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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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Türöffnung erscheint, und Ayse hat selten etwas gesehen, das ihr mehr Angst eingejagt hat als diese riesige wütende Frau mit ihren seegrünen, grell aufblitzenden Augen. Ein ganzer Schwall böser Runjiworte ergießt sich über ihre Tochter.
    Hala wirft Ayse einen kurzen Blick zu. »Meine Mutter will wissen, wer dich hier reingeschmuggelt hat«, übersetzt sie schnell.
    Ayse sieht, wie das Mädchen die Hand auf die Brust legt und seiner Mutter antwortet. Heißt das, dass sie sich selbst beschuldigt? Ayse schweigt überrascht. Hala weiß doch genau, dass Ika sie hierher gelotst hat. Sie kann den Wortwechsel zwischen Mutter und Tochter nicht verstehen, aber es ist deutlich, dass es der Maile nicht gefällt, wenn Gefangene ihre Tochter besuchen. Mit einem Fingerschnippen beordert sie die Wächterinnen aus dem Gang zu sich und befiehlt ihnen, Ayse auf der Stelle wieder zurück in ihre Zelle zu bringen.
    »Ich geh ja schon, ich geh ja schon!«, ruft Ayse und springt von dem schaukelnden Bett. Sie hat keine Lust, wieder ergriffen und durch den Flur geschleift zu werden. »Ich kann selbst laufen!« An der Tür dreht sie sich noch schnell zu Hala um. Das Mädchen sitzt mit mürrischem Gesicht zwischen ihren Kissen. Sobald sie kurz aufschaut, zwinkert ihr Ayse zu. »Ich sehe dich bestimmt noch mal.«
    Hala lächelt überrascht.
    Tio geht immer noch unwillig hinter Micky und Kenta her. Er muss zugeben, dass es ihm hier eigentlich gut gefällt. Er hatte einen nasskalten dunklen Wald erwartet, doch die Sonne ist früh aufgegangen, kein Wölkchen ist am Himmel zu sehen, und das Sonnenlicht fällt durch die weit auseinander stehenden Bäume auf das weich federnde Moos, das so hellgrün ist, wie Tio es noch nie gesehen hat. Das Einzige, was ihn ein bisschen stört, ist, dass sie nicht auf den Wegen gehen. Kenta führt sie im Zickzack auf einem Pfad, den nur sie zu kennen scheint, zwischen den Bäumen hindurch.
    »Auf den normalen Wegen könnten wir Leuten begegnen«, erklärt Micky, »und das will sie lieber nicht.«
    Tio will sich gerade beschweren, da kündigt Kenta zu seiner Erleichterung an, dass sie gleich da sind. Sie zeigt auf ein windschiefes kleines Gebäude vor sich. »Haben Sie das selbst zusammengezimmert?«, fragt Tio mit einem trockenen Grinsen. »Was für ein verrücktes Ding!«
    »Es war früher mal ein Ziegenstall«, bemerkt Kenta ungerührt.
    Das erklärt sicher auch das trockene Stroh auf dem Boden, denkt Tio, als er die einfache Hütte betritt. Es stehen ein paar schlichte Holzschemel herum, und Micky setzt sich mit einem zufriedenen Seufzer auf einen der dreibeinigen Hocker.
    Kenta verschwindet in einer Kammer hinten in dem baufälligen Schuppen. »Bin gleich zurück.«
    Tio zieht sich einen Hocker heran und sitzt eine Weile schweigend da. Er ist ziemlich erstaunt. Was will jemand mit so einer verkommenen Behausung wie der hier? Ob Kenta hier wirklich ab und zu wohnt? Es gibt bestimmt kein fließendes Wasser, und viele Möbel sieht er auch nicht.
    Zehn Minuten später tritt eine Frau aus dem Hinterstübchen, von der Tio meint, ihr noch nie begegnet zu sein. Vor Schreck wäre er beinahe vom Hocker gefallen. »Wer …«, beginnt er verblüfft, doch dann schaut er noch einmal richtig hin.
    Es liegt wahrscheinlich an den langen schwarzen Locken, die unter der Kapuze des sandfarbenen, grob gewebten Mantels hervorfallen, dass er Kenta nicht gleich erkannt hat, denn bisher hat er sie schließlich nur kahl wie eine Runji gesehen. »Ist das eine Perücke?«, fragt er ungläubig.
    »Das Volk der Ziegenhüter in den Bergen ist im Allgemeinen schwarzhaarig«, sagt Micky. »Ich bin einmal ein paar von ihnen begegnet. Sie sind umwerfend schön – wie Zigeuner auf den alten Bildern. Dunkelbraune Augen und Locken. Es ist schade, dass sie solche Kleidung tragen.« Sie mustert Kentas Mantel mit kritischem Blick. »Das Ding sieht aus, als wäre es aus einem Futtersack gemacht worden.«
    »Ist es wahrscheinlich auch«, erwidert Kenta ruhig. Sie sammelt ein paar Sachen zusammen und stopft sie in eine Tasche. »Kommt, wir gehen wieder. Ich habe um halb neun eine Verabredung in Terrasse und will euch davor noch wohlbehalten beim Zahlmeister der Bürgschaftsstelle in den Kellergewölben des Maile Dhun abliefern. Sobald das Geld bezahlt ist, kann euch niemand mehr etwas anhaben, und ihr könnt sicher nach Sandbach zurückgehen.«
    »Warum macht sie das?«, fragt Tio Micky flüsternd, als sie weitergehen. »Warum muss sie sich

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