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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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angenehme halbe Stunde in der schönen, reinen Welt der Vektoren und Trapeze, bis ich den nächsten Schlag bekam. In Form einer harmlosen SMS. Mit folgendem Inhalt: »Liebe Frau Borgmann, könnten Sie bereits heute um 15.00 Uhr zum Vorstellungsgespräch kommen? Wir müssen den Praktikumsplatz aus organisatorischen Gründen noch heute vergeben. Mit freundlichen Grüßen, Anwaltskanzlei Kranz und Gessler.«
    Ich war so geplättet, dass ich minutenlang auf das Handy starrte, bis unser Mathelehrer drohte, es mir abzunehmen. Pia machte mir alarmierte Zeichen, was denn los sei, aber wie gesagt sitzen wir ja nie zusammen und so musste ich bis zum Klingeln warten, um ihr die Katastrophen-SMS zu zeigen.
    Â»Ich kann doch nicht total verschlammt zum Vorstellungsgespräch«, keuchte ich.
    Â»Dann hol doch einfach den Schlüssel von deiner Mutter«, meinte sie zuerst noch ganz arglos.
    Â»Bist du wahnsinnig?« Manchmal kapiert Pia wirklich nichts. »Wenn die rauskriegt, dass ich wieder, und gerade heute wieder, meinen Schlüssel vergessen hab, dann tanzt die den Ichhab-es-dir-gesagt-Tanz, aber bis der Fussboden durch ist!«
    Pia sagte nichts mehr. Und zum zweiten Mal an diesem Tag musste ich meine Optionen durchgehen:
    a. Vorstellungstermin sausen lassen. - Ganz schlecht.
    b. In verschlammten Schlabberklamotten da auftauchen und hoffen, dass bei denen nur innere Werte zählen. - Hohes Risiko.
    c. Bei meiner Mutter zu Kreuze kriechen und ihren Schlüssel holen. - Siehe oben: nein, nein, nein!
    Da hatte Pia eine Idee: »Wie wär’s mit Option D)?«
    Â»Und was soll das sein?«
    Â»Neue Kleider kaufen.«
    Ich konnte nur noch glotzen. Halloo? Hatte die sie noch alle?? Weil aber die Optionen A) bis C) alle nichts waren, ließ ich mich wirklich nach der letzten Stunde von Pia in die Businessabteilung einer bekannten schwedischen Klamottenkette schleppen. Ich protestierte noch, dass wir doch kein Geld hätten, aber das zog nicht, denn Pia hatte schnell genügend davon bei sich zu Hause aus dem Sparschwein gepopelt. Ich stand dabei und verfluchte im Stillen Pias großzügige Großeltern. Wie kann man eine Dreizehnjährige nur so verwöhnen und ihr ständig 20- und 50-Euroscheine hinterherwerfen?!
    Â»Ich kann dir das nie im Leben zurückzahlen«, jammerte ich. Aber auch das zog nicht, Pia meinte nur: »Wenn du das Praktikum machst, brauchst du dafür eh was Ordentliches zum Anziehen. Deine Mutter zahlt das sicher gern!« Das stimmte. Leider.
    In der Tat, meine Mutter hätte vor Begeisterung gequietscht, wenn sie mich jetzt in dieser Abteilung für schmale Blusen und elegante Hosen gesehen hätte. Ich dagegen kam mir vor wie Maltes Hund im Pinguingehege: struppig auf einer Party für Frackträger! Klar, auch ich bin natürlich ab und zu in diesem schwedischen Klamottenladen, aber immer nur in der Abteilung »Jeans und T-Shirts«, und selbst da habe ich stets das Gefühl, ich bin fehl am Platz unter all den Ninamäßigen Tussen. Und zu diesem Gefühl gab es jetzt die Steigerung: ich inmitten schicker Frauen über 30, die seriöse Hosenanzüge shoppten. Kreisch!

    Entsprechend eingeschüchtert tappte ich hinter Pia her, die zack, zack, zack ein paar Sachen von den Ständern nahm und mich damit in eine Umkleidekabine schob. Mit den Worten: »Probier das an und sag dann Bescheid!«, ließ sie mich allein.
    Oh, wie ich Umkleidekabinen hasse! Die stickige Luft, das fiese Licht und der große Spiegel, aus dem mich eine verschreckte, verschlammte Annette ansah. Und die sollte sich jetzt auch noch ausziehen?? Ich wollte nur noch weg. Schülerpraktikum ist doch eh für den Arsch. Ich geh einfach nicht zu dem Termin, dachte ich, und nehm dann halt so ein Loser-Praktikum, das die Lehrer immer zur Sicherheit bereithalten. Zwei Wochen lang Regale im Supermarkt auffüllen, was ist schon dabei!
    Eine Menge. Offenbar war die Aussicht auf zwei Wochen sterben vor Langeweile im Supermarkt noch schlimmer als die Aussicht, mich hier in komische Kleider zu zwängen, denn irgendwie stand ich schließlich in einer Hose mit Bügelfalte da, so ein grün-beige-braun melierter Stoff war das, und in einer farblich passenden Bluse, tailliert und mit feinen Längsstreifen.
    Und da musste ich zugeben, dass das ganz o. k. aussah. Der Hosenstoff wirkte kratzig, war aber ganz weich. Die Bluse nahm geschickt Rücksicht auf

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