Zwischen Vernunft und purem Verlangen

Kit vor.
    „Auch das.“ Evie rang sich ein Lächeln ab. „Mit Verliebtheit könnte Logan überhaupt nicht umgehen.“
    Kit schwieg vor sich hin.
    „Meinst du, ich sollte mich von ihm trennen?“
    „Das wäre eine Möglichkeit, Evie.“
    „Würdest du dich von Max trennen?“
    „Ich denke darüber nach“, gestand Kit leise, und Evie hätte sich fast an ihrem Wasser verschluckt.
    „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“, fragte sie entsetzt.
    „Was bleibt mir denn sonst übrig? Wenn Max sich nicht aus der Deckung traut und sich zu mir bekennt, dann hat unsere Beziehung doch keinen Sinn mehr, oder?“
    „Vielleicht solltest du noch einmal darüber nachdenken, bevor du so einen drastischen Schritt machst.“
    Kit zuckte die Schultern und trank einen großen Schluck Bier.
    „Wie lange gibst du Max noch?“, fragte Evie vorsichtig.
    „Das ist die Frage aller Fragen.“
    „Er hängt an dir, Kit, und er kann sich auf dich verlassen. Max ist im Büro weniger gestresst, wenn er weiß, dass du hereinschneist.“
    Kit sah sie mit großen Augen an.
    „Vielleicht wacht Max auf und kommt zu dir gerannt, wenn es dir mal schlecht geht. Wenn du vom Dach gefallen bist und im Krankenhaus liegst.“
    „Und du könntest schwanger werden von Logan“, schlug Kit vor. „Angeblich soll das auch funktionieren.“
    Evie verzog das Gesicht. „Welche Möglichkeiten gibt es sonst noch?“
    „Du machst Logan eifersüchtig. Such dir einen Typ, mit dem du vor seinen Augen flirtest.“
    „Dazu müsste Logan erst mal herkommen. Aber warte mal, Kit! Die Methode könnte bei dir funktionieren. Du machst Max eifersüchtig! Stell ihm doch mal einen deiner Exfreunde vor. Einen, der dir noch immer nachtrauert. Fällt dir jemand ein?“
    „Ja, da wüsste ich schon den einen oder anderen.“
    „Das habe ich mir gedacht. Ich meine das übrigens als Kompliment. So leicht lässt dich nämlich keiner ziehen, das ist mir klar. Schließlich bist du praktisch veranlagt, hilfsbereit, siehst blendend aus und bist klug.“
    Kit verdrehte entzückt die Augen. „Bitte mehr davon. Mein Selbstbewusstsein blüht direkt auf.“
    „Ich sage nur, wie es ist, Kit. Aber ein gesundes Selbstbewusstsein kann nie schaden. Und natürlich Selbstachtung. Die hatte ich auch mal. Bevor ich meine Zeit damit verbracht habe, ein Telefon anzustarren, das niemals klingelt.“ Frustriert malte sie mit verschütteten Wassertropfen Muster auf den Küchentresen.
    „Wenn es so schlimm ist, Evie, dann solltest du dich wirklich von Logan trennen.“
    „Ich weiß.“ Besonders überzeugend klang das nicht. „Aber auf einigen Gebieten verstehen wir uns richtig gut.“
    „Du meinst, euer Sex ist heißer als die Sonne.“
    Genau das meinte sie. „Weißt du, Kit, er braucht mich nur …“
    „Evie!“ Kit musterte sie entsetzt. „Das will ich gar nicht wissen.“
    „Er braucht mich nur anzusehen, schon bin ich ihm verfallen, wollte ich sagen.“
    „Ach so. Also gut, dann fahr fort“, sagte Kit großzügig.
    „Ich hatte gehofft, mit der Zeit würde mein Enthusiasmus sich schon legen, aber das Gegenteil ist der Fall.“
    „Das liegt daran, dass er dich hinhält. So kann er sicher sein, dass er dir nicht gleichgültig wird. Er verschwindet jedes Mal, wenn du gerade auf den Geschmack gekommen bist. Du musst seiner überdrüssig werden. Ihn aus deinem Leben streichen.“
    „Und du meinst, das funktioniert?“ Ungläubig musterte sie Kit.
    „Nein, aber der Versuch macht dir bestimmt Spaß.“
    „Ich nehme alles zurück. Du bist doch keine große Hilfe, Kit.“
    „Mal im Ernst, Evie: Du darfst dich nicht länger von Logan hinhalten lassen. Warum rufst du ihn nicht an, wenn dir danach ist? Wenn du Sehnsucht nach ihm hast, sagst du ihm, du wärst auf dem Weg zu ihm und erwartest, dass er dich mit offenen Armen aufnimmt. Du solltest selbst die Zügel in die Hand nehmen. Und nicht ständig Entschuldigungen für sein Verhalten suchen.“
    „Du meinst, ich hätte mir die Zügel aus der Hand nehmen lassen?“
    Betont geduldig sah Kit sie an. „Du hast gerade selbst zugegeben, dass ein einziger Blick von ihm genügt, schon bist du hin und weg. Mit anderen Worten, du hattest die Zügel nie in der Hand.“
    Stunden später, in Sydney war es inzwischen Abend geworden – Samstagmorgen in London –, griff Evie nach dem Handy und rief Logan an. Genau, wie Kit es ihr geraten hatte. Für Evie war es der erste Schritt, die Fernbeziehung zu einem schwer beschäftigten Mann zu