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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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Zettel hin, »Bin kurz weg, alles in Ordnung«, packte Körbchen und Täubchen und ein paar Pralinen wieder in den Pappkarton, legte das Poesiealbum obendrauf, steckte - sorgfältig! - den Hausschlüssel ein und verließ unsere Wohnung. Dann strampelte ich wie eine Irre auf dem Fahrrad zum Hauptbahnhof, denn dort ist ein Blumengeschäft, das bis zehn Uhr abends geöffnet hat. Für ein Heidengeld kaufte ich zwölf wunderschöne Rosen. Freilandrosen. Dann strampelte ich zu Pias Haus.
    Mist!! Kein Licht an ihrem Fenster!! Jetzt musste ich hoffen und beten, dass sie trotzdem zu Hause war … Aber niemand öffnete auf mein Klingeln. Ich stand mal wieder wie ein Oberblödi vor einer geschlossenen Tür. Und stieß jeden einzelnen Fluch aus, den ich in meiner Muttersprache kannte, dazu dann noch ein paar auf Englisch und Französisch. Kurzer Check meiner Optionen:
    a. aufgeben
    b. nicht aufgeben
    Ich wählte B) und entwickelte einen Plan. Für dessen Durchführung brauchte ich allerdings als Erstes einen dicken Filzstift. Den bekam ich an dem Zeitungskiosk, der zum Glück
auch noch geöffnet hatte, schräg gegenüber. Auch für ein Heidengeld. Dann hockte ich mich auf die eiskalte Stufe vor Pias Haustür und packte den Pappkarton aus. Ich arrangierte im Körbchen die Pralinen, die Rosen, die Porzellantauben und steckte zum Schluss das aufgeschlagene Poesiealbum so hinein, dass man den Spruch von Körbchen und Täubchen gleich sehen konnte. Eine Gruppe »Heidewitzka, Herr Kapitän« singender Studenten lief vorüber. Zwei von ihnen waren als Elvis, drei als Nonnen und der Rest als Clowns verkleidet. Sie kicherten und glotzten, als sie mich da sahen. Kein Wunder, denn normalerweise werden Blumen nicht an einem kalten Februarabend um halb elf auf finsteren Straßen vor geschlossenen Haustüren in antiken Körbchen arrangiert. Das Glotzen ging mir jedoch völlig am Steißbein vorbei. Im Ernst, die sollten sich doch selbst an der eigenen Pappnase fassen zum Thema »Seltsam aussehen«! Sie sangen dann auch bald ein anderes Lied - »Schnaps, das war sein letztes Wort« - und zogen weiter.
    Als alles fertig war, sah das Körbchen richtig schön aus. Ich stellte es vorsichtig zurück in den Pappkarton, band diesen wieder zu und schrieb mit dem dicken Filzstift »Für Pia« obendrauf. Dann zögerte ich. Sollte ich noch ein Herz dazu malen? Oder war das too much? Egal, ich malte das Herz. Und dann sprang ich auf mein Rad und strampelte mindestens genauso irre wieder nach Hause, wie ich von dort losgefahren war.
    Zu Hause herrschte völlige Ruhe. Meine Mutter schlief und hatte meine Abwesenheit gar nicht bemerkt. Ich schaltete kein Licht an, sondern setzte mich im Schummerlicht der Straßenlaterne in einen meiner Sitzsäcke und starrte auf mein Handy. Ich betete, dass Pia sich meldete …
    Die Zeit verging. Quälend langsam. Zwischendurch kam ich mir reichlich bescheuert vor und wäre am liebsten zurück
zu Pia geradelt, um mein kitschiges Versöhnungsangebot wieder abzuholen. Aber inzwischen war es nicht nur nach Mitternacht, sondern draußen herrschte auch ein Sauwetter, Wind und Schneeregen … Hoffentlich hielt der Pappkarton das aus.
    Dann bin ich wohl doch eingeschlafen, denn plötzlich war es laut meinem Handy 1.17 Uhr. Kein Anruf von Pia, keine SMS. Das konnte nur eins heißen: Sie will sich nicht mit mir versöhnen! Schreckliche Bilder stiegen in mir auf, wie sie sich mit ihren Brüdern über das kitschige Körbchen kaputtlacht und die Porzellantauben zerdeppert … Da konnte ich nicht mehr und fing - mal wieder - an zu weinen. Dabei ging mir meine seit Tagen immer wiederkehrende Heulerei selbst am meisten auf die Nerven! Aber ich hatte einfach nicht mehr die Kraft, mich zusammenzureißen.
    Ich tappte in den Flur und wollte ins Zimmer meiner Mutter. Ich wollte zu Mama ins Bett und nur noch klein sein und getröstet werden. Doch da … Auf dem Weg durch den Flur hörte ich etwas an der Haustür. Ich erschrak. Einbrecher?? Die Grufti-Nachbarn zurück vom Friedhof? Nein. Eine leise Stimme rief: »Annette!«
    Es war Pia!! Ich riss die Tür auf. Dort stand Pia, völlig nass vom Schneeregen, schlotternd vor Kälte und auch total verheult. Ich konnte sie gerade noch in unsere Wohnung ziehen, dann fielen wir uns in die Arme, drückten uns bis zum Atemstillstand und flennten

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