Zwoelf Rosen fuer ein Herz
Fremdsprachenkenntnissen des Mops-Terriers, sondern meinte ganz sachlich: »Seine Besitzer haben ihm wohl mal âºSitâ¹ und âºDownâ¹ beigebracht, weil sie das cooler fanden als âºSitzâ¹ und âºPlatzâ¹, aber hören tut er nur, wenn man Deutsch mit ihm spricht.«
Ich meinerseits murmelte etwas Nichtssagendes im Sinne von: »Bin zu Hause, geht ganz gut«, und legte auf. Komisch, ich hatte Herzklopfen. Das Gespräch hatte mich irgendwie total nervös gemacht. Und das, wo ich kurz vorher noch lässig mit einem ganzen Trupp frecher Müllmänner fertig geworden war! Ein ärgerlicher Rückfall.
Nervös gingâs dann gleich weiter, denn ich stellte mir die Frage, was ich jetzt machen sollte. Hinsichtlich Pia. Einfach anrufen? Das traute ich mich nicht. Was sollte ich denn auch sagen? Ich wollte sie wiederhaben, klar, aber gleichzeitig war ich auch noch verletzt und diese Gefühlsmischung verhinderte jeden klaren Gedanken. Also nahm ich wieder das Poesiealbum-Orakel zu Hilfe.
Zwei Täublein, die sich küssen,
die nichts von Falschheit wissen,
so liebevoll und rein
soll unsre Freundschaft sein.
Aua. Das war ja nun wohl kompletter Schwachsinn. Ich muss echt aufhören mit dem Poesiealbum-Orakel! In dem Moment klingelte mein Handy. Pia!
Aber nein. Umpf, umpf und noch mal umpf. Es war meine Mutter.
21. Kapitel
M ensch Kind, wo bleibst du denn? Ich dachte, du holst nur was vom Bäcker!«
»Sorry, äh, ja, ich musste plötzlich dringend nach Hause.«
»Ist alles o. k.?« Sie hörte sich ziemlich besorgt an.
»Ja, alles bestens.«
»Kommst du denn noch mit dem Essen? Oder soll ich mir selbst was holen?«
Jetzt musste ich schnell entscheiden. Gehe ich zurück in den Salon oder ⦠Oder was? Das wusste ich selbst nicht. Ich druckste also eine Weile blöd rum am Telefon und meine Mutter wurde immer besorgter.
»Du hast doch was, Nettchen, soll ich vielleicht nach Hause kommen?«
»Nein!«, schrie ich. Das wollte ich auf keinen Fall, zu viel Gefahr, dass ich ihr dann zu viel erzähle, emotional aufgewühlt, wie ich war. Also sagte ich schnell: »Ich fahr gleich mal zu Papa. Der ist ja sicher zurück aus Belgien.«
»O. k., dann bin ich beruhigt. Bis heute Abend dann!«
Als ich kurz darauf am Flussufer in die Pedale trat, stellte ich fest, dass es eine gute Idee gewesen war, zu meinem Vater zu fahren. Erst mal tat mir die frische Luft gut und zum Zweiten stellt mein Vater keine Fragen, ist ruhig und freundlich und hat immer was Lustiges zu erzählen. Die ideale Ablenkung,
wenn man in einer Sache durch Grübeln nicht weiterkommt. Zur Sicherheit hatte ich diesmal vorher angerufen, ob er auch da war. Im Ernst, ich hatte meine Dosis von Vorgeschlossenen-Türen-Stehen für dieses Jahr wirklich schon bekommen. Dabei warâs gerade mal Februar!
Bei meinem Vater war es dann richtig nett. Er hatte ein paar echt interessante Sachen gekauft auf der Antiquitätenmesse in Belgien. Darunter war ein auf den ersten Blick ziemlich unscheinbarer Schreibtisch, der dann aber sieben verschiedene Geheimfächer hatte. Und in denen befanden sich die Liebesbriefe der sieben Lover seiner ehemaligen Besitzerin. Alle in verschlungener Schrift auf Flämisch und Französisch geschrieben in den Jahren 1880 bis 1910! Der Schreibtisch war ein Paradebeispiel für alles, was mein Vater in Wahrheit gar nicht verkaufen, sondern selbst behalten will. Er hatte schon an die 30 der französischen Liebesbriefe mithilfe eines VergröÃerungsglases entziffert, denn Französisch kann mein Vater flieÃend. Er bot an, mir die innigsten Liebesschwüre vorzulesen und bei Bedarf zu übersetzen, aber das Projekt konnte ich zum Glück abwimmeln. Liebesschwüre auf Französisch, das hätte in meinem jetzigen Zustand hundertprozentig zu Heulattacken geführt!
Ich beschäftigte mich lieber mit den drei Puppenhäusern, die er auch erstanden hatte: eins von 1892, eins von 1924 und eins von 1957. Damit hätte ich stundenlang spielen können! Wenn ich auch als Kind nicht der Barbietyp war, Puppenhäuser und ihre Miniaturwelt haben mich immer fasziniert. Ich musste mich dann aber davon losreiÃen, denn mein Vater hatte Kaffee gemacht und wünschte sich ein Schwätzchen. Den Kaffee servierte er mit ein paar nicht mehr ganz frischen Keksen. Oder um ehrlich zu sein, mit uralten Keksen. Ein typisches
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