Zwölf Jahre Ein Sklave: 12 Years a Slave (Gesamtausgabe) (German Edition)
zwischen den beiden war sie wirklich verflucht. Im "großen Haus" hörte man tagelang wütendes und lautes Geschrei, die Bewohner entfremdeten sich und schmollten und sie war der unschuldige Grund dafür. Nichts erfreute ihre Herrin so sehr, wie sie leiden zu sehen und mehr als einmal, nachdem Epps sich geweigert hatte, sie zu verkaufen, wollte sie mich bestechen Patsey heimlich umzubringen und ihre Leiche an einem einsamen Ort im Sumpf verschwinden zu lassen. Wenn es in ihrer Macht gestanden wäre, hätte Patsey diese unnachgiebige Person nur zu gerne beruhigt. Sie wagte es aber nicht, wie Josef in der Bibel, zu fliehen und wandelte von da an unter einem Schatten. Wenn sie auch nur ein Wort gegen den Willen ihres Herrn äußerte wurde sofort die Peitsche geschwungen, um sie zur Räson zu bringen; wenn sie in ihrer Hütte oder im Hof nicht wachsam war, traf sie ein hölzerner Knüppel oder ein abgeschlagener Flaschenhals aus der Hand ihrer Herrin unerwartet im Gesicht. Patsey war das versklavte Opfer zwischen Lust und Hass und hatte keinen Spaß am Leben.
Dies waren meine Freunde und Gefährten, mit denen ich aufs Feld getrieben wurde und mit denen ich zehn Jahre in den Holzhütten von Edwin Epps leben musste. Wenn sie noch leben sollten, malochen sie heute noch an den Ufern des Bayou Boeuf und werden niemals, wie ich heute, die gesegnete Luft der Freiheit atmen oder die schweren Fesseln ihrer Gefangenschaft abschütteln – bis sie eines Tages dort im Staub begraben sein werden.
Kapitel 14
Im ersten Jahr von Epps' Residenz am Bayou, das war 1845, vernichteten Raupen fast die gesamte Baumwollernte in der Region. Es gab wenig zu tun und die Sklaven waren die meiste Zeit untätig. Dann schwappte das Gerücht ins Bayou, dass es auf den Zuckerplantagen in der Pfarrei St. Mary's eine große Nachfrage nach Arbeitern und gute Löhne gab. Die Pfarrei liegt direkt am Golf von Mexiko, ungefähr hunderundvierzig Meilen von Avoyelles entfernt. Ein großer Strom namens Rio Teche durchfließt St. Mary's auf seinem Weg zum Golf.
Nach Erhalt dieser Nachricht beschlossen die Pflanzer, einen Sklavenzug zusammenzustellen und diesen nach Tuckapaw in St. Mary's zu schicken, wo die Sklaven dann in die Zuckerrohrfelder verliehen werden sollten. Im September waren dann entsprechend einhundert siebenundvierzig Sklaven in Holmesville versammelt, darunter auch Abram, Bob und ich. Etwa die Hälfte waren Frauen. Epps, Alonson Pierce, Henry Toler und Addison Roberts waren die Weißen, die ausgewählt wurden, den Zug zu begleiten. Sie hatten eine zweispännige Kutsche und zwei gesattelte Pferde zu ihrer Verfügung. Ein großer Planwagen, der von vier Pferden gezogen und von John gelenkt wurde, transportierte die Decken und Vorräte.
Nach dem Essen gegen zwei Uhr nachmittags wurden die Vorbereitungen für die Abreise getroffen. Meine Aufgabe war es, auf die Decken und Vorräte aufzupassen und dafür zu sorgen, dass nichts verloren ging. Die Kutsche fuhr voran, dann folgten der Planwagen und dahinter die Sklaven. Zwei Reiter stellten die Nachhut und so verließ die Prozession Holmesville.
In dieser Nacht erreichten wir die etwa zehn oder fünfzehn Meilen entfernte Plantage eines Mr. McCrow. Dort stoppten wir und bauten große Lagerfeuer. Jeder breitete seine Decke aus und legte sich darauf. Die Weißen nächtigten im "großen Haus". Eine Stunde vor Tagesanbruch wurden wir von den Treibern, die ihre Peitschen schwangen und uns aufzustehen befahlen, geweckt. Die Decken wurden eingerollt, bei mir abgeliefert und im Wagen verstaut. Dann setzte sich der Zug wieder in Gang.
In der folgenden Nacht regnete es heftig. Wir waren alle vollkommen durchnässt und unsere Kleidung mit Matsch und Wasser getränkt. Wir kamen zu einer offenen Scheune, die früher als Wiegestelle gedient haben musste, und fanden darin soviel Schutz wie möglich. Es gab nicht für alle Platz zum Liegen. Dort lagen wir aneinander gekauert die Nacht über und setzten unseren Marsch, wie gewohnt, am nächsten Morgen fort. Während der Reise bekamen wir zwei Mahlzeiten am Tag und kochten den Bacon und backten die Maisfladen genau wir in unseren Hütten. Wir kamen durch Lafayetteville, Mountsville und Newtown nach Centreville, wo Bob und Onkel Abram verliehen wurden. Unsere Anzahl verringerte sich ständig, da jede Zuckerplantage auf dem Weg einen oder mehrere von uns brauchte.
Auf dem Weg passierten wir die Grand Coteau, eine Prärie gigantischen
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