Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)

Titel: Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Solomon Northup
Vom Netzwerk:
Jahre zusammen. Oft kamen ihnen Erinnerungen an bessere Tage in den Sinn und sie trauerten ihrem Dasein in Carolina nach. Ihr Master Buford kam in Schwierigkeiten, was in Folge noch viel größere Schwierigkeiten für sie bedeutete. Er verschuldete sich mehr und mehr und konnte das ihn verlassende Glück nicht aufhalten; irgendwann musste er die oben genannten und noch mehr Sklaven verkaufen. In Fußketten wurden sie an den Mississippi zur Plantage von Archy B. Williams getrieben. Edwin Epps, der viele Jahre sein Sklaventreiber und Aufseher gewesen war und zu dieser Zeit selbst ins Geschäft einsteigen wollte, akzeptierte sie als Lohn.
     
    Der alte Abram war ein gutmütiger Kerl – eine Art Patriarch unter uns, dem es Spaß machte, die Jugend mit traurigen und ernsten Reden zu unterhalten. Er war sehr versiert in der Philosophie, die in den Sklavenhütten verbreitet wird; sein größtes Hobby aber war General Jackson, dem sein junger Herr in Tennessee in den Krieg gefolgt ist. Er liebte es, seine Gedanken zurückwandern zu lassen an den Ort, wo er geboren wurde und die Szenen seiner Jugend während der Jahre, in denen das Land unter Waffen stand, zu erzählen. Er war mal sehr athletisch und kühner und kräftiger als die meisten seiner Rasse, aber nun war sein Auge trüb geworden und seine Kraft war dahin geschwunden. Wenn er gerade wieder darüber diskutierte, wie man am besten Maisfladen backt oder die Taten Jacksons ausführlich beleuchtete vergaß er sehr oft, wo er gerade seinen Hut, seine Hacke oder seinen Korb gelassen hatte; und dann wurde der alte Mann ausgelacht, wenn Epps abwesend war und ausgepeitscht, wenn er da war. Er wurde immer verwirrter und seufzte darüber, dass er alt wurde und langsam vertrottelte. Die Philosophie, Jackson und die Vergesslichkeit hatten ihm übel mitgespielt und es war klar, dass alles zusammen die grauen Haare von Onkel Abram bald unter die Erde bringen würden.
     
    Tante Phebe war ein sehr guter Erntehelfer gewesen, wurde aber zuletzt in der Küche eingesetzt, wo sie dann auch blieb. Sie war ein durchtriebenes, altes Weib und, wenn ihr Herr oder ihre Herrin nicht in der Nähe waren, äußerst geschwätzig.
     
    Wiley dagegen war sehr still. Er erledigte seine Aufgabe ohne Murren oder Beschwerden und leistete sich nur selten den Luxus des Redens – außer um immer wieder den Wunsch zu äußern, dass er gerne weg wäre von Epps und zurück in South Carolina.
     
    Bob und Henry waren zwanzig, beziehungsweise dreiundzwanzig Jahre alt und hatten nichts Außergewöhnliches an sich. Edward, ein Junge von dreizehn Jahren, war noch nicht im Mais zu gebrauchen und blieb im "großen Haus" und wartete dort auf die kleinen Eppses.
     
    Patsey war schlank und gerade. Sie stand so aufrecht, wie es ein menschlicher Körper nur kann. Sie hatte immer eine Aura der Erhabenheit um sich, die weder Arbeit, noch Erschöpfung oder Bestrafung zerstören konnten. Patsey war ein glänzendes Exemplar unserer Rasse und wäre, hätte die Gefangenschaft nicht ihren Intellekt mit ewiger Dunkelheit verhüllt, ein Häuptling über Zehntausende unseres Volkes gewesen. Sie konnte über die höchsten Zäune springen und nur ein Hund auf der Flucht hätte sie beim Rennen überholen können. Kein Pferd hat sie jemals abgeworfen. Sie war ein geschickter Mannschaftsführer. Sie machte so gute Furchen wie kaum ein anderer und beim Spalten der Halme übertraf sie niemand. Wenn des Nachts der Befehl kam, die Arbeit zu beenden hatte sie ihre Maultiere schneller bei der Scheune, abgezäumt, gefüttert und gestriegelt als Onkel Abram seinen Hut fand. Aber für keine dieser Eigenschaften war sie berühmt. Nur während der Baumwollernte machten sie die blitzartigen Bewegungen ihrer Finger, die niemand anders imitieren konnte, zur Königin des Feldes.
     
    Sie hatte eine angenehme und freundliche Natur und war treu und ergeben. Sie war von Natur aus ein fröhliches Geschöpf, ein lachendes und unbeschwertes Mädchen, das sich schon an seiner Existenz erfreute. Und doch weinte Patsey öfter und litt mehr als ihre Gefährten. Sie war regelrecht gehäutet worden. Ihr Rücken trug die Narben von tausend Schlägen; nicht, weil sie mit der Arbeit hinterherhinkte oder aufrührerisch oder gedankenlos war; nur weil es ihr Schicksal war, in die Hände eines zügellosen Herrn und dessen eifersüchtiger Frau zu fallen. Sie stahl sich vor dem lustvollen Auge des einen davon und musste vor der anderen sogar um ihr Leben zittern – und

Weitere Kostenlose Bücher