Zwölf um ein Bett
vordrängten, ob die Getränke reichen würden, was man machen sollte, wenn die Leute in gelangweilten Gruppen herumstanden, und wenn man zu wünschen anfing, man hätte neue Kleider und nicht so viele Gäste, und wenn man schließlich merkte, daß das ganze Fest noch längst nicht gut vorbereitet war.
Selbst Mrs. North, die gern Gäste hatte, war niedergeschlagen, weil sie sich so müde fühlte. Sie und Elisabeth hatten drei Tage vor der Hochzeit wie die Verrückten gekocht, und die ganze Familie war der Verlegenheitsgerichte müde. »Nach dem Fest wird es schlimm werden«, sagte Heather. »Wir werden tagelang Reste essen müssen. Ich habe noch nie einen solchen Berg Essen gesehen, wie die beiden zusammen gekocht haben. Es ist einfach absurd. Die Leute Werden niemals mitten am Nachmittag alle die Wurstbrötchen und den Kuchen und die Käsestangen essen.« Mrs. North, noch rot von der konzentrierten Arbeit am Herd, sah etwas betroffen aus. »Man kann nie wissen«, sagte sie. »Es ist sehr viel besser, man hat zuviel als zuwenig. Und manche, die aus größerer Entfernung kommen haben vielleicht keinen Lunch gehabt. Jedenfalls bin ich sicher, daß Freds Freunde einen gewaltigen Appetit mitbringen werden.«
»Jawohl, das meine ich auch«, sagte Violet, die Finger klebrig vom Herumsuchen in der Speisekammer. »Ich kann es gar nicht erwarten, Hand an die Leckereien zu legen. Ich werde morgen nichts zum Lunch essen, glaube ich, und muß von dem Gequatsch der Gäste satt werden.«
»Denk nur immer daran«, sagte Heather. »Man erwartet von der Braut, daß sie viel zu nervös und vergeistigt ist, um essen zu können. Ma hat sich nicht halb umgebracht, damit ausgerechnet du etwas zu essen hast.«
»Du hast es gerade nötig, davon zu reden. Ich habe jedenfalls nichts davon gemerkt, daß du viel geholfen hast.«
»Du bist ja wohl die letzte, die davon reden kann. Hast du nur ein bißchen getan, nur ein kleines bißchen für deine blöde Hochzeit?«
»Du weißt, daß ich nicht kochen kann«, sagte Violet selbstzufrieden.
»Der arme Fred. Aber es ist ja nicht allein das Kochen. Wer hat die Blumen versorgt? Wer hat die Kirche dekoriert? Wer hat dir Halter in dein Kleid genäht, damit du dich nicht während der ganzen Feier zu drehen und zu winden brauchst, um deine Träger hochzuziehen?«
»Du weißt genau, daß du gern Blumen arrangierst«, sagte Violet. »Und du hast sie überhaupt nicht besorgt, sondern deine Schwiegermutter.«
»Und die Hälfte hat sie der Schaffnerin im Omnibus geschenkt, so daß ich losgehen und welche nachholen mußte’ Und wer hat tagelang am Telefon gehangen, um bei Christie wegen des Hochzeitskuchens nachzufragen? Sehr klug von dir, dich den ganzen Tag nicht im Hause sehen zu lassen, damit man dich ja nicht darum bitten kann, etwas zu tun. Ich hoffe nur, der Kuchen kommt nicht rechtzeitig, höchstens daß es ein Reinfall für Ma wäre. Und womit willst du ihn schneiden — mit einer Sichel? Ma, sieh sie dir doch bloß an! Am Tage vor ihrer Hochzeit und eine Stunde vor einem festlichen Abendessen ihr zu Ehren sitzt sie da in stinkigen Hosen auf der Erde herum und poliert eine Zaumkette mit deinem Topfreiniger.«
»Sehr wichtig«, sagte Violet, schüttete etwas Glanzpulver in ihre Hände und ließ die Kette klirrend durchgleiten, als ob sie Mitglied einer Rumba-Kapelle wäre. »Sie geht mit auf die Hochzeitsreise.«
»Ich glaube, dir würde es gar nicht auffallen, wenn Fred verlorenginge«, sagte Heather verächtlich, »solange die Pferde noch da sind.«
»O doch«, sagte Violet, »weil dann nämlich ein Pferd zu viel wäre — da hast du’s. Hab’ ich dir eigentlich schon meinen neuen Sattel gezeigt, Ollie?« Sie drehte ihren Kopf hintenüber, um ihn anzusehen. »Ganz groß von Fred, findest du nicht? Er will nicht sagen, was er gekostet hat.«
»Jedenfalls verdammt mehr als das, was du ihm geschenkt hast«, warf Heather ein. »Ich würde die Hochzeit abblasen, wenn mir meine Braut nur ein neues Zahnrad für die Schneidemaschine schenkte.«
»Aber das hat er sich doch gerade gewünscht!« rief Violet bestürzt. »Und es war eine furchtbare Arbeit, es überhaupt zu bekommen; sie stellen diese Sorte gar nicht mehr her. Ich mußte schließlich den ganzen Weg nach Birmingham machen, nicht wahr, Ma?«
»Ja, Liebes, du hast dir viel Mühe gegeben. Sei nicht unfreundlich, Heather, und wenn ihr beide euch schon zanken«hißt, so habe ich euch schon hundertmal gesagt, nicht in diesem Zimmer. Und
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