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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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den mein Vater vom Markt mitgebracht hat.«
    Tio erzählt ihr von der Zauberkiste. »Und wo bist du Babatunde begegnet?«
    »Auf demselben Markt. Ich war auch da, zusammen mit Hugo. Mein Vater hat uns mitgenommen, es war so ein besonderer historischer Markt, ihr wisst schon, mit alten Handwerken und Bühnen, wo sie alte Schmachtfetzen gesungen haben.« Sie tippt sich an die Stirn, um zu zeigen, was sie von solchen Auftritten hält. »Hugo und ich wollten eigentlich gleich wieder weg, aber da haben wir den verrückten Kerl mit seinem bunten Gewand, seinem Hütchen und der Sonnenbrille entdeckt. Er hatte echt irre Sachen, aber wir hatten nicht genug Geld.« Sie zeigt nach oben zu dem Zimmer, in dem sie geschlafen hat. »Mein Koffer steht hier oben unter dem Bett – aber zu Hause bei mir auch.«
    Ayse wickelt sich nachdenklich eine Haarsträhne um den Finger. Einen Moment lang ist es still, dann fragt sie: »Was glaubst du, ist damals passiert?«
    Tio und Micky sehen sich an. Sie haben Ayse noch gar nicht gesagt, dass sie Hugo verloren hat und nicht wiederfinden kann.
    »Das erzähle ich dir unterwegs«, sagt Tio und schiebt Ayse vor sich her nach draußen.
    Sie verabschieden sich von Micky.
    »Ich hoffe, dass wir uns wieder begegnen«, sagt Tio ganz ehrlich. »Das fände ich sehr schön.«
    »Wir treffen uns bestimmt wieder.« Mickys Hände flattern. »Hier in der alten Herberge. Jetzt geht aber, schnell.« Abrupt dreht sie sich um und verschwindet im Haus.
    »Sie sagt nicht gern Auf Wiedersehen«, sagt Tio.
    »Ich auch nicht«, sagt Ayse. Und auch sie dreht sich um und stiefelt mit einem Gesicht wie drei Tage Regenwetter rasch von der Herberge weg. »Aber zuerst will ich in einen Schirmladen.«
    »In einen was?«, fragt Tio kichernd.
    »Einen Laden, wo sie Regenschirme verkaufen.«
    Es ist seltsam, aber sie finden keinen.
    »Verdammt«, mault Ayse. »Wir werden klatschnass. Und ich hör übrigens ein Gewitter. Du auch?«
    »Ja, ich hab was rumpeln gehört.« Tio blickt sich kurz über die Schulter. War das eben Donner, oder war es etwas anderes? Ob Micky sich wohl schon auf den Weg gemacht hat? Ob Hugo hier manchmal auch rumläuft? »Weißt du was, gehen wir doch in die bewohnte Welt, da können wir fragen. Wegen der Regenschirme, mein ich. Und der Rückweg ist bestimmt auch angenehmer, wenn man ab und zu jemanden trifft.«
    Und es ist erheblich angenehmer, als hier jemandem zu begegnen!
    Bis sie das bewohnte Sandbach erreicht haben, gießt es wie aus Kübeln, und ihre Kleider sind total durchweicht.
    »Das mit dem Regenschirm können wir vergessen«, sagt Ayse, »das bringt jetzt auch nichts mehr. Ich hoffe nur, dass die Rucksäcke einigermaßen wasserdicht sind und meine eigenen Sachen trocken. Ich muss mich dann bei dir noch schnell umziehen, geht das? Bevor ich nach Hause gehe, meine ich. Wenn sie mich zu Hause in diesen Klamotten sehen, dann denken sie noch, dass ich sie irgendwo geklaut hab.«
    Tio grinst. »Hast du ja auch.«
    Durch den strömenden Regen gehen sie unbeirrt den Weg zwischen den Weiden weiter, immer bemüht, den tiefsten Pfützen auszuweichen.
    Auch auf den Feldern um sie herum stehen riesige Pfützen. Als sie am Bauernhof von Sirpa und Thorpa vorbeikommen, sehen sie, dass dort Hochbetrieb herrscht. Trotz des Wetters wird schwer gearbeitet.
    Ayse kann es nicht lassen, schnell zum Zaun zu laufen. Sie hat Sirje gesehen und winkt ihr zu.
    Sirje kommt an den Zaun gerannt. »Oh, da seid ihr ja endlich wieder! Ich hab schon Angst gehabt, ihr hättet uns vergessen. Habt ihr die Freikarten dabei?«
    »Freikarten?«, wiederholt Ayse dümmlich. »Oh … nein, bei diesem Wetter gibt es keine Vorstellung.« Sie wird rot bis zu den Ohren. Die arme Sirje. Jedes Mal wird ihr das von Neuem versprochen. Ayse nimmt sich vor, dem Mädchen beim nächsten Mal nichts mehr vorzuflunkern.
    Sirje nickt. »Ja, das ist ein Sauwetter. Und es wird noch viel schlimmer, sagt mein Vater. Es ist noch mehr Regen vorhergesagt, und wenn das stimmt, dann tritt der Fluss wieder über die Ufer. Das passiert immer öfter, und das ist sehr schlimm, weil dann alles weggeschwemmt wird.«
    »Was wird dann weggeschwemmt?«, will Tio wissen. Er blickt zu den Gebäuden auf ihren Warften. »Doch nicht euer Haus?«
    »Nein, so schlimm ist es zum Glück nicht mehr. In der letzten Zeit nicht mehr, aber früher ist das passiert, bevor wir alles auf die Erhöhungen gestellt haben. Aber das weiß ich nur vom Erzählen. Ich muss jetzt weiter

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