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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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sein konnte.
    »Laura, schau ganz tief in dich hinein. Hör auf dein Herz! Du und ich, wir gehören zusammen!« Er hob seine Hand und legte sie mir auf die Wange. Sanft streichelte er mir über mein Gesicht. Zu intim, viel zu intim. In meinem Kopf schrillten sämtliche Alarmglocken. Wollte er Boden gutmachen? War es das gewesen? Hatte ich ihn, wie Oliver, mit einer anderen erwischt? Und das war das dramatische Ereignis gewesen, das meine Erinnerung gelöscht hatte? Was sonst konnte es gewesen sein? Seine Hand schien meine Haut zum Glühen zu bringen. So konnte es nicht weitergehen. Mit meiner rechten Hand schlug ich nach seiner und brachte ihn dazu, mich loszulassen.
    »Nein, das tun wir nicht! Ich kann mich vielleicht an nichts mehr erinnern, aber wer sagt mir, dass du nicht der Auslöser für meinen Gedächtnisverlust bist? Was, wenn wir tatsächlich was miteinander hatten, weil ich so blöde war, auf dich hereinzufallen? Und du hast mich betrogen, so wie Oliver es getan hat? Die Ärzte im Krankenhaus meinten, dass ein traumatisches Ereignis der Auslöser für meinen Zustand gewesen sein kann. Und was ist traumatischer, als den eigenen Freund beim Fremdgehen zu erwischen?« Ich hatte mich in Rage geredet und meine Stimme war lauter geworden, als ich es beabsichtigt hatte.
    »Das ist es, was du glaubst? Dass ich zu so etwas in der Lage bin?« Er wirkte verletzt und traurig. Fast als wäre es ihm wirklich wichtig, dass ich ihm glaubte.
    »Ich weiß einfach nicht mehr, was ich glauben soll. Du und ich, ein Paar? Du musst selbst zugeben, dass das mehr als merkwürdig ist. Wir können uns noch nicht mal richtig leiden, du hast jede Woche eine andere Freundin und dann soll ich so ganz plötzlich mit dir zusammen sein? Das passt einfach nicht!«
    »Es ist alles ein wenig anders, als du denkst.«
    »Wie anders? Wir sind doch kein Paar? Was ist los?«
    »Wir sind ein Paar, aber es ist alles etwas kompliziert.« Musste er denn die ganze Zeit in Rätseln sprechen? Da kam doch keiner mehr mit.
    »Es gibt eine andere Frau, die dich mit mir zusammen erwischt hat?«
    »Es gibt keine Frau außer dir. Das musst du mir glauben!«
    »Es gibt einen Mann in deinem Leben?« Ich war entsetzt. Gut, es war bekannt, dass die meisten gut aussehenden Männer schwul waren, aber bisher hatte er mir nicht den Eindruck gemacht, als stünde er auf das gleiche Geschlecht.
    »Nein , es gibt auch keinen Mann! Es ist einfach kompliziert. Könnten wir es nicht für den Moment dabei belassen?« Er sah mich dabei so bittend an, dass ich für einen kurzen Moment geneigt war nachzugeben. Dann wurde mir wieder bewusst, dass er es vermutlich bisher immer geschafft hatte, wegen seines guten Aussehens alles zu bekommen, ohne, dass es hinterfragt wurde. Was mich sogleich wieder auf den Boden der Tatsachen brachte. Was für eine Beziehung sollte das sein, wenn er Geheimnisse vor mir hatte?
    »Wir sollten es bei dieser Unterhaltung belassen«, antwortete ich kalt.
    »Was meinst du damit?«
    »Dass es sein kann, dass wir eine schöne Zeit hatten. Aber sie ist nun vorbei! Vielleicht war es ja auch nur eine tolle Nacht, die wir gemeinsam hatten. Und jetzt ist es vorbei«, erklärte ich mit fester Stimme.
    »Das kann doch nicht dein Ernst sein!« Empört griff er nach meinem Arm und wollte mich zu sich ziehen, doch ich entriss mich ihm erneut.
    »Das ist mein bitterer Ernst. Und wenn du jetzt bitte gehen würdest; ich möchte alleine sein!« Tränen traten mir in die Augen und ich blinzelte schnell, da ich es unter allen Umständen vermeiden wollte, vor ihm in Tränen auszubrechen. Er blieb völlig stumm. Ich wagte es nicht, ihm ins Gesicht zu sehen, ansonsten wäre es um meine Fassung geschehen und ich hätte den Niagarafällen Konkurrenz gemacht. Er und die Gefühle, die er in mir hervorrief, verwirrten und erschreckten mich zugleich, zumal ich sie mir nicht erklären konnte.
    »Ich lasse dich jetzt alleine, aber glaub ja nicht, dass ich so leicht aufgebe. Dafür bist du mir viel zu wichtig!« Mit diesen Worten drehte er sich um und ging wieder in Richtung meines Elternhauses. Ich schaute ihm regungslos hinterher und spürte, wie mir die Tränen übers Gesicht liefen. Warum nur nahm mich das so mit? Wenn ich doch nur die Wahrheit gewusst hätte. Es war alles so unfair. Im Nachhinein wusste ich nicht mehr, wie lange ich noch so dort gestanden hatte. Doch als ich in der Nähe einen Wagen mit quietschenden Reifen davonfahren hörte, wusste ich, dass ich es wagen

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