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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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Kopf, dass sie aussieht wie ein Vogel, der nach Krümeln pickt. »Sie wollten, dass wir alle wieder weggehen.«
    »Warum haben Sie das nicht gemacht?«
    »Ein großer Teil von uns ist weggezogen, nur ein kleines Häufchen Runji ist hier geblieben. So ist das unterwegs häufig gewesen. Es ist oft passiert, dass ein kleiner Teil sich abgespalten hat, um irgendwo zu bleiben, wo es den Leuten gefiel. Manchmal die, die bereits unterwegs mit Problemen zu kämpfen hatten, zum Beispiel mit einem Boot, das leck war. Ohne es zu wollen, musste ich beim letzten Mal auch zurückbleiben. Anfangs wurden wir herzlich empfangen und schienen eine Zeit lang mit den Salzländern aus der Umgebung gut auszukommen. Bis wir übermütig wurden.« Ika nickt bedächtig. »Ja, es ist uns zu gut gegangen.«
    »Sie haben alle Fische gefangen, die die Sandbacher Fischer sonst in ihren Netzen gehabt hätten«, gibt Ayse das wieder, was sie in Sandbach gehört hat.
    »Tja, in solchen Fällen gewinnt der Stärkere.«
    »Meinen Sie das wirklich?«
    Ika lacht. »Mein liebes Kind, zu der Zeit war ich längst nicht mehr die Bedeutendste. Meine Tochter hatte diese Aufgabe von mir übernommen.«
    Ayse kneift die Augen etwas zusammen. »Finden Sie, dass sie es gut macht?« Sie sieht, wie ein schmerzlicher Zug über das Gesicht der alten Frau huscht, und sie begreift, dass Ika überhaupt nicht einverstanden ist mit der Art, wie die Maile herrscht.
    »Meine Tochter ist immer eine starke und eigenwillige Frau gewesen, die genau weiß, was sie will. Sie lässt sich von niemandem reinreden, und schon gar nicht von mir.«
    Ayse beißt sich auf die Nägel. »Und Hala?«, fragt sie dann. »Sie ist doch die Nachfolgerin ihrer Mutter. Glauben Sie, dass sie es anders machen wird?«
    Ika lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück, und immer mehr Lachfältchen zeigen sich um ihre Augen. Sie nickt. »Ich glaube, dass sie es ganz anders machen wird. Du bist ein kluges Mädchen, genau wie sie.«
    »Sie kommen bestimmt gut mit Ihrer Enkelin aus.« Ayse muss grinsen.
    Es bleibt kurz still. Dann sagt Ika: »Ich denke, dass du auch gut mit ihr auskommst.« Sie steht auf, geht zur Tür und bedeutet Ayse, ihr zu folgen. »Und ich glaube, dass Hala sich freuen wird, dich wiederzusehen.«
    Tio isst gierig von der warmen Mahlzeit, die ihm Kenta vorgesetzt hat, ganz im Gegensatz zu Micky, die nur ein wenig an dem Blattgemüse und dem Brot herumknabbert.
    »Es ist eigentlich noch ein bisschen früh fürs Abendessen«, gibt Kenta zu, die Micky beobachtet, »aber ich will morgen beizeiten aufbrechen. Und ihr beide solltet auch früh schlafen gehen.«
    »Wann brechen wir auf?«, will Micky wissen.
    »Um sieben Uhr. Dann können wir früh beim Haus im Wald sein und etwa um acht in Terrasse.«
    Tio blickt von einer zur anderen. Was kommt denn nun wieder auf ihn zu? Als er wenig später mit Micky in dem Zimmer ist, das Kenta ihnen zugewiesen hat, versucht er, Micky mehr Informationen zu entlocken.
    »Jetzt sag mir mal, was Kenta eigentlich ist.«
    »Eine Vermittlerin, das hat sie doch gesagt.«
    »Was ist eine Vermittlerin?«
    »Eine, die vermittelt«, sagt Micky lahm.
    Tio schiebt seinen Rucksack unter eine Hängematte und geht zu einem Fenster mit Blick auf die Flussmündung. Verdrossen lehnt er sich gegen die Fensterbank.
    »Ist ja schon gut.« Micky seufzt. »Du findest mich ziemlich unerträglich, ich weiß, aber ich will dir nicht alles vorkauen. Du musst die Dinge in diesen Welten selbst erleben und deine eigenen Schlüsse ziehen, jedenfalls glaube ich, dass das der Sinn der Sache ist. Du musst dir deine eigene Geschichte erschaffen, deine eigenen Abenteuer. Aber ich kann dir sagen, dass ich Kenta auf allen Leveln, auf denen ich war, begegnet bin und sie mir immer geholfen hat. Sie ist keine Runji und auch keine Salzländerin, und deshalb kann sie helfen, wenn du Probleme hast, ob mit dem einen Volk oder dem anderen. Und es tut mir echt leid, dass Ayse noch bis morgen früh warten muss, dass wir ihre Bürgschaft bezahlen, aber der Schalter ist nun schon längst geschlossen. Auch wenn wir von hier aus gleich nach Terrasse zurückgegangen wären, wären wir nicht mehr rechtzeitig hingekommen und hätten irgendwo die Nacht verbringen müssen.«
    »Und was ist mit dem Haus im Wald, warum müssen wir mit dahin?«
    »Es ist eines der vielen Häuser von Kenta, sonst nichts.«
    »Pff«, macht Tio ärgerlich.
    Wieder seufzt Micky. »Sie ist ständig zwischen allen Städten und Orten der weiteren

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