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Zwischenwelten (German Edition)

Zwischenwelten (German Edition)

Titel: Zwischenwelten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariëtte Aerts
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die Schnellste ist. Sie ist vor allem sehr klug. Oder anders gesagt, sie ist einfach die Chefin hier, die Chefin von der Anlegestelle und also auch die Anführerin bei Kämpfen.«
    »Hm.« Tio überlegt. »Bei uns gehört das meistens nicht zusammen, glaube ich. Wir haben Minister und einen Präsidenten, aber ich denke nicht, dass die selber kämpfen. Dafür haben wir dann wieder Soldaten und so.«
    Der Junge hört mit schief gelegtem Kopf zu. »Gut, entweder hast du mächtig viel Fantasie, oder du sagst die Wahrheit und bist wirklich kein Salzländer.« Kivan zeigt missbilligend auf Tios Kleidung. »Aber warum ziehst du dich dann an wie ein Salzsack?«
    »Die Klamotten hab ich geklaut«, gesteht Tio. »In einem Geschäft, wo, äh … na ja … als niemand aufgepasst hat. Meine eigenen Sachen waren … ganz anders, und auf der Straße haben mich alle angestarrt. Ich wollte einfach wie ein Salzländer aussehen und nicht auffallen.«
    »Aber wer hat dich dann geschickt?«
    »Wie, geschickt?«
    »Nach Sandelenbach, zu den Salzländern.«
    »Niemand«, antwortet Tio, doch dann verbessert er sich. »Babatunde. Ich bin von Buba geschickt worden, um das Rätsel von Wir und Ihr zu lösen.«
    »Bist du eine Art Spion?« Kivan wirkt begeistert. »Kämpft dein Volk auch gegen die Salzländer?«
    Tio schüttelt den Kopf. Er muss sich etwas einfallen lassen, eine sinnvolle Erklärung, eine Begründung für seinen Aufenthalt in Salzland. »Wir sind Reisende«, wiederholt er, was er schon Sirpa erzählt hat. »Von der ältesten Wanderbühne. Wie ziehen in der Gegend herum.«
    Das scheint dem Jungen zu gefallen. »Genau wie die Runji früher!«
    »Ja, aber nicht mit Booten. Mit Wagen. Und dann bauen wir Zelte auf und geben Vorstellungen und so.«
    »Und jetzt seid ihr hier angekommen, und du bist losgeschickt worden, um die Salzländer und die Runji erst mal auszuspionieren!«
    »Warum soll ich denn Menschen ausspionieren?«
    »Um herauszubekommen, ob ihr stärker seid als wir«, sagt Kivan. »Um herauszubekommen, auf welche Seite ihr euch am besten schlagt. Oder wollt ihr es vielleicht gleich mit beiden Völkern aufnehmen?« Der Junge scheint nur an Krieg denken zu können. »Willst du noch mehr Suppe?«, fragt er, als Tio den letzten Rest aus der Schale löffelt.
    »Ein bisschen«, antwortet Tio zögernd. Er hat zwar noch Hunger, doch die Suppe ist kräftig gesalzen und gewürzt. »Kann ich vielleicht auch ein Stück Brot dazu kriegen, wenn ihr welches habt?«
    Der Junge steht auf und geht mit Tios leerer Suppenschale hinaus. Er bleibt lange fort. Dann hört Tio Schritte und blickt auf. Aber es ist nicht Kivan, ein alter Mann späht in das Zimmer. Vom Flur her sind Stimmen zu hören, und dann kommen plötzlich zwei junge Männer herein, sie sich ihm gegenüber an den Tisch setzen. Tio fühlt sich sofort wie jemand, der wegen einer Straftat von der Polizei verhört wird.
    »Tio?«, fragt der eine, als ob er sich vergewissern müsste, den Namen richtig verstanden zu haben.
    Tio nickt.
    »Komischer Name«, meint der Mann.
    »Überhaupt nicht«, sagt Tio. »In meiner Familie nicht.«
    »Kivan meint, dass du wirklich nicht von hier, also kein Salzländer bist.«
    »Oh …« Da begreift Tio, und seine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. »Kivan ist also hier reingeschickt worden, um mich auszuhorchen.«
    »Ja. Wir haben gedacht, dass ein Gleichaltriger mehr aus dir rausbekommt als ein Erwachsener, der vielleicht schneller als Bedrohung empfunden wird.«
    »Und er hat mich gefragt, ob ich ein Spion bin!«
    Einer der Männer lächelt und streckt die Hand aus, um sich vorzustellen.
    Tio zögert kurz – er hat noch eine tiefe Falte zwischen den Augen –, aber dann ergreift er die Hand doch. Das ist besser, als weiter finster zu blicken. Höflich schüttelt er die ausgestreckte Hand.
    Der Mann grinst. »Bei Salzländern machen wir das nicht, das mal vorweg, falls du das nicht wissen solltest. Ich bin Sorin.«
    Nun hält der andere Mann Tio die Hand hin. »Aber wir machen es so«, sagt er nachdrücklich und legt seinen Handrücken gegen den von Tio. »Nicht mit greifenden, grapschenden Fingern, das ist unhöflich! Ja, so, die Hand ausgestreckt halten und nicht bewegen.« Er nickt. »Richtig. Und ich heiße Jabiron.«
    »Tio«, murmelt Tio, während er verwundert auf das ulkige Handanlegen schaut, das ihm der Mann vormacht.
    »Präg dir das ein«, mahnt Jabiron. »Wir Runji mögen das salzländische Gegrapsche nicht.«
    »Ich

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