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Zwischen Wind und Wetter

Zwischen Wind und Wetter

Titel: Zwischen Wind und Wetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Straeter
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begibt sich wieder an die Theke. Wie lange saßen wir eigentlich noch bei ‘O’Looney’s’? In O’Looney’s gelber Bude in Lahinch.

    Das Abendessen nehmen wir in ‘The Corner Store’, einem dunklen typischen Irish Pub. Wir bekommen kleine, aber feine Portionen Garlic Mussels, Knoblauchmuscheln, und Smoked Mackerel, geräucherte Makrele. Beides ist äußerst lecker. Da muß dann noch ein Stückchen Apfeltorte, ein Apple Pie mit Cream, hinterher, vom Guinness Stout nicht zu schweigen.
    Im Fernsehen laufen Reportagen über Hurling und Gaelic Football.
    Hurling ist ein irisches Ballspiel mit Schlägern(das schnellste Teamspiel nach Eishockey), das vor allem im Süden gespielt wird. Es gibt Menschen, die behaupten, es handle sich nicht um Schläger, sondern um Keulen, um die historische Herkunft zu untermauern. Es heißt, keltischer Sport sei immer noch Rebellion gegen England, was sich nicht zuletzt bei der rauhen Spiel weise bemerkbar macht.
    Hurling wird zu zwei Mannschaften mit je fünfzehn Mann gespielt. Neben den Keulen gibt es noch den tennisballgroßen Lederball, der ins gegnerische Tor zu befördern ist. Die Spielzeit beträgt siebzig Minuten.
    Gaelic Football ist eine Steigerung keltischen Kampfes. Zyniker behaupten, es sei Fußball und Handball vermischt mit Boxkampf. Der fußballgroße Ball (Handball?) darf vier Schritte lang in der Hand gehalten, aber nicht direkt auf den Boden geschlagen oder direkt vom Boden aufgehoben werden. Der Ball tickt daher häufig zwischen Hand und Fußspitze hin und her. Tiefschläge und Würgegriffe erinnern an Rugby. Es spielen ebenfalls zwei mal fünfzehn Kämpfer gegeneinander.

    Erst in neuerer Zeit haben die Irländer auch ‘unseren’ Fußball entdeckt (oder entdecken wollen), jene ‘herrlichste Nebensache der Welt’, die von den ungeliebten Engländern entwickelt wurde — und die Kontinente eroberte. Wie üblich ging es erst einmal gegen die Engländer. Man lieh sich einen guten englischen Trainer aus, eine irische Fußballnationalmannschaft aufzustellen. Bei der Europameisterschaft 1988 gewannen die Iren gegen England, was ins Geschichtsbuch eingetragen werden muß. Auch bei der Weltmeisterschaft 1990 schlugen sie sich tapfer. Die Iren kommen!
    Zum Abschluß dieser sportlichen Erörterungen seien einige irische Definitionen nicht vorenthalten:
    Rugby ist ein Spiel für Raufbolde, das von Gentlemen gespielt wird. Fußball ist ein Spiel für Gentlemen, das von Raufbolden gespielt wird. Gaelic Football ist ein Spiel für Raufbolde, das von Raufbolden gespielt wird.
    Oder — es ist einfach zu schön, um nicht erwähnt zu werden: Hurling ist ein Spiel für Klavier-Stimmer, Gaelic Football eins für Klavier-Packer.
    Beim Fußball kickt man den Ball. Beim Hurling kickt man den Spieler, wenn man den Ball nicht erreicht. Beim Gaelic Football kickt man den Ball, wenn man den gegnerischen Spieler nicht erreicht.
    George Best, Ire, ehemaliger Europa-Fußballer des Jahres, erläuterte einmal, wie Iren zu spielen pflegen: »Taktik? Unser Trainer sagt vor dem Spiel immer: Geht raus, Jungs, und genießt das Match !«
    Man kann sich denken, was Iren in diesem Fall unter Genießen verstehen...

    Nachdem wir uns ein Spiel Gaelic Football im Fernsehen angeschaut haben, sind wir froh, daß wenigstens bei diesem Spiel keine Keulen verwendet werden.
    Langsam füllt sich das Lokal. Und um halb zehn tauchen zwei Gitarristen auf, es gibt Folkmusic live. Einen der Gitarristen erkennen wir, da wir gerade im Merianheft von 1990 geblättert haben: es ist der Banjo-Spieler von Seite 108. Na bitte, dann sind wir wohl jetzt mitten drin im irischen Leben. Mitten drin mit uns ist auch eine größere bajuwarische Touristenfamilie, die fast das ganze Lokal in Anspruch nimmt. Macht nichts, die Musik vereint uns. Zufrieden kehren wir im Dunkeln zum Zeltplatz zurück.
    Der Wind hat stark zugenommen, Stärke acht bis neun, das Zelt steht noch. Hoffentlich bläst der Wind die Wolken fort.

    Trotz des Sturms haben wir gut geschlafen. Einmal mußte ich nachts raus, etwas Bier wegbringen. Bei der Gelegenheit konnte ich die Zelthäringe wieder tiefer in den Boden drücken.
    Die Wolken sind fort. Von der Strandpromenade aus können wir immer noch den Tower vom Hag’s Head Point und weiter rechts den O’Brien’s Tower sehen.
    Unermüdlich rollen die weißschäumenden Wellen in die Liscannor Bucht hinein, brechen sich an den aufgehäuften Felsbrocken. Der Strand von Lahinch ist bei Ebb oder Low Tide sehr

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