Zwischen uns (German Edition)
lesbisch.
Man kann sagen, dass ich mich sexuell nicht so richtig festlege. Liebe kommt in allen Formen und Farben und in allen Geschmacksrichtungen, und ich möchte in der Lage sein, sie kompromisslos auszuleben. Aber wenn ich irgendwas von meinem Job im Mocha gelernt habe - wo der Kaffee fließt wie die Niagarafälle und der Hosenbund schon eng wird, wenn man nur in die Nähe der Kuchenvitrine kommt - dann, dass Wollen und Haben zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind.
„Das ist lange her.“ Ich klang wenig überzeugend.
„So lange kann das gar nicht her sein“, erwiderte sie mit Sarkasmus in der Stimme. „Du hast die Schule doch grade erst abgeschlossen.“
Ich lachte. „Quatsch. Ich bin sechsundzwanzig.“
„Damit bist du immer noch ein Baby“, beharrte sie. „Aber ein erfahrenes Baby.“
Mein Alter war mir ziemlich schnuppe. „Ich muss wieder arbeiten. Darek hat mir gerade diesen verzweifelten Blick zugeworfen, der besagt, dass jemand was zu trinken bestellt hat, von dem er nicht weiß, wie man es macht.“
„Tesla, die Retterin in der Not. Dann hilf ihm besser mal. Ich muss sowieso los. Hab noch was zu tun.“ Meredith lachte erneut auf ihre dunkle sinnliche Art, bei der sich mir immer die Nackenhaare aufstellten.
Wir standen beide im selben Moment auf. Sie kam schon seit Monaten hierher, aber heute war es das erste Mal, dass sie mich umarmte. Erst war ich so überrascht, dass ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte. Sie trat noch etwas näher. Von ihr ging ein dezenter exotischer und sicherlich teurer Duft aus. Sie legte die Arme um mich und zog mich dichter an sich heran. Ihr Pulli fühlte sich weich an auf meiner Haut, ihre Hände warm auf meinem Rücken, zwischen den Schulterblättern. Für die Länge eines halben Herzschlags standen wir Brust an Brust und Schritt an Schritt.
Gerade, als ich mich ihrer Berührung hingab, die Augen schloss und ihren köstlichen Duft einatmete, war es vorbei. Zurück blieb nur die Wärme ihres Atems in meinem Ohr, nachdem sie sich leise verabschiedet hatte, und das Kitzeln auf meiner Wange, wo sie mich - aber vielleicht war das pure Einbildung - mit den Lippen gestreift hatte.
„Tesla?“, rüttelte Eric mich aus meinem wohl ziemlich offensichtlichen Schockzustand. Meredith hatte den Laden bereits verlassen, die Türglocke bimmelte noch. Eric, der vor dem Selbstbedienungstresen stand, neigte den Kopf zur Seite und musterte mich von oben bis unten. „Alles okay bei dir?“
„Ja, klar. Natürlich.“ Ich streckte meine Hand nach seiner leeren Tasse aus. „Bist du fertig? Soll ich abräumen?“
Er sah mich amüsiert an. „Nö. Ich trink noch einen, wenn es dir nichts ausmacht.“
Ich lachte. Es war mir ein bisschen peinlich, dass mich so etwas Simples wie eine kurze Umarmung derart umhauen konnte. „Natürlich. Trink, soviel du willst. Wenn du‘s nicht machst, macht‘s jemand anderes.“
„Ist das nicht immer so?“ Er prostete mir zu.
Dann wandte er sich ab, um sich Kaffee nachzuschenken. Darek entfuhr am Tresen ein Hilfeschrei, und ich konzentrierte mich wieder auf meinen Job.
4. KAPITEL
Als ich von der Arbeit nach Hause kam, war es im Haus ungewöhnlich still, und von den anderen war nichts zu sehen. Normalerweise hätte ich einen leisen Freudenschrei ausgestoßen - ich liebte meine Mitbewohner heiß und innig, aber ich sehnte mich auch danach, das Haus ab und zu ganz für mich allein zu haben. Was so gut wie nie vorkam. Heute Abend aber deprimierte es mich, nach Hause zu kommen, ohne dass wenigstens das Licht im Flur an war, um mich willkommen zu heißen.
Abendessen gab es auch nicht, und das war noch schlimmer. Ich machte mir ein Thunfischsandwich mit Käsemakkaroni, weil es einfach nichts Besseres gibt. Außer Hotdogs mit Käsemakkaroni, aber leider hatten wir keine Hotdogs mehr.
Ich fragte mich unwillkürlich, was sie seither wohl angestellt hatten, diese Murphy-Brüder. Die Erinnerung an sie war ein kleiner empfindsamer Punkt in meinem Hirn, der ab und zu schmerzte wie eine Wunde im Mund, wenn ich die Zahnseide zu hart eingesetzt hatte. Aber ich hatte seit Langem nicht mehr an Chase und Chance gedacht, nicht so bewusst jedenfalls. Die Zeit hat diesen merkwürdigen Effekt, die rauen Kanten der Dinge glatt zu schmirgeln, selbst solche, die ein wenig wehtun. Oder auch sehr.
„Du bist eine Egoistin, Tesla“, hatte Chance gesagt, als wir das letzte Mal zusammen waren. „Ein Egoist, weiter nichts.“
Das stimmte nicht. Ich war mehr
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