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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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studieren.«
    Ich lächelte nur huldvoll, ließ mich wieder in den Sitzsack fallen und notierte:
    a. Wir gehen nicht zur Karnevalsfete. - Dann hätten wir die Kleider umsonst ändern lassen, auf Kosten meiner Mutter. Peinlich. Und die Tussen in unserer Klasse würden triumphieren, weil sie glauben, wir hätten endgültig das Handtuch geworfen.
    b. Wir gehen zur Karnevalsfete, als Rosenköniginnen. - Aber trauen wir uns das?? Schulterfrei? Vor allen Leuten?? Vor den Tussen? Vor … Dominik??? Es gab mir einen Stich, diesen Namen hinzuschreiben. Wollte ich ihn überhaupt sehen? Jemals wieder? Sollte ich die Schule wechseln?
    c. Wir gehen zur Karnevalsfete, aber in irgendeinem unauffälligen Allerweltskostüm, also einfach nur mit Clownshut und roter Nase. - Irgendwie blöd. Nicht Fisch, nicht Fleisch. Auch irgendwie feige. Und die Rosenköniginnenkleider wären trotzdem umsonst ausgeliehen und für uns geändert worden …
    Â»Noch Ideen für D)?«, fragte ich Pia, mehr rhetorisch als ernsthaft.
    Doch Pia sagte: »D) ist: Wir befragen das Poesiealbum-Orakel.«
    Ich starrte Pia mit großen Augen an. Sie hatte das doch zum Schluss immer bescheuerter gefunden!
    Â»Ich weiß, ich hatte das zum Schluss immer bescheuerter gefunden«, sagte Pia, »aber jetzt haben wir eine Entscheidungs-Extremsituation.« Da fiel uns ein, dass das Poesiealbum
bei Pia war, als Teil meines Rosen-Täubchen-Körbchen-Arrangements.
    Â»He, warte mal!«, rief ich und stürmte plötzlich aus dem Zimmer.
    Â»Was wollt ihr denn damit?«, wunderte sich meine Mutter, als sie mir ihr eigenes Poesiealbum gab. Das stammte aus den frühen 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts und war vom Umschlag her etwas poppiger als das von Pias Großmutter, sonst aber ganz ähnlich.
    Â»Och, nur zum Spaß«, sagte ich und verschwand schnell wieder in mein Zimmer. Wenn meine Mutter geahnt hätte, wie ernst wir das Orakel nahmen, dann hätte sie vielleicht nicht so milde gelächelt hinter ihrer hauterfrischenden Gurkenmaske …
    Zurück in meinem Zimmer zelebrierten Pia und ich das Poesiealbum-Orakel mit großem Programm. Wir erlaubten uns nicht, vorab schon mal im Album zu blättern, so groß die Neugier auch war. Stattdessen zündete ich eine Kerze an, für mehr Atmosphäre, wir setzten uns in den Sitzsäcken zurecht, warfen eine Münze, wer das Orakel befragen sollte - ich - und dann ging’s los … Mit geschlossenen Augen und mit wie blöd zitternden Händen blätterte ich durch das Poesiealbum meiner Mutter, um eine Antwort auf meine zurzeit drängendste Lebensfrage zu bekommen: Gehe ich, Annette, der Supernerd, heute als Rosenkönigin zur Karnevalsfete?
    Â»Ã„hm, meinst du nicht, das ist hier alles ein ganz schön esoterischer Schwachsinn?«, fragte ich Pia plötzlich. Die hatte auch die Augen geschlossen gehabt und blinzelte nun streng unter einem Lid hervor.
    Â»Ja klar ist es das, aber hast du’n besseren Vorschlag?« Hatte ich nicht. Pia schloss wieder die Augen. »Wir brauchen eine Entscheidung, und zwar schnell.«

    Da hatte sie verdammt recht, denn die Fete begann in weniger als sechs Stunden.
    Also riss ich mich zusammen, schob alle Zweifel beiseite, konzentrierte mich auf die Frage und blätterte langsam und bedeutungsvoll im Poesiealbum. Ich legte einen Finger auf eine Seite, holte tief Luft, öffnete die Augen und las:
    Nelken, Tulpen, Rosen,
mach nicht in die Hosen.
Du musst deine Ängste dämpfen
und um deine Rechte kämpfen.
    Wahnsinn. Wir waren eine ganze Weile sprachlos. Denn der Spruch passte ja wohl wie die Faust in den Fausthandschuh. Also zu 100 Prozent. Und zwischen den 50er- und den 80er-Jahren war im Bereich Poesiealbum-Lyrik offenbar so einiges passiert!

24. Kapitel
    T ja, da saßen wir nun und mussten erst mal schlucken. Denn das Ergebnis unserer Orakelbefragung hätte nicht eindeutiger sein können: Wir sollten zur Karnevalsfete, und zwar eisenhart als Rosenköniginnen. Und nicht nur das. Wir sollten uns da sogar amüsieren. »Denn das ist ja unser Recht«, überlegte ich laut. »Jeder hat das Recht, ja geradezu die Pflicht, sich auf einer Karnevalsfete zu amüsieren.«
    Pia unterbrach meine schlauen Ausführungen. »Spar dein Geschwalle für dein späteres Studium und probier das Kleid an!« Auweia. Jetzt wurde es ernst.
    Kurz darauf hatten wir

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