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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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ging zu ihnen hin. »Schon gut, Mutter, komm, wir gehen hinaus. Ich werde dir Tee ins Wohnzimmer bringen.« Heather stieß ihn zurück. »Misch dich nicht ein. Das ist eine Sache zwischen ihr und mir.«
    Stanford und Mrs. Ogilvie glotzten. Oliver sagte unbehaglich: »So hör doch, Heather...«
    »Und schieß du nicht auch noch dazwischen«, schleuderte sie über die Schulter. »Nun hör mal zu, Muffet«, sagte sie grimmig, während ihre Schwiegermutter mit noch erhobenem Arm vor ihr stand und klägliche, verwirrte und glasige Blicke auf die anderen warf, als ob sie um Hilfe flehte, »wo hast du dies Armband her?«
    »Welches Armband, Liebes?« Sie blickte auf ihre Hand, als ob sie sie nie gesehen hätte, und mit einem überraschten Stutzen nahm sie einen der Anhänger hoch und ließ ihn mit einem leisen Geklingel wieder fallen. »Dies? Oh, ist es nicht hübsch? Jemand hat es mir geliehen, nicht wahr? Wer war es doch? Ich hab’s vergessen — ich bin ein bißchen müde, weißt du, die Party...«
    »Jemand hat es dir geliehen!« rief Heather hämisch. »Gestohlen hast du’s!« Mrs. Ogilvie zog mit heftigem Zischen ihren Atem ein. »Es ist meins; du hast es aus meinem Zimmer genommen. Und was mehr ist, das ist nicht die erste Sache, die du genommen hast, das weißt du sehr gut, wenn du auch so unschuldig tust. Du kannst dir vielleicht schmeicheln, daß du die anderen zum Narren gehalten hast, aber mich hältst du nicht zum Narren. Ich werde die Polizei holen.«
    Stanford besaß den Anstand, sehr unbehaglich auszusehen. Mrs. Ogilvie dagegen saß auf der Kante ihres Stuhles, die Beine wie einen Sägebock aufgepflanzt.
    »Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst.« Muffet sah so aus, als ob sie anfangen wollte zu weinen. Sie hob eine
    Hand
    an die Stirn. »Es ist alles solch ein Durcheinander. Du machst mich mit deinen wilden Reden ganz konfus.«
    »Ach, gib’s doch auf.« Heather schleuderte ihre Hand zurück, als ob sie enttäuscht wäre, daß ihre Verwegenheit kein größeres Schauspiel hervorgerufen hatte. »Du kannst das mit ihr ausmachen, John; sie ist deine Mutter. Aber mein Armband möchte ich wiederhaben.« Sie hielt ihre Hand auf.
    John legte seinen Arm um Muffet. »Komm, alter Liebling«, sagte er. »Wir gehen ‘rauf, ja? Du solltest dich hinlegen und nach all den Aufregungen dieser Party ausruhen. Ich werde dir den Tee ans Bett bringen.«
    Sie sah kühl zu ihm auf, als ob er ein aufdringlicher Fremder wäre. »Bitte, laßt mich in Ruhe. Dies Mädchen will sein Armband haben«, sagte sie mit flacher Stimme und fingerte am Schloß. »Ich bin sicher, ich weiß nicht...«
    »Muffet«, sagte Heather scharf mit einem plötzlichen Ton der Furcht, »weißt du, wer ich bin?«
    »Nein, Liebe«, sagte Muffet betrübt, »aber ich würde mich sehr freuen, wenn mich jemand vorstellen wollte.« Heather hatte jetzt wirklich Angst, und selbst Mrs. Ogilvie sah aus, als ob sie am liebsten anderswo wäre.
    »John, tut sie nur so?« Heather trat zurück und legte ihre Hand auf seinen Arm, während sie mit großen Augen ihre Schwiegermutter ansah. »Ach John, ich mag das nicht.«
    »Holt Smutty!« sagte Oliver drängend. »Oder Elisabeth. Könnt ihr nicht sehen, daß ihr nicht gut ist?«
    »Kann ich etwas tun?« fragte Stanford. Er hatte sich erhoben und stand verlegen herum, er, der sich sonst in jeder Situation zu Hause fühlte, haßte es, verlegen zu sein. »Soll ich nach einem Arzt telefonieren?« fragte Mrs. Ogilvie eifrig. Die Vorschläge schwirrten um Muffet herum, während sie verloren dastand und am Schloß des Armbands fingerte. Sie alle hielten sich in einiger Entfernung von ihr, als ob sie sich fürchteten, sie zu berühren.
    »Bleib bei ihr, Heather«, sagte John. »Ich hole Smutty.«
    »Nein«, sagte Heather und warf einen furchtsamen Blick auf Muffet. »Ich werde gehen.« Sie schoß hinaus, und die anderen warteten in dem unbehaglichsten Schweigen, das sie je erlebt hatten. Jedesmal, wenn sich John seiner Mutter zu nähern versuchte, schüttelte sie ihn ab und warf ihm wieder diesen blanken, weiten Blick zu. »Laß mich das Armband abmachen«, sagte er sanft.
    »Nein, nein«, sagte sie ungeduldig und kräuselte ihre Lippen wie eine böse alte Frau. »Ich kann es schon, ich kann es schon. Trotzdem, wirklich vielen, vielen Dank«, fügte sie hinzu wie in Erinnerung einer eingelernten Höflichkeit.
    Heather kam mit Miß Smuts zurück, die ihr bestes, weinfarbenes Kleid gegen ihr gewöhnliches, schlachtschiffgraues

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