Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
– dass er ein Mensch ist in dessen Herz die Eigenschaften von Gerechtigkeit und Güte komplett fehlen. Eine raue, grobe Energie, in Verbindung mit einem unkultivierten und habgierigen Geist, ist das, was ihn am meisten auszeichnet. Er ist, ob seiner Fähigkeiten jeden noch so unwilligen Sklaven zu unterwerfen, als der "Niggerbrecher" bekannt; und er brüstet sich mit diesem Ruf genau wie es ein Jockey tut, dessen Geschicklichkeit es vermag, ein widerspenstiges Pferd zu zähmen. Er betrachtete einen farbigen Mann nicht als menschliches Wesen, das nur seinem Schöpfer gegenüber verantwortlich ist, sondern als "Viehbesitz", als lebendiges Eigentum, das nicht besser ist als sein Maultier oder ein Hund. Als man ihm den unwiderlegbaren und klaren Beweis vorlegte, dass ich ein freier Mann war und genau das gleiche Recht auf Freiheit hatte, wie er selbst – als er an dem Tag, als ich gehen durfte, erfuhr, dass ich eine Frau und Kinder hatte, die mir genau so lieb waren wie ihm seine eigenen, tobte und fluchte er nur. Er verunglimpfte das Gesetz, das mich ihm entzog und erklärte, dass er alles Geld aufbieten werde, um den zu finden und zu töten, der meinen Aufenthaltsort verraten hatte. Er dachte an nichts anderes als seinen Verlust und verfluchte mich dafür, dass ich frei geboren worden war. Er hätte unbewegt dabei zugesehen, wie man seinen armen Sklaven die Zungen herausriss, sie über prasselndem Feuer verbrannte oder Hunde sie zerfleischten – wenn es ihm nur Gewinn brachte. Solch ein harter, grausamer und ungerechter Mann war Edwin Epps.
Es gab am Bayou Boeuf nur noch einen, der ihn an Grausamkeit übertraf. Wie schon berichtet wurde die Plantage von Jim Burns ausschließlich von Frauen bewirtschaftet. Der Barbar hielt ihre Rücken in einem so wunden und offenen Zustand, dass sie die tägliche Sklavenarbeit nicht mehr verrichten konnten. Er prahlte mit seiner Grausamkeit und wurde im ganzen Umland als noch kompromissloser und energischer als Epps angesehen. Da er selbst ein Vieh war, hatte er nicht einen Funken Gnade für das ihm untergebene Vieh und peitsche sich selbst, ein Narr der er war, die Kraft der Sklaven, von der sein Gewinn abhing, weg.
Epps blieb zwei Jahre auf Huff Power. Nachdem er dort genug Geld verdient hatte, kaufte er die Plantage am Ostufer des Bayou Boeuf, auf der er heute noch residiert. Er kaufte diese 1845. Neun seiner Sklaven nahm er mit dorthin. Mit Ausnahme von mir und Susan, die gestorben ist, leben alle noch dort. Er hat seither keinen Sklaven mehr zugekauft und acht Jahre lang waren die folgenden Namen meine Gefährten dort: Abram, Wiley, Phebe, Bob, Henry, Edward und Patsey. Er hatte sie alle, mit Ausnahme von Edward, der da noch nicht geboren war, nach seiner Zeit als Aufseher bei Archy B. Williams erworben. Dessen Plantage liegt am Ufer des Red River, nicht weit von Alexandria.
Abram war riesig, gut einen Kopf größer als der durchschnittliche Mann. Er ist jetzt sechzig und stammt aus Tennessee. Mit vierzig wurde er von einem Händler gekauft, nach South Carolina gebracht und dort an James Buford im Williamsburg County weiter gehandelt. In seiner Jugend war er bekannt für seine große Stärke, aber die unaufhörliche Plackerei hat seine mächtige Erscheinung mittlerweile schwinden und ihn geistesschwach werden lassen.
Wiley ist achtundvierzig. Er wurde auf dem Anwesen von William Tassle geboren und war viele Jahre für dessen Fähre über den Big Black River in South Carolina verantwortlich.
Phebe war Sklavin bei Buford, einem Nachbarn von Tassle und nachdem sie Wiley geheiratet hatte drängte sie Buford, auch diesen zu kaufen. Buford war ein zuvorkommender Mensch, damals noch Sheriff des Countys und ein reicher Mann.
Bob und Henry sind die Kinder Phebes und ihres ersten Mannes, den sie für Wiley verlassen hatte. Der verführerische junge Mann hatte sich Phebes Liebe erschlichen und die treulose Ehefrau setzte daraufhin tatsächlich ihren ersten Gatten vor die Tür. Edward war ihnen am Bayou Huff Power geboren worden.
Patsey ist dreiundzwanzig und stammt ebenfalls von Bufords Plantage. Sie besitzt keinerlei Verbindung zu den anderen aber genießt es, dass sie ein Abkömmling eines "Guinea Niggers" ist, der mit einem Schiff aus Kuba hergebracht und später an Buford verkauft wurde, welcher wiederum Besitzer ihrer Mutter war.
Dies ist der genealogische Abriss der Sklaven meines Herrn, so wie ich ihn selbst erfahren habe. Sie waren viele
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