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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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von Schafshufen platt getretener sandiger Pfad durch das buschige raue Grasland, aber er führt auf jeden Fall in die richtige Richtung.
    Nach Tios Meinung zieht sich der Weg ganz schön hin. »Ich sehe das Haus immer noch nicht.« Entschuldigend schaut er Ayse an, die neben ihm geht. »Das hing hier doch irgendwo an einem Kliff.«
    »Ich sehe nirgends ein Kliff«, sagt Ayse und zuckt mit den Schultern. »Was ist eigentlich ein Kliff?«
    »Ein steiler Felshang.« Micky wischt sich den Schweiß von der Stirn. Es ist jetzt schon später Vormittag, die Sonne steht höher am Himmel, und es wird warm.
    »Wie lange habt ihr heute Morgen gebraucht?«
    »Das war ein viel kürzerer Weg«, brummt Tio.
    »Vielleicht sollten wir versuchen, den wiederzufinden«, schlägt Micky vor. Sie lässt den Blick zu den Hügeln schweifen. »Der Weg ist da irgendwo …« Sie bricht ab.
    Ein Stück oberhalb sehen sie auf dem Weg, der Terrasse mit dem Runjihafen verbindet, zwei Wagen. Auf dem einen sitzen zwei Wächterinnen, auf dem anderen nur eine – aber neben ihr die drei Jungen. Sie deuten auf etwas.
    »Auf uns«, flüstert Ayse. »Sie zeigen auf uns.«
    »Aber … das verstehe ich nicht«, ruft Tio kläglich. »Warum verfolgen die uns? Und warum hat Hala nicht erklärt, was passiert ist?«
    »Gleich steigen sie von den Wagen.« Ayses Stimme klingt beklommen. Sie darf gar nicht daran denken, dass sie wieder in eine Zelle muss, diesmal, weil sie geflohen ist. »Und dann kommen sie, und dann …«
    Micky sieht Ayse nachdenklich von der Seite an. »Aber Kenta hat doch inzwischen deine Bürgschaft bezahlt? Niemand kann dir noch was anhaben.«
    »Ich bleibe doch nicht hier stehen und warte auf sie«, ruft Ayse und läuft eilig weiter, den Schafspfad entlang.
    »Sie bleiben sitzen, offenbar haben sie keine Lust auf eine anstrengende Kletterpartie«, stellt Micky fest. »Sie schauen, wo wir hingehen. Mist, ich hoffe, dass wir Kenta nicht in Schwierigkeiten gebracht haben. Ob irgendwas mit der Bürgschaft nicht gut geklappt hat? Das waren einwandfreie salzländische Khansi, da war nichts faul dran. Und der Betrag hat doch auch gestimmt, oder?«
    Tio nickt. »Vielleicht wollen sie uns was anderes fragen?«
    »Vielleicht hat Kivan das auf eigene Faust unternommen«, spöttelt Micky. Sie schaut Ayse nach, die sich schon ein ganzes Stück von ihnen entfernt hat. »Vielleicht ist es keine so gute Idee, zu Kenta zu gehen. Wenn sie uns da oben weiter folgen, dann zeigen wir ihnen den Weg zu einem von ihren Häusern. Und Kentas Häuser sind ihre Verstecke, die Orte, an denen sie sich verändern kann, wenn sie das für nötig hält.« Sie richtet sich auf. »Ayse!«
    Ayse bleibt stehen. Sie blickt nach oben.
    Da oben steht ein Haus am Rand eines Kliffs. Von unten gesehen, scheint es gefährlich überzuhängen.
    Micky geht schneller. »Einfach weiterlaufen«, zischt sie Ayse zu, als sie auf Hörweite ist.
    »Ist es das denn nicht?«, fragt Ayse verwundert. Wie viele solcher Kliffhäuser könnte es hier sonst noch geben?
    »Wir gehen nicht hin«, sagt Tio rasch. »Und schau nicht hoch. Komm, wir gehen weiter.« Erst als sie hinter ein paar Büschen außer Sicht gekommen sind, erklärt er ihr: »Wir würden Kentas Versteck verraten. Micky hat beschlossen, dass wir weitergehen müssen.«
    »Und wohin?«, will Ayse wissen. Ihrem Gesicht ist anzusehen, dass sie das alles nicht mehr lustig findet und langsam bereit ist, mit einem von ihnen einen ordentlichen Streit anzufangen.
    Micky macht eine lässige Handbewegung. »Einfach geradeaus.«
    Zankend trotten sie den Pfad weiter. Ab und zu werfen sie einen Blick nach oben, wo sie immer mal wieder die Wagen sehen, die langsam den Küstenweg entlangfahren.
    »Wenn ich mich richtig erinnere …«, gräbt Micky in ihrem Gedächtnis, »… dann biegt der Weg oben gleich ein Stück landeinwärts ab. Wenn sie auf den Wagen bleiben, können sie uns bald nicht mehr beobachten. Das ist der richtige Augenblick, dass wir uns eine List ausdenken, auch wenn ich im Moment nicht weiß … oder zumindest …« In ihren Augen fängt es an zu glitzern. »Wenn wir uns jetzt ein bisschen ranhalten, dann könnte es klappen.«
    »Was?«, rufen Ayse und Tio gleichzeitig.
    »Der Runjihafen. Kommt mit!«
    Tio und Ayse gehen die Augen über. All die Schiffe, all die Menschen, diese Betriebsamkeit! Sie haben den Runjihafen einmal von Weitem gesehen, konnten sich aber nicht vorstellen, dass alles so groß und geschäftig ist.
    Tio

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