Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
5000 Dollar und mehr für so ein adrettes und schickes Weib, wie Emily es einmal wäre, bezahlen würden. Nein, nein, er würde sie heute nicht verkaufen. Sie war eine Schönheit – bildhübsch – eine Puppe – keine der dicklippigen, Baumwolle pflückenden Nigger mit plattem Kopf – er sei verflucht, wenn sie das wäre.
Als Eliza von Freemans Entschlossenheit hörte, Emily nicht herzugeben, war sie außer sich vor Wut.
"Ich werde nicht ohne sie gehen. Ihr werdet sie mir nicht wegnehmen", kreischte sie hervor, und ihr Kreischen mischte sich mit Freemans lauter und wütender Stimme die ihr befahl, endlich ruhig zu sein.
In der Zwischenzeit waren Harry und ich im Hof gewesen, hatten unsere Decken gepackt und standen nun an der Vordertür bereit zur Abfahrt. Unser Käufer stand in unserer Nähe und schaute Eliza mit einem Ausdruck tiefen Bedauerns an, hatte er sie doch auf Kosten von soviel Kummer erworben. Wir warteten einige Zeit bis Freeman schließlich, seiner Geduld beraubt, Emily mit roher Gewalt aus den sie mit aller Kraft festhaltenden Armen ihrer Mutter riss.
"Lass mich nicht allein, Mama – bitte verlass mich nicht", schrie Emily, als ihre Mutter barsch von ihr weg gedrückt wurde; "Lass mich nicht allein – komm zurück, Mama", weinte sie und streckte ihre kleinen Arme fordernd nach der Mutter aus. Aber sie weinte umsonst. Wir wurden eilig aus der Tür und raus auf die Straße gedrängt. Immer noch konnten wir hören wie sie nach der Mutter rief, "Komm zurück – lass mich nicht allein – komm zurück, Mama", bis ihre kindliche Stimme immer undeutlicher zu hören war und schließlich mit zunehmender Entfernung ganz erstarb und nicht mehr zu vernehmen war.
Eliza sah noch hörte je wieder etwas von Emily oder Randall. Sie blieben Tag und Nacht, jede Sekunde ihres Lebens, ein Teil ihrer Erinnerung. Im Baumwollfeld, in der Blockhütte, immer und überall erzählte sie von ihnen – manchmal auch zu ihnen, als seien sie tatsächlich da. Nur wenn sie schlief, oder die Illusion gerade abgeklungen war, erlebte sie einen Moment des Trosts.
Sie war keine gewöhnliche Sklavin, wie ich ja schon erzählt habe. Zu der natürlichen Intelligenz, die sie im Überfluss besaß, kamen eine exzellente Allgemeinbildung und das Wissen über sehr viele Themen und Dinge. Sie hatte ein Leben geführt, wie es nur wenigen ihres unterdrückten Standes gewährt wurde. Sie war in die Sphären eines besseren, höherwertigen Lebens gehoben worden. Freiheit – ihre eigene und die Freiheit ihrer Kinder waren lange Jahre ihre Wolkensäule bei Tag und ihre Feuersäule des Nachts gewesen. Ihre Pilgerfahrt durch die Wildnis der Gefangenschaft, die Augen immer auf das Hoffnung verheißende Leuchtfeuer gerichtet, hatte sie schließlich auf "den Gipfel des Pisgah" geführt und sie das verheißene Land erblicken lassen. In einem unerwarteten Moment wurde sie komplett übermannt von Enttäuschung und Verzweiflung. Die glorreiche Vision der Freiheit war aus ihrem Sichtfeld entschwunden als man sie in Gefangenschaft abführte. Nun "weinte sie bitterlich bei Nacht, und ihre Tränen waren auf ihren Wangen; sie hatte keinen Tröster unter allen, die sie liebten; alle ihre Freunde haben treulos an ihr gehandelt, sind ihr zu Feinden geworden." (Klagelieder des Jeremias, Vers 1:2 – Anmerkung des Übersetzers).
Kapitel 7
Nachdem wir den Sklavenstall in New Orleans verlassen hatten folgten Harry und ich unserem neuen Herrn durch die Straßen während Eliza, weinend und sich immer wieder umdrehend, von Freeman und seinen Schergen voran gedrängt wurde. Bald erreichten wir das Dampfschiff Rodolph, das am Damm festgemacht hatte. Nach nicht einmal einer Stunde fuhren wir schon flott den Mississippi hinauf. Unser Ziel lag irgendwo am Red River. Neben uns waren eine Menge anderer Sklaven an Bord, offensichtlich alle auf dem Sklavenmarkt von New Orleans erworben. Ich erinnere mich an einen Mr. Kelsow, von dem man sagte, er sei ein bekannter und großer Plantagenbesitzer, der gleich eine ganze Gruppe Frauen gekauft hatte.
Der Name unseres Herrn war William Ford. Er lebte in Great Pine Woods in der Pfarrei Avoyelles, die im Herzen von Louisiana am rechten Ufer des Red River lag. Heute ist er ein baptistischer Pfarrer. Er wird in der gesamten Pfarrei Avoyelles und ganz speziell entlang beiden Ufern des Bayou Boeuf, wo er besser bekannt ist, als beliebter Geistlicher geschätzt. Der Verstand eines Nordstaatlers mag
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