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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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jedenfalls nie getan. Ich denke oft daran, wie er mich bei unserem ersten Zusammentreffen auf einem Tanzabend bei Strakers den ganzen Abend hoffnungslos anstarrte und todunglücklich herumsaß, wenn ich mit anderen tanzte. Armer Johnny, seine Taktik war miserabel; ich glaube bestimmt, sie würde auf Elisabeth keinen Eindruck machen, die mit Orchideen am Mantel von ihrem Freund aus London kommt. Der wird sie wahrscheinlich nicht fragen, ob er sie küssen darf, wie John das immer gemacht hat. Hätte ich eine Brille getragen, würde er mich vorher wahrscheinlich höflich gefragt haben, ob ich sie nicht abnehmen wollte. Es gibt Männer, die das machen, weißt du. Ich hatte mal eine Freundin, die eine Brille trug; sie erzählte mir, wie beschämend so etwas wäre. Wenn sie so was gefragt wurde, hielt sie die Taxe an und stieg aus.«
    »Was hast du denn gemacht, wenn er dich fragte, ob er dich küssen dürfte?«
    »Och, ich ließ ihn ruhig«, sagte Heather resigniert. »Ich war doch so ähnlich wie verliebt in dies arme Schaf.«
    »Und bist du’s nicht mehr?«
    »Ach Ollie, ich weiß es doch nicht. Quetsch mich nicht weiter aus, mir ist scheußlich zumute.«
    »Du brauchst einen kleinen Tapetenwechsel, mein Mädchen, das ist alles, was dir fehlt. Du hast nicht nur John, sondern uns alle satt. Warte, bis ihr nach Australien geht; dann wirst du dich ganz anders fühlen.«
    »Ich gehe nicht nach Australien.«
    »Ein Jammer, ich dachte, wir würden dich endlich los.«
    »Muffet sagt, wenn wir ‘rübergehen, käme sie auch — bitte sehr! John will sie auch mitnehmen, weil er findet, er könne sie hier nicht allein ihrem Schicksal überlassen. O ja, sie sagt, sie wolle ein Haus für sich haben oder einen Bungalow oder was man da im Busch hat, aber ich weiß ja, wie es werden würde. Wir hätten sie dauernd auf dem Halse und ihre Gläubiger auch.«
    »Wie fühlst du dich eigentlich?« fragte sie ihn plötzlich, als sie ihn ansah.
    »Ich bin heute ziemlich erledigt«, gab er zu. »Ich weiß gar nicht warum.«
    »So siehst du auch aus. Du armer, blasser, gelber Junge mit blauen Flecken.«
    »Hoffentlich nicht auf den Lippen«, sagte Oliver ängstlich und griff nach dem Spiegel. »O Gott.« Er preßte behutsam eine Hand auf seine Brust. »Warum kann man nur ein kaputtes Herz nicht gegen ein neues eintauschen, wie den Dynamo am Auto?«
    »Man hat in letzter Zeit nicht genug auf dich aufgepaßt«, sagte Heather triumphierend. »Miß Elisabeths kleines Spatzengehirn ist an etwas Neuem mehr interessiert. Sie wird aber für deine Pflege bezahlt, nicht für Johns.«
    »Ich denke, du bist nicht eifersüchtig«, sagte er. »Schließlich bezahlst du sie ja nicht. Genauso wenig wie ich«, fuhr er verdrießlich fort. »Gott, Heather, es ist schauderhaft, so abhängig zu sein. Ich muß bald aufstehen und Geld verdienen.«
    »Laß uns zusammen weglaufen, Ollie, sollen wir? Und irgendwo leben, wo du kein Geld verdienen mußt, weil du nicht viel brauchst. Du liegst bloß in Shorts herum, ißt Südfrüchte und schlürfst Sonne, und nachts gehst du ins Café, und Zigeuner kommen und spielen für dich, und du stellst ihnen ein Glas Brandy auf ihre Geigen.«
    »Für den Brandy brauchst du Geld.«
    »Es wäre eben sehr billiger Brandy.«
    Oliver legte wieder seine Hand auf seine Brust. »Wenn ich weglaufe«, sagte er, »so muß ich es mit jemandem tun, der mich im Rollstuhl herumfahren kann. Ich kann mir nicht vorstellen, Heather, wie du mich umherrollst und mir die Decke umschlägst, ehe du dich mit einem Strickzeug neben mir niederläßt.«
    »Mein Gott, wir wollen doch nicht nach Eastburne«, sagte sie. »Sei doch nicht so phantasielos. Ich biete dir die Tropfen und berauschenden Wein und Musik und Frauen mit langen braunen Beinen, und alles, was du willst, ist eine Erholungsreise mit Elisabeth in eine Stadt an der Südküste. Ja, genau das meine ich«, sagte sie heftig. »Los, gib’s zu. Du bist so eifersüchtig wie der Teufel auf John und Elisabeth — genauso eifersüchtig wie ich!« Sie verließ ihn triumphierend. Er ergriff den Spiegel und schob seine Lippen vor. Sie sahen tatsächlich abscheulich blau aus.

NEUNTES KAPITEL
     
     
    A ls Violets Hochzeitstag herankam, unausweichlich und viel zu schnell, begann nicht nur die Braut zu wünschen, daß er niemals kommen möge. Es war wie bei allen Festlichkeiten: Anfangs machte es noch Spaß, sie vorzubereiten und darüber zu reden; der Spaß wurde immer zweifelhafter, wenn sich die Bedenken

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