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Zwoelf Schritte

Zwoelf Schritte

Titel: Zwoelf Schritte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilja Sigurdardóttir
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dass die Gemeinschaft mich wieder gesund machen kann. Wahrscheinlich betrachte ich die Gruppe im Moment als meine höhere Macht.»
    «Gut», sagt er. «Das war der zweite Schritt.» Ich lächle, freue mich und überlege mir, wie viele Schritte ich tatsächlich schon durchlaufen habe. Auf den Meetings scheinen sich die Leute sehr intensiv mit den einzelnen Schritten auseinanderzusetzen, doch Geir hat die spezielle Gabe, die Punkte auf einfache Art zu erklären.
    «Der dritte Schritt ist leicht», sagt er, «welchen Schritt hast du unternommen, um nach Gott zu suchen und deinen Willen und dein Leben seiner Fürsorge anzuvertrauen?»
    «Ich habe dich darum gebeten, meine Vertrauensperson zu werden, und vertraue mich deiner Fürsorge an, während ich nach Gott suche», sage ich aufgeräumt. «Hast du nicht gesagt, dass Gott durch andere Menschen spricht?»
    «Doch, dabei steht die Demut im Mittelpunkt, der eigene Wille wird zurückgestellt, indem man zugibt, dass man nicht immer alles am besten weiß.»
    «Habe ich dann also auch den dritten Schritt bereits absolviert?» Ich überlege, wie lange wir so weitermachen können.
    «Ja», sagt er, «aber ich weiß, dass du mit dem vierten Schritt noch nicht fertig bist, deswegen bekommst du jetzt eine Aufgabe.»
    Er reicht mir ein Formular, auf dem oben steht:
Wir machten eine gründliche und furchtlose Inventur in unserem Inneren
. «Füll das über das Wochenende aus und dann treffen wir uns am Montag zur selben Zeit.» Als er sich erhebt, überkommt mich eine plötzliche Einsamkeit, ich fühle mich beinahe wie ein Kind, das alleine zu Hause bleiben soll, und frage ihn, ob er nicht mit mir etwas zu Mittag essen möchte.
    «Nun werde ich den nächsten Schützling treffen, mein Lieber, und dann den nächsten», sagt er und klopft mir kräftig auf die Schulter. «Wir sehen uns am Montag, und vergiss die Meetings am Wochenende nicht, geh ins Kino, Theater oder Schwimmbad, meide die Lokale am Abend und mach einen großen Bogen um die alten Saufkumpels.»
    «Wir sehen uns am Montag», sage ich, und auf einmal bin ich dankbar, dass er sich Zeit für mich genommen hat. Es tut gut, ihm vertrauen zu können, und ich nehme mir vor, seinem Leitfaden auf jeden Fall Folge zu leisten.
     
    Am Samstagmorgen nach dem Treffen versuche ich mich durch den Anfang von Geirs Formular zu kämpfen. Es ist eine Liste mit leeren Feldern und folgenden Überschriften:
Was verursacht mir Verdruss?
und
Warum?
Nachdem ich eine halbe Stunde lang das Formular angestarrt und einige vage Versuche gestartet habe, gehe ich in das andere Zimmer und nehme den Stapel mit den Fotos meines kleinen Jungen aus der Kiste. Ich wähle ein Bild von ihm aus, wo nur sein Gesicht zu sehen ist und er mir so ähnlich sieht, dass man glauben könnte, es sei ein Foto von mir, als ich klein war. Ich stelle das Foto auf den Küchentisch vor mich hin, und plötzlich habe ich keine Schwierigkeiten mehr, die Verdrussliste auszufüllen. Zuoberst schreibe ich:
Gott, der kleine Kinder tötet
.
     
    Iðunn klingelt am Nachmittag an der Tür, nachdem ich gerade aus dem Schwimmbad nach Hause gekommen bin und mir für das Abendessen das eine oder andere aus dem Kühlschrank zusammensuche.
    «Ein Kriminalbeamter hat mich kontaktiert, er untersucht den Tod eines Mannes, der eigentlich nicht aufsehenerregend war», berichtet sie, während sie den Mantel auszieht.
    «Nun, was hat es damit auf sich?», frage ich und gebe Wasser in den Teekocher.
    «Es deutet alles darauf hin, dass es Selbstmord war, doch der Verstorbene war ebenfalls trockener Alkoholiker und hat die Meetings derselben Gruppe besucht wie unser Opfer.»
    «Nein, wirklich?»
    «Ja», antwortet sie knapp. Plötzlich habe ich das Gefühl, dass wir immer noch ein Paar sind, ich koche, während sie am Küchentisch sitzt und von der Arbeit erzählt.
    «Wow, was für ein seltsamer Zufall.» Ich setze mich ihr gegenüber an den Tisch.
    «Ja, das ist wirklich seltsam für das kleine Island, und ich habe ihn darum gebeten, die letzten Tage des Opfers zu untersuchen und herauszufinden, ob er ein Alibi hatte. Der seltsame Zufall will es nämlich, dass er anscheinend am Montag, also vierundzwanzig Stunden nach Jón Ágúst, gestorben ist.»
    «Vielleicht haben wir ja den Mörder gefunden», sage ich.
    «Vielleicht», antwortet sie, «Mord und Selbstmord im Anschluss ist ein durchaus bekanntes Muster.»
    «Wenn ich darüber nachdenke, Iðunn, dann ist er das dritte AA -Mitglied, das in kurzer

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