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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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Widerstand schmolz dahin, irgendwie war es ziemlich lächerlich, sich als Erwachsene wegen eines Kakaos zu streiten. Ich hatte jetzt schon so lange darauf verzichtet, da würde ich auch ein paar Tage länger ohne auskommen.
    »Gut, ich gebe mich geschlagen. Du hast gewonnen. Nimm die Flasche, ich komme noch einen Tag ohne aus. Ich möchte nicht daran schuld sein, dass du heute einen bescheidenen Abend hast und du in Gedanken die böse Frau aus dem Supermarkt noch nachträglich verfluchst«, lenkte ich ein. Sein Gesicht hellte sich auf und sein Lächeln wurde noch eine Spur strahlender.
    »Echt? Du weißt gar nicht, wie dankbar ich dir dafür bin. Darf ich dich zum Dank morgen vielleicht zum Abendessen einladen? Der Teufelsbraten ist morgen wieder bei seinen Eltern und ich hätte Zeit.« Hatte er das eben wirklich gesagt oder war das nur Wunschdenken meinerseits gewesen? Bei meinem derzeitigen Gemütszustand war so einiges möglich, warum nicht auch plötzliche Wahnvorstellungen?
    »Äh … », stotterte ich verlegen. Weiter kam ich nicht, denn in diesem Moment legte sich ein Arm um meine Schulter und ich wurde eng an einen äußerst durchtrainierten Männerkörper geschoben. Ruckartig drehte ich meinen Kopf zu der dreisten Person, die es wagte, sich so ohne Weiteres in der Öffentlichkeit an mich zu drängen. Es war Phil! Was um Himmels willen hatte der hier verloren? War er doch mein Stalker?
    »Deine Einladung ist bestimmt nett gemeint, aber die Dame ist schon verabredet. Und zwar mit mir!«, ließ er keinen Moment später verlauten. Ach ja? War ich das? Das musste mir wohl entfallen sein. Böse Amnesie aber auch!
    »Sorry, ich wusste nicht, dass du schon vergeben bist. Schade, wirklich schade, aber da kann man wohl nichts machen«, sagte der nette Unbekannte. Mit bedauerndem Blick legte er den Kakao in seinen Einkaufswagen, drehte sich um und ging seines Weges, ohne mir eine Chance zu geben, noch einmal zu Wort zu kommen. Wutentbrannt befreite ich mich aus Phils Umarmung und zischte ihn zornig an:
    »Was fällt dir ein? Verfolgst du mich oder was? Und seit wann bin ich mit dir verabredet?«
    »Zufälligerweise gehe ich hier öfters einkaufen und es ist wohl ein reiner Zufall, dass wir uns hier begegnen!« Gut, das mochte ja noch sein, es gab nicht so viele Supermärkte in der Stadt. Auch wenn er mir bisher noch nie über den Weg gelaufen war, wollte ich ihm diese Ausrede noch nicht mal als Lüge unterstellen. Aber das gab ihm noch lange nicht das Recht, sich in mein Privatleben einzumischen.
    »Was glaubst du eigentlich, wer du bist, Philemon Berger? Du kannst dich nicht andauernd in mein Leben einmischen und so tun, als wärst du mein Freund! Wenn ich mich mit einem Mann verabreden möchte, dann tue ich das auch. Und du wirst mich nicht davon abhalten!« Ich versuchte meine Stimme zu dämpfen, es mussten ja nicht unbedingt alle Kunden des Supermarkts diese Szene mitbekommen. Aber dafür schien es wohl zu spät zu sein, aus dem Augenwinkel heraus bekam ich mit, wie sich die ersten Schaulustigen in unserer unmittelbaren Nähe aufbauten.
    »Wie hast du mich gerade genannt?«, hakte er nach, ohne auf das soeben Gesagte einzugehen.
    »Philemon Berger, wieso?« Und plötzlich fiel es mir auf: Wann hatte er mir eigentlich gesagt, wie sein vollständiger Name lautete? So sehr ich auch versuchte mich daran zu erinnern, es misslang mir. Es musste also während jener Wochen geschehen sein, die im dichten Nebel verborgen lagen.
    »Du weißt, was das heißt? « Hoffnungsvoll sah er mich an. Hatte er erwartet, dass ich, nur weil ich wusste, wie er mit vollem Namen hieß, mit einem Male meine ganzen Erinnerungen wiedererhalten hatte? Da hatte er sich aber getäuscht, bis auf diesen merkwürdigen Namen war keine weitere Erinnerung zurückgekommen. Dennoch verspürte auch ich einen Funken Hoffnung, vielleicht war doch noch nicht alles verloren. Mit etwas Geduld würde meine Erinnerung wieder in vollem Umfang zurückkehren. Erst ein Name, dann etwas anderes und irgendwann wäre alles wieder beim Alten. Bestimmt würde es so sein, es musste einfach so kommen!
    »Ich weiß, wie du heißt, na und? Das heißt doch noch lange nicht, dass wir was miteinander haben. Du kannst es mir doch auch mal in der großen Pause verraten haben oder ich habe deinen Perso gesehen. Das willst du doch bitte nicht als Beweis auslegen, oder?«, fragte ich ihn ungläubig.
    »Glaub mir, ich kann an einer Hand abzählen, wie viele Menschen meinen

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