titel: Zwischen uns die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ireland Stone
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können, » …durch den wir drei Wochen unserer begrenzten Zeit verloren haben. Drei zusätzliche Wochen, die wir zusammen hätten verbringen können.«
    Bennett wird blass, als er endlich begreift. Er hat nicht nur mir etwas weggenommen, sondern uns beiden. » Das tut mir sehr leid«, sagte er noch einmal und diesmal höre ich in seiner Stimme endlich das echte Bedauern, auf das ich die ganze Zeit gewartet habe. Als er jetzt einen Arm um mich legt und mich an sich zieht, entspanne ich mich und spüre, wie meine Verletztheit und meine Wut schmelzen. » Das wird nie wieder vorkommen.«
    » Ich weiß.« Ich lehne mich ein Stückchen zurück, um ihm in die Augen sehen zu können. » Hör zu, Bennett, ich komme gut damit klar, dass du in der Lage bist, mein Leben zu verändern«, sage ich lächelnd, » aber es ist und bleibt mein Leben, und ich bin die Einzige, die entscheidet, wie es verläuft. Verstanden?« Ich strecke ihm die rechte Hand hin.
    Er greift nach ihr und schüttelt sie. » Verstanden.«
    » Zeigst du mir jetzt endlich dein Vernazza oder bekomme ich heute nur den Strand zu sehen?«
    ***
    Vernazza ist genau so traumhaft schön, wie er es beschrieben hat. Wir schlendern vom Hafen aus die engen kopfsteingepflasterten und von kleinen Geschäften gesäumten Gassen hinauf, von denen die meisten um diese Zeit noch geschlossen sind. Bennett geht zielstrebig auf einen Laden zu, über dessen Schaufenster eine rot-weiß-gestreifte Markise hängt, und hält mir die Tür auf. Als sie hinter uns wieder ins Schloss fällt und ich das Klingeln kleiner Glöckchen höre, fühle ich mich einen Moment in unsere Buchhandlung zurückversetzt, bis ich den köstlichen Duft von frisch gebackenem Brot und süßem Backwerk rieche, der das Ladenlokal erfüllt.
    Eine Frau kommt mit einem Blech noch dampfender Brötchen, die aussehen wie kleine Hefezöpfe, aus dem Hinterzimmer und stellt sie in die Verkaufsvitrine, dann schaut sie lächelnd zu uns auf. » Buon giorno.«
    » Buon giorno«, erwidert Bennett ihren Gruß. » Cappuccini, per favore.« Er hält zwei Finger in die Höhe, worauf die Bäckerin zu einer riesigen silbern glänzenden Espressomaschine geht und sich daran zu schaffen macht.
    Mein Blick fällt auf ein Postkartenkarussell neben der Tür. Ich stelle mich davor, drehe es langsam und betrachte die bunten Karten mit Motiven aus Vernazza und den benachbarten Städten der Cinque Terre. Plötzlich spüre ich Bennetts Blick in meinem Rücken, aber als ich mich umdrehe, zeigt er gerade auf die Vitrine. Die Frau nimmt zwei Biscotti von einer Platte und legt sie auf einen leuchtend blau glasierten Keramikteller. Danach deutet Bennett auf ein Schild an der Wand über dem Postkartenständer, auf dem in geschwungener Schrift steht: 6 für 1000 £. » Und dazu noch sechs Postkarten, per favore.«
    » Das macht dann insgesamt sechstausend Lire, Signore«, antwortet die Bäckerin.
    Ich bin stolz darauf, dass ich alles verstehe, was die beiden sagen. Mein kleines Italienisch-Selbststudium hat sich ausgezahlt.
    » Darf ich mir die beiden kurz ausleihen?«, höre ich Bennett fragen und sehe, wie er sich über die Theke beugt, kann aber nicht erkennen, was er tut. Unsere Cappuccinos und die Teller mit den Biscotti in den Händen, drückt er die Tür mit der Hüfte auf und ruft mir zu: » Suchst du uns sechs Karten aus? Ich bringe das hier schon mal raus, okay?«
    Als ich kurz darauf aus dem Laden trete, lehnt sich Bennett unter einem strahlend gelben Sonnenschirm in seinem Stuhl zurück, blinzelt in die Sonne und trinkt seinen Cappuccino. Ich setze mich neben ihn und lege die Karten auf den Tisch. » Lass mal sehen, welche du genommen hast«, sagt er.
    Ich fächere sie auf dem Tisch aus.
    » Okay. Und jetzt such dir eine aus.«
    » Irgendeine?«
    Er nickt. » Irgendeine.«
    Ich entscheide mich für eine Karte, die den Hafen mit seinen Fischerbooten zeigt– das Erste, was ich von Vernazza gesehen habe–, und schiebe sie Bennett hin. Er greift nach einem von zwei Kugelschreibern, die auf dem Tisch liegen, und reicht mir den anderen.
    » Ich schreibe dir jetzt eine Postkarte. Wenn du willst, kannst du eine für mich aussuchen und sie mir schreiben.« Über seine Karte gebeugt hält er die linke Hand so, dass ich nichts lesen kann, und beginnt zu schreiben. Ich betrachte die restlichen fünf Karten, die vor mir liegen, und spüre plötzlich in aller Deutlichkeit, woran ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr gedacht habe: Bennett wird

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