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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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angeblich vorbei. Hier schreibt mir der Baumeister, daß er mit meinen Fenstern überhaupt noch nicht angefangen hat, und weil er nicht genug Arbeiter hat, kann er es auch für die nächsten drei Wochen nicht versprechen.« Oliver und seine Mutter sahen sich über den kleinen Stoffknopf oben auf ihrem runden Stoffhut hinweg an. »Mit der Bitte, noch dort zu bleiben, bin ich Ihr sehr ergebener etc., etc., etc.... Schön!« Sie blickte auf und blinzelte von einem zum anderen. »Das läßt mich kalt, wie ihr immer sagt, Hattie. Ich wollte sowieso zur Hochzeit hierbleiben, damit ich dir etwas dabei helfen kann, und natürlich kann ich nicht eher mit gutem Gewissen nach London zurück, bis es Johnny wieder besser geht. Macht es euch auch bestimmt nichts aus, wenn ich bleibe?«
    »Warum, natürlich nicht«, sagte Mrs. North unaufrichtig. »Im Gegenteil, ich freue mich darüber.«
    »Ja, aber Smutty. Sie ist entsetzlich stumpfsinnig, ich weiß, und sie wird zuviel essen. Es wurde ihr natürlich schlecht im Bus, habe ich schon erzählt? Eigentlich nicht im Bus, sondern sie mußte ‘rausspringen, als der Bus in einem Dorf hielt, und hinter eine Art Schweinestall gehen, und natürlich fuhr der Bus los, ehe sie fertig war, und die arme alte Smutty mußte hinterherlaufen, grün wie eine Erbse.«
     
     
     
    Lady Sandys war weiterhin ganz vernünftig und zeigte ihr bestes Benehmen. Der halbmondförmige Tisch war seit einer ganzen Woche leer, und Mrs. North war sogar so optimistisch, die Vasen und Schalen wieder daraufzustellen, für die das Tischchen eigentlich bestimmt war. Der ganze Haushalt verschränkte seine Hände und betete, daß die Aufregungen der Hochzeit sie nicht wieder aus dem Gleichgewicht bringen möchten. Violet hatte den Möbeln einige Fußtritte versetzt und ihren Unterkiefer vorgeschoben, als sie hörte, daß Lady Sandys bleiben würde. Als ihr Hochzeitstag immer näher rückte, betrachtete sie ihn mit wachsenden Befürchtungen, bis sie schließlich so niedergeschlagen war, daß es ihr ganz gleich war, ob Muffet blieb oder nicht. Nichts konnte es schlimmer machen. Sie wünschte nur, erzählte sie der Familie, sie hätte sich nicht darauf eingelassen, »aufgepfropft« zu werden. Sie krächzte unheilvoll über ihre Hochzeit wie eine Aaskrähe. Es würde ein Reinfall werden; sie würde sich zur Närrin machen; alles würde schiefgehen. Wenn Fred schon heiraten müßte — und sie sprach jetzt davon, als ob es die Schuld aller wäre, nur nicht ihre eigene — , warum konnte das nicht im Standesamt vor sich gehen, ohne dies aufdringliche Volk, das sie mit langen Hälsen anstarrte. Als das dunkelrote Seidenkleid, das für sie in London gearbeitet worden war, eintraf, weigerte sie sich, es anzuprobieren. »Ich werde ja doch wie eine Vogelscheuche aussehen«, sagte sie zu ihrer Mutter, »warum soll ich das nun eher als nötig feststellen.« Fred wußte nicht, was er aus ihr machen sollte. Sie ging kaum mehr zu ihm hin, und er wagte sich sogar in die Nähe des Hauses, trotz seiner Furcht vor Lady Sandys. Er kam zwar nicht herein, aber manchmal war sein Gesicht für einen Augenblick am Fenster zu sehen, beschattet und forschend, wie das eines der verlorenen Jungen aus dem Niemandsland.
    »Alles Nerven«, beruhigte ihn Mrs. North. »Mädchen sind oft so vor ihrer Hochzeit.«
    »Frauen sind komische, widerborstige Geschöpfe«, sagte er zu Oliver durchs Fenster, sehr von Mann zu Mann, mit den Füßen auf dem Rasen und den Händen in den Taschen. »Ich dachte, die gute Vi wäre ausgesprochen glücklich, aber nun brütet sie vor sich hin wie eine Henne auf ihrem Nest.«
    »Das ist Liebe, alter Bursche«, sagte Oliver. »Kommt manchmal so zum Ausdruck. Du solltest dich geschmeichelt fühlen.«
    »Nein, du machst dich lustig«, sagte Fred. »Ich meine es ganz ernst. Ich habe schon immer nicht an mein Glück geglaubt, und natürlich muß mich diese Geschichte jetzt auf den Gedanken bringen, daß sie ihre Meinung geändert hat.«
    »Hat sie nicht«, sagte Oliver. »Aber warum machst du das nicht mit ihr selber aus? Da könnte die Luft etwas bereinigt werden. Vielleicht glaubt sie, du hättest deine Meinung geändert?«
    »Ach, ich weiß nicht.« Fred sah herunter und machte mit seinen Schuhspitzen kleine Muster im Blumenbeet. »Vi und ich, weißt du, reden nicht viel — brauchen wir in der Regel auch gar nicht. Was macht sie jetzt?«
    »Sie ist im Wohnzimmer, glaub’ ich, und liest Zeitungen.«
    »Ho! Ist sie? Dann kann ich

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