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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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ist es, sie ist nur eine Lehrerin! Schau ihn dir doch mal an, er kann jede Frau bekommen. Er sieht gut aus und anscheinend ist er kein armer Schlucker. Die Simon sieht nett aus und ist es auch, aber sind wir doch mal ehrlich: Sie hat nicht unbedingt das Zeug zum Supermodel! Glaubst du wirklich, dass er sich für sie interessiert?« Jedes ihrer Worte traf mich wie eine Pistolenkugel und ich musste mir eingestehen, dass sie recht hatte. Aber warum hatte er dann gestern Abend Anna-Lena abblitzen lassen und von einer Frau gesprochen, die ihm viel bedeutete? Wenn nicht ich es war, warum hatte er mich dann nicht auch abblitzen lassen? Hinzu kam, dass er wiederholt seine Gefühle für mich beteuert hatte. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich glauben sollte. Die Antwort meines Schülers bekam ich leider nicht mehr mit, die beiden schienen mitbekommen zu haben, dass ich mich in unmittelbarer Nähe befand. Sie senkten ihre Stimmen und führten ihre Unterhaltung flüsternd fort. Im Hostel angekommen, beschloss ein Teil der Gruppe, den Abend im Gemeinschaftsraum zu verbringen, während einige andere sich fertig machten, um am letzten Abend noch einmal auf Tour zu gehen. Ich schützte Kopfschmerzen vor und wünschte den Schülern eine gute Nacht.
     
    In meinem Zimmer lief ich aufgeregt auf und ab, setzte mich aufs Bett und starrte an die Wand, stand wieder auf und durchquerte das Zimmer erneut. Im Warten war ich noch nie gut gewesen. Punkt sieben verließ ich mein Zimmer und klopfte an Phils Tür. Nur wenige Sekunden verstrichen, bis die Tür sich einen Spalt öffnete und Phil mich durch den Schlitz ansah. Bei meinem Anblick öffnete er die Tür ganz und ließ mich ins Zimmer hinein. Sorgfältig schloss er die Tür und kam auf mich zu. Für einen Moment stockte mir der Atem. Vor mir stand ein völlig verwandelter Phil. Statt Jeans und Pullover trug er das komplette Outfit eines Mitglieds des Tudorhofes, inklusive Schwert! Keine Frage, er hatte die Sachen in Hampton gekauft, es hatte dort genug Stände gegeben, die eine solche Kleidung anboten. Er schien das wirklich durchziehen zu wollen, machte er sich gar keine Gedanken darüber, wie er sein Scheitern erklären sollte? War er dermaßen durchgeknallt, dass er tatsächlich glaubte, durch die Zeit reisen zu können?
    »Warum tust du das alles? Ich will die ganze Wahrheit wissen, und nicht diesen Humbug von wegen Zeitreisen. Wir haben uns gestritten, warum? Wollte ich bei deinem Blödsinn nicht mehr mitmachen?« Eine letzte Chance wollte ich ihm noch geben, bevor er sich vollends vor mir lächerlich machte.
    »Das ist die Wahrheit. Setz dich hierhin und schau genau hin. In einer Minute bin ich wieder da und dann wirst du mir endlich glauben!« Er nahm mich bei den Schultern, führte mich zu seinem Bett und bedeutete mir, dort Platz zu nehmen. Widerstandslos gehorchte ich. Eine Minute wollte er? Die sollte er bekommen und nach Ablauf der Zeit würde ich ihn zerpflücken und in der Luft zerreißen. Danach war ich wohl endgültig fertig mit ihm. Was wirklich schade war, er war mir so sehr ans Herz gewachsen und jetzt stellte er sich als Verrückter heraus. Gab es denn keinen einzigen normalen Mann mehr in dieser Welt? Über seine Millionen hatte ich gelernt hinwegzusehen, aber das hier ging viel zu weit.
    Phil beugte sich zu mir herunter, gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen und stellte sich vor mir auf. Er nahm sein Handy hervor und begann etwas darauf zu tippen. Wollte er mir jetzt eine Art Beweis-SMS schicken? Ich öffnete den Mund, um eine bissige Bemerkung loszuwerden, kam jedoch nicht weiter. Die Stelle, an der er soeben noch gestanden hatte, war leer und von ihm war keine Spur mehr zu sehen.
     

16. Kapitel
     
    Erschrocken rieb ich mir über die Augen, vielleicht hatte ich nur plötzliche Sehstörungen, und wenn ich oft genug blinzelte, würde er schon wieder auftauchen. Aber nichts dergleichen geschah. Die Stelle blieb so leer, wie sie in den Sekunden zuvor gewesen war. Er hatte doch nur etwas in sein Handy getippt und jetzt war er weg? Eine Gänsehaut lief über meinen ganzen Körper und ein mulmiges Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Wie hatte er das geschafft? Wie konnte er so ohne Tricks und doppelten Boden verschwinden? Er konnte nicht wirklich durch die Zeit reisen, oder etwa doch?
     
    Eine Minute kann unglaublich lang sein, wenn man darauf wartet, dass etwas geschieht. Mir kamen die Sekunden ewig vor und unentwegt schüttelte ich den Kopf,

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