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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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werden schien, versuchte sie manchmal in die Unterhaltung zu ziehen. »Klingt schon besser, nicht wahr, Heather Bell? Wenn sie wieder Spaß am Essen hat, kann es ihr nicht mehr so schlecht gehen.«
    »Es hat keinen Zweck, mich zu fragen«, antwortete Heather dann. »Man kann nicht von mir erwarten, daß ich etwas von Psychologie verstehe, das ist doch wohl klar, nicht wahr? Du solltest besser Elisabeth fragen.«
    Keiner hätte geglaubt, daß sie Violet so sehr vermissen würden. Keine spitzen Reden und keine Anspielungen wären aufgekommen, wenn Violet dagewesen wäre. Ihr Lärm und ihre Geradheit übten einen rauhen, wie Karbolsäure reinigenden Einfluß auf eine ungesunde Atmosphäre aus.
    Die arme Mrs. North sagte unentwegt: »Ich vermisse Violet, wißt ihr das?« Violet war oft aufreizend gewesen, aber schließlich konnte man ihre unkomplizierte Natur verstehen, und wenn sie schwierig war, so war sie es in einer gradlinigen Weise, der man mit einfachen, derben Worten begegnen konnte. Violet hatte bisher nur eine Ansichtskarte geschickt mit »X ist unser Fenster«, aber auf dem Bild des ländlichen Hotels war kein »X« zu entdecken.
    Der einzige Mensch, mit dem Heather sich unterhielt, war Oliver, und selbst ihm gegenüber behielt sie ihre Verteidigungsstellung bei.
    »Man kann bald nicht mehr in diesem Hause leben«, sagte sie und durchquerte das Zimmer in ihrer ruhelosen Art. »Es regt mich auf, wie du da so zufrieden in dieser deprimierenden Atmosphäre liegen kannst, aber natürlich, dich haben sie ja gern; das ist der Unterschied.«
    »Aber Schatz, wir vergöttern dich doch alle«, sagte Oliver leichthin.
    »Wie die Hölle. Die Mißbilligung schreit mir ja direkt entgegen, jedesmal, wenn ich in ein Zimmer komme, dünnverschleiert mit einer gönnerhaften Toleranz, die noch schlimmer ist. Wenn John findet, daß ich mich schlecht benommen habe, warum sagt er es nicht? Ich wünschte, Vi wäre hier. Wenn ich ihr etwas Gemeines sagte, sagte sie auch etwas Gemeines, statt die andere Backe hinzuhalten, um mich ins Unrecht zu setzen. Und sieh dir doch einmal die Art und Weise an, wie John mich nie fragt, mit wem ich ausgehe. Er sitzt nur trübsinnig und gekränkt da, und man sieht förmlich die Anklage aus seinem Kopf dampfen, Und warum sollte ich nicht ausgehen? Er nimmt mich nirgendwohin mit. Er möchte nur immer zu Hause sitzen und lesen. Warum sollte ich nicht ein bißchen Spaß haben?«
    »Ja, natürlich, natürlich«, murmelte Oliver.
    »Weißt du, was er heute zu mir sagte? Er sagte« — sie machte Johns tiefe Stimme nach — , »>Heather Bell, warum liest du nicht einmal etwas anderes als Zeitschriften und Romane aus der Bibliothek? Du hast viel mehr von einem guten Buch.< Das wäre also das Neueste! Er will mich erziehen. Aber erzogen werden bedeutet, daß man den ganzen Tag drangeben muß für ein Kapitel dieser langweiligen Bücher, deren Fußnoten über die halbe Seite gehen — nein, danke. Weißt du, Ollie, ich wünschte, er hätte einmal etwas furchtbar Schlimmes getan, etwas Verrücktes und Impulsives. Ich wünschte, er wäre es gewesen, der Muffet aus dem Geleise gebracht hätte, das wünschte ich wahrhaftig. Ich würde dann nicht solchen Groll gegen ihn im Herzen tragen, wie er das mir gegenüber tut. Ich hätte nur besser von ihm gedacht, wenn er einmal eine kleine menschliche Schwäche gezeigt hätte.«
    John und Heathers Ehe zerfiel langsam in Scherben. Oliver war wütend über die beiden, und wütend, daß er nur ein bettlägeriger Beobachter sein konnte, dazu verdammt, der Auflösung eines Glückes hilflos zuzusehen. Los, sagte er zu sich selber, tu etwas; hilf ihnen, wenn sie nicht fähig sind, ihrem lächerlichen eigenen Selbst zu helfen. Du brüstest dich immer damit, so weise Ratschläge zu verteilen. Verteil doch jetzt welche, jetzt, da es wirklich nötig ist.
    Er bearbeitete John nochmals. »John, ich wünschte, du würdest Heather das erzählen, was du mir in der Nacht als — in der Nacht von Violets Hochzeit erzählt hast. Ich glaube bestimmt, es würde helfen. Es wird ihr vielleicht einen Schock geben, aber es könnte sie auch von diesem absurden Benehmen heilen — gib ihr etwas zum Nachdenken, damit sie von ihrem eigenen Ich abgelenkt wird.«
    »Es wird nichts nützen«, sagte John eigensinnig. »Sie wird nur eifersüchtig werden, und ich könnte ihr keine Vorwürfe machen; sie hätte das Recht dazu.«
    »Schön, aber schließlich wäre das doch eine normale, gesunde Reaktion, und

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