Zwischen uns (German Edition)
Fingern trommelte sie leicht auf das Lenkrad. Tapp-tapptapp. Wir schwiegen die gesamte Fahrt über, abgesehen von kleinen Wortwechseln, wenn ich ihr Fahranweisungen gab. Sie hielt vor Vics Haus. Als sie den Motor ausstellte, lief die Musik weiter, wenn auch leiser. Wir saßen im Dunkeln und hörten einer Frau zu, die über Sehnsucht sang.
Ich sagte nichts.
Als der Song zu Ende war, schaltete Meredith die Anlage aus. Die Stille war lauter als die Musik zuvor. Und auch das Geräusch ihres Atems. Sie drehte sich zu mir um, und ihr Parfum wehte in dem kleinen geschlossenen Raum zu mir herüber.
„Charlie und ich sprechen schon seit einer Weile darüber, aber es ist schwer, weißt du. Jemanden zu finden, meine ich.“
„So schwer wird es schon nicht sein.“
Auch ihr Lachen klang nervös. Ich fand diese Meredith, die nicht wusste, was sie tun sollte, bezaubernd und süß und ein bisschen irritierend. „Wenn du Ansprüche hast, schon.“
„Freut mich, dass ich euren Ansprüchen genüge“, sagte ich leise.
„Aber du willst es nicht tun?“
„Ich kenne ihn ja noch nicht mal, Meredith.“
„Du könntest ihn vorher kennenlernen. Selbstverständlich.“ Sie lehnte sich ein wenig zu mir herüber und wurde von dem schwachen Licht der Straßenlaterne erhellt. Sie hielt inne, lächelte. „Du hast nicht Nein gesagt.“
Ich hatte nicht beschlossen, Nein zu sagen. „Ich möchte wissen, warum.“
„Warum du?“
„Vor allem erst mal, warum du möchtest, dass eine andere Frau deinen Mann vögelt.“
„Weil ich glaube, dass ihm das gefallen würde“, antwortete sie.
„Was ist mit dir?“
Sie warf mir einen prüfenden Blick zu. „Ich will ihm zugucken, wie er es mit einer anderen Frau treibt. Eine meiner Fantasien, okay? Verstehst du das?“
„Ja klar. Logisch.“ Vermutlich besser, als sie ahnte. „Machst du dir keine Sorgen?“
„Worüber?“
„Dass es zu Problemen führen könnte. Weißt du, die meisten kommen nicht gut damit klar, jemanden, den sie lieben, mit einer anderen Person zu sehen. Sie denken, sie packen es, aber das tun sie nicht.“
„Wir haben darüber geredet. Ich komm schon klar .“ Sie wirkte wieder selbstbewusst, nicht mehr so nervös. „Ich möchte zusehen, wie er eine Frau leckt und sie zum Höhepunkt bringt. Ich glaube, das wird heiß.“
Mein Hals wurde etwas trockener. „Also gut. Und warum ich?“
„Weil du wahnsinnig sexy bist. Weil ich mir vorstellen kann, dass du mitmachst, ohne dass es merkwürdig wird.“
„Weil ich so ‚wild‘ bin.“
„Weil du weißt, was du willst, Tesla, und es dir nimmst.“
„Ich schätze, du hast schon ausgiebig darüber geredet. Mit Charlie?“ Ich wusste nicht, wie ich das finden sollte. Sollte ich mich geehrt fühlen? Vielleicht sollte es mich ein bisschen misstrauisch machen. Aber es machte mich nur noch mehr an.
Merediths Mann vögelte sie. Und ihn zu vögeln … Nun, das war vermutlich so nah, wie ich ihr jemals kommen würde, um zu wissen, wie sie schmeckte. Trotzdem konnte ich mich nicht dazu überwinden, einfach zuzustimmen.
„Und jetzt rede ich mit dir darüber.“ Sie lehnte sich noch weiter zu mir herüber, und eine Wolke ihres Dufts umhüllte mich. Mit jedem Atemzug sog ich mehr davon in mich hinein. „Sag mir, dass dir das keine Angst macht, Tesla.“
Es brauchte natürlich schon etwas mehr als einen Vorschlag, um mir Angst einzujagen, aber es rührte mich, dass Meredith sich Sorgen machte. „Ich habe keine Angst. Ich bin nur überrascht, das ist alles. Und ich fühle mich ein bisschen geschmeichelt, schätze ich.“
Ihr Lächeln wurde sogar noch breiter. Sie sagte nichts, und in dem Raum zwischen uns wuchs das Schweigen, bis ich mich gezwungen fühlte, es mit irgendeinem witzigen oder schlauen Spruch zu brechen - obwohl mir beim besten Willen keiner einfiel. Meredith schien das jedoch nicht zu stören.
„Es wird dir Spaß machen“, sagte sie. „Versprochen.“
Diesen Satz hörte ich nicht zum ersten Mal …
12. KAPITEL
„Es wird dir Spaß machen“, sagte Chance zu mir. „Versprochen.“
Meiner kurzen Erfahrung mit den Murphy-Brüdern nach konnte man sich auf dieses Versprechen verlassen - wenn man denn verbotenen Sex als Spaß empfand, was ich vermutlich zu der Zeit tat. Auf der anderen Seite war Chance nicht immer zuverlässig, wenn es um das Einhalten von Versprechen ging. Er spielte nicht bewusst falsch, sondern ließ sich nur leicht ablenken. In diesem Fall versuchte er mich zu überreden, mit
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