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Zwoelf Rosen fuer ein Herz

Titel: Zwoelf Rosen fuer ein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Jenner
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Sie war die Kundin meiner Mutter, die über ihre Tochter geklagt hatte! Über Nina! Es musste Nina sein, sie war Einzelkind. Was hatte ihre Mutter gesagt? »Die hat nichts anderes im Kopf als Klamotten, Jungs und Partys. In der Schule schreibt sie eine Fünf nach der anderen. Sie wird sitzen bleiben!«

    Bildungsfixiertheit hin oder her, die man mir jetzt vorwerfen kann - aber die tolle Nina in ihrem sensationellen Kostüm, die Super-Nina, vor deren Urteil alle Mädchen Angst haben und in die alle Jungs verknallt sind, diese Super-Nina schrumpfte vor meinem inneren Auge zu dem, was sie in Wirklichkeit ist: eine absolute Normal-Nina. Mit stinknormalen Problemen, wie z. B. schlechten Noten und deswegen Stress mit Mutti. Wie aus einem aufgeblasenen Luftballon entwich die Luft aus der Super-Nina mit einem Furzgeräusch. Und übrig blieb, wie beim Luftballon, nur Schrumpel. Und die Schrumpel sagte mit Ninas Stimme: »Ich brauch kein Abi, ich werd eh Model.«
    Ich musste grinsen.
    Â»Was ist los?«, fragte Pia in den Spiegel, in den wir beide immer noch guckten.
    Â»Ich glaub, ich hatte grad eine Erleuchtung.« Im Ernst. Eine wunderbare Welle von Energie beflügelte mich. Ich erkannte: Eine zur Schrumpel geschrumpfte Nina darf nicht darüber bestimmen, auf welche Fete ich gehe! Und wie ich mich da fühle!
    Ich sah Pia direkt an. »Weißt du was? Wir gehen da jetzt rein.« Pia blickte mich mit großen Augen an. Ich strahlte. Alle Angst war verflogen. »Und amüsieren uns!«
    Pia umarmte mich.
    Wir stellten unsere Krönchen senkrecht und rannten los.

27. Kapitel
    M ein Herz klopfte dann doch, als ich mit Pia in die rappelvolle Aula trat. Und es klopfte noch mehr, als wir an der aus Tischen und Turngeräten improvisierten Garderobe unsere Pashminaschals abgaben. Denn dann stand ich wirklich im schulterfreien, langen Kleid, mit Reifrock, Hochsteckfrisur, Krönchen und Rosenstrauß mitten unter meinen Mitschülern. Ich, Annette, die Fette. Annette, der Supernerd. Die Luft wehte kühl und fast bedrohlich um meine bloßen Schultern. »Aufrecht gehen! Königlich!«, schossen mir die Worte meiner Mutter durch den Kopf. Also ging ich aufrecht. Und was passierte? Gar nichts. Um uns herum herrschte ein Riesengewusel aus Kostümierten. Leute aus der Unter-, der Mittel- und der Oberstufe. Von unserer Schule und von anderen Schulen. Ab und zu auch mal ein Lehrer, ebenfalls kostümiert. Aus der Musikanlage dröhnten Karnevalsklassiker, die meisten grölten mit und auch Pia und ich konnten nicht lange widerstehen: »Da simmer dabei, dat is’ pri-hi-maaa, Viva Coloniaaa …!« Die gehirnabschaltende Wirkung von Karneval war deutlich zu spüren. Und wahnsinnig angenehm. Vor allem für eine »Annette, du denkst zu viel«-Annette wie mich. Man kann nicht über seine Probleme oder den Sitz seiner Hochsteckfrisur nachdenken, während man gleichzeitig schwachsinnige, aber mitreißende Lieder schmettert und von allen Seiten beschunkelt wird.

    Was mir in all dem Gewühl trotzdem auffiel, waren die kurzen, aber interessierten Blicke, die mir galten. Blicke von Jungs meine ich jetzt. Die Blicke von Mädchen waren lang, die checkten eindeutig und ungeniert die Einzelheiten meines Outfits. Die Jungs dagegen guckten nur ganz kurz. Aber interessiert. Und immer wieder. Ich muss zugeben, das hatte was. O.k., ich bin ehrlich: Das war toll! So geht es also Mädchen, die keine Supernerds sind? Fühlt eine Nina sich immer so? Morgens, mittags, abends, nachts? Kein Wunder, dass die meint, sie wäre Queen of the World … Bevor ich dann aber doch wieder zu intensiv nachdenken konnte, spielten sie »Die Karawane zieht weiter«, es bildete sich sofort eine Polonaise und Pia und ich wurden hineingezogen. Ich hing an Pias Schultern und irgendein Kerl aus der 10. hing an meinen Schultern. Die schienen ihm zu gefallen, denn er betätschelte sie ein bisschen. Was wiederum mir nicht gefiel, also drehte ich mich um und sah ihn streng an. Er wurde rot und unterließ das Tätscheln für den Rest der Polonaise. Na bitte, geht doch!
    Nach der Polonaise, einem kollektiv gebrüllten »YMCA« und einem gemeinsam gesungenen »Ich war noch niemals in New York« kämpften Pia und ich uns zum Berlinerstand. Dort bei Berlinern und Apfelschorle fanden wir die ersten Leute aus unserer Klasse, Jan und Dennis, die beiden Computerfreaks. Die, die vor

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