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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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meine rundlichen Stellen und war weder eng noch kneifig, gab aber doch eine tolle Form. Dazu gab es einen schmalen Mantel in Hellbraun, außen Baumwolle, innen ein Steppfutter, in dem ich aber trotzdem nicht aussah wie eine Wurst in knapper Pelle, wie sonst in Mänteln. Stattdessen schien ich sogar ein Stück größer zu sein. Erstaunlich … Also die Trulla, die mir da in Hose, Bluse und Mantel aus dem Spiegel entgegenguckte, war zwar nicht ich, machte aber einen ziemlich vernünftigen Eindruck.
Wie eine, die zwar schick ist, aber trotzdem viel an der frischen Luft. Wald-und-Wiesen-schick irgendwie. Eine, die Rosen züchtet, Freilandrosen natürlich, und die als Hund einen Golden Retriev…
    Â»Und?«, fragte Pia durch den Vorhang, bevor ich mich in weiteren Gedanken an Rosen und Hunde verlieren konnte.
    Â»Na ja, ich weiß nicht …«
    Pia kam in die Kabine. »Hey, ist doch super! Steht dir echt gut, das nehmen wir. Gib nur kurz her, ich bezahl, mach die Preisschilder ab und dann ziehst du alles wieder an.«
    Und so trat ich kurz darauf als elegante Freilandfrau aus dem schwedischen Klamottengeschäft. Mein altes Ich steckte in einer großen Plastiktüte. Ein sehr seltsames Gefühl. Pia grinste mich an, sehr mit sich zufrieden. »Echt klasse! Ich sollte Stylistin werden!«
    Â»Und warum machst du dann ein Praktikum in einer Müllverbrennungsanlage?«, fragte ich. So war es wirklich: Pia hatte doch glatt einen Praktikumsplatz in der städtischen Müllverbrennungsanlage. Und das natürlich schon seit Wochen. Sie hatte sich da bei der Stadtverwaltung einfach hartnäckig durchgefragt und einen Platz bekommen.
    Â»Weil mich Müllverbrennung interessiert«, meinte Pia nur.
    Â»Und mich interessiert Kalorienverbrennung.« Ich zog Pia zum nächsten Bäcker. »Ich brauch vor dem Vorstellungstermin ein Käsebrötchen, unbedingt.«
    Pia sah auf ihre Uhr. »O. k., aber kau schnell, denn ich hab noch was anderes mit dir vor …«
    Zum Glück erfuhr ich erst nach dem Käsebrötchen, was Pia mit mir vorhatte, denn sonst wäre ich garantiert vor Schreck am Brötchen erstickt. Pia schleppte mich in ein Kaufhaus - und ich dachte noch, sie will dadurch nur den Weg abkürzen! - und zog mich auf einen Hocker in der Kosmetikabteilung.
Ich ahnte Schreckliches. Zurechtmachen! Da sagte Pia schon in ihrer unnachahmlich coolen Art zu der Make-up-Lady, die dort arbeitete: »Wir bräuchten mal Ihre Beratung. Wie schminkt man sich denn dezent für ein Vorstellungsgespräch? Wir haben da gar keine Erfahrung.«
    Â»Ã„h, schminken, mich?« Mir brach der Schweiß aus.
    Aber da hatte die Make-up-Lady schon begeistert mein Gesicht zwischen ihre Hände genommen. »Wunderbar, dieser zarte, jugendliche Teint! Und ganz ungeschminkt, so sollte man kommen, das vergessen die meisten Kundinnen!«
    Gut, dass die Make-up-Lady nicht wusste, dass noch nie auch nur ein Kajalstift je meinen »Teint« berührt hatte … Ich warf Pia noch einen gestressten Blick zu und schloss dann die Augen. Ich konnte nicht mehr. Jetzt einfach einschlummern, einfach die Snooze-Taste drücken …
    Es wurde ein Weilchen an mir getüpfelt und gewischt. Als ich mich schließlich traute hinzusehen, sah mir wieder die schicke Freilandfrau aus dem Spiegel entgegen. Sie sah eigentlich aus wie vorhin, nur irgendwie ein bisschen besser. Die Make-up-Lady strahlte vor Freude über ihr Werk und rasselte herunter: »Ganz dezent, ganz natürlich! Und zurzeit haben wir unsere Vorteilswochen: Puder, Lidschatten, Mascara und Rouge mit 30 Prozent Rabatt!«
    Â»Ja, prima«, sagte Pia, »und danke, wir kommen auf Ihr Angebot zurück.« Und weg zog sie mich. Mann, so locker will ich auch mal auf Aufschwatzsprüche reagieren können! Drei Straßen weiter lieferte Pia mich bei der Kanzlei ab, umarmte mich noch mal zum Abschied und zack, war sie auch schon um die Ecke und weg. Und ich war auf mich alleingestellt.
    Padumm machte mein Herz. Dann ein Aussetzer und dann ging’s richtig los: padumm, padumm, padumm, padumm … Herzklopfen. Mist, Mist, Mist! So viel Hosenschiss für ein blödes
Schülerpraktikum! Ich wurde fast ein bisschen sauer auf mich selbst. Und das half ein wenig gegen das Herzklopfen. Und dann dachte ich noch mal ganz fest daran, wie ich mich im Supermarkt zu Tode langweilen würde: endlose Regale voller

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