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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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durchforstete alle Jacken- und Hosentaschen. Dabei wusste ich genau, wo der Schlüssel lag. Auf dem Tischchen zwischen den Sitzsäcken, genau neben der Vase mit dem Rosenstrauß. Denn da hatte ich ihn nach der Debatte mit meiner Mutter über ebendiesen Schlüssel hingelegt, um ihn dann in meinen Schulrucksack zu tun. Nur diesen letzten Schritt, den hatte ich irgendwie ausgelassen. Ich starrte auf die Fußmatte und überlegte ernsthaft, da jetzt ganz feste reinzubeißen. Aber es half ja alles nichts. Ich musste nachdenken. Also holte ich tief Luft und ging meine Optionen durch.

    a. Ich gehe zu meiner Mutter in den Schönheitssalon und bitte sie um ihren Schlüssel. - Absolut und 100 Prozent unmöglich.
    b. Ich kann einen Schlüsseldienst rufen. - Auch völlig unmöglich, denn ich habe nicht die 150 Euro, die das mal eben kostet.
    c. Ich rolle mich auf der Fußmatte zusammen und sterbe. - Das klappt doch eh nicht.
    d. Ich gehe einfach verschlammt zur Schule.
    Knapp 20 Minuten später kam ich in der Schule an. Die Matschflecken waren inzwischen getrocknet, was sich angenehmer anfühlte, nur leider schlimmer aussah, denn jetzt waren sie hell und auf meinen Klamotten viel stärker zu sehen. Ich ging erst mal aufs Klo. Erstens um zu versuchen, die Matschflecken abzuklopfen und rauszurubbeln, und zweitens, um die Fünfminutenpause abzuwarten. Ich wollte in diesem Aufzug keinen Sonderauftritt vor der ganzen nach vorn glotzenden Klasse hinlegen. Während ich da also im Klokabuff an meiner Hose rubbelte und meine Jacke ausklopfte, fiel mein Blick auf das Gekritzel an der Tür. Der übliche Schwachsinn aus »Mia ist blöd«, »Ich hasse Physik« und »Take That Forever«. Offenbar war die Tür schon verdammt lange nicht mehr gestrichen worden. Und plötzlich: »Nina und Dominik«. In einem Herz. Und in ganz frischer Schrift. Wenn der Klodeckel nicht zu gewesen wäre, wäre ich in die Schüssel gefallen und hätte mich vor Entsetzen selbst runtergespült. So aber setzte ich mich nur und starrte fassungslos auf das Herz.
    Was sollte das jetzt?? Es gab keine Zweifel, dass Nina das geschrieben hatte, denn sie hat so eine extra kugelige Mädchenschrift und macht aus jedem Punkt einen affigen kleinen Kringel, absolut unverkennbar. Nun sollte man ja nicht alles
glauben, was an Klowänden steht, und es ist auch garantiert nichts am Laufen zwischen Nina und Dominik, denn das hätte sie rausposaunt wie Politiker sinkende Arbeitslosenzahlen. Aber trotzdem haute mich das um. Denn es bedeutete, dass ich, die pummelige, haferbreihaarige, dick bebrillte - und heute auch noch vollgeschlammte - Annette, mit Nina konkurriere. Mit der schönen, schlanken, glanzhaarigen - und garantiert niemals vollgeschlammten - Nina. Wenn ich eine Comicfigur wäre, dann hätte in diesem Moment in riesigen Buchstaben folgendes Wort über mir gestanden: »Gulp.«
    Wie ich dann in der Fünfminutenpause aus dem Klo rausund in unser Klassenzimmer reingekommen bin, weiß ich gar nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass Pia und Malte besorgt um mich rumwuselten, ob mir nicht doch was passiert sei beim Vom-Fahrrad-Fallen. Und Malte quasselte mich voll über den Hund seiner Nachbarn, dass der normalerweise total süß sei - na ja - und charmant - na o. k., gut drauf, das war er - und nur ein bisschen ungestüm - allerdings! -, und dass die Nachbarn mit ihm so wenig rausgingen und er das deshalb mache und blablabla. Ich konnte kaum zuhören, sondern musste wie zwanghaft zu Nina starren. Und für mich sehr unvorteilhafte Vergleiche ziehen.
    Kurz nach dem Klingeln zur großen Pause wurde Nina dann auf mich aufmerksam, kein Wunder, ich glotzte sie ja dauernd an, und sie rief durch die Klasse: »He, Annette, haste dich im Dreck gewälzt, weil du gehört hast, dass Schlammpackungen schlank machen?« Dank dem begeisterten Lachen und Kreischen der anderen Tussen erwartete niemand eine Antwort von mir. Später auf dem Hof schien aber den meisten gar nichts weiter aufzufallen und sooo schlimm war meine Verschlammung ja auch nicht mehr, nachdem Pia mich noch mal ordentlich abgeklopft hatte. Nur noch ziemlich schlimm.

    Das Gute am Phänomen Schule zeigte sich mir dann in der nun folgenden Mathestunde: Es kann einen wirklich ablenken. Von Rosengedanken, Dominik-Fantasien und dreckigem Outfit. Vor allem Mathe eignet sich gut dazu. Ich hatte also eine recht

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