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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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du könntest dir deine Zähne in einem guten alten, normalen Krach ausbeißen, statt dieser unsinnigen Kampfstellung, die gehegt und gepflegt werden muß, weil gar keine wirkliche Ursache dafür vorhanden ist.«
    »Ich wage es nicht«, sagte John. »Ich habe nicht die Nerven dazu. Sie hat sowieso schon genug von mir; das würde alles noch schlimmer machen.«
    »Würde es nicht. Sie würde eine ganz andere Meinung von dir bekommen. Ich habe dir doch von ihrer Bemerkung erzählt, daß sie wünschte, du würdest einmal eine kleine menschliche Schwäche zeigen, nicht wahr? Wenn dein kleines Intermezzo mit Sylvia keine menschliche Schwäche ist, was ist es dann?«
    »Stella«, sagte John abwesend. »Aber Heather meinte das nicht so. Sie meint nur die Hälfte von dem, was sie sagt.«
    »Ich werde dir was sagen; wenn du es ihr nicht erzählst, so werde ich es tun. Ja, das werde ich; ich habe mich in dieser Zeit, seit ich nichts anderes zu tun hatte, in alles eingemischt. Und ich warne dich, ich werde wahrscheinlich alles falsch erzählen.«
    »Du willst doch nicht wirklich?«
    »Ich schwöre dir, ich werde, wenn du es nicht tust.«
    »Ich weiß nicht. Ich muß es mir überlegen.« Oliver wunderte sich gar nicht, daß Heather nervös wurde, wenn John diesen Ochsenblick bekam, hinter dem man förmlich sein Gehirn wie ein Stück Spinngewebe wabern sah. »Eigentlich«, sagte er dann, »nehme ich nicht an, sie könnte auf jemanden eifersüchtig sein, der — der nicht mehr lebt.« Wirklich nicht? dachte Oliver, aber er sagte: »Nein, nein, natürlich nicht«, um John Mut zu machen.
    »Ich habe die entsetzlichsten Gewissensbisse, daß ich es ihr die ganze Zeit verschwiegen habe. Es würde mir einen Stein von der Seele nehmen. Du glaubst wirklich, ich sollte...?«
    »O Jonathan, ich hab’s dir doch gesagt. Ich werde es nicht noch einmal sagen; ich habe nicht soviel Atem zu verschwenden. Hör zu, und das ist mein Ultimatum: Wenn du es ihr nicht heute abend sagst, werde ich es tun.«
    »Sie ist fort heute abend«, sagte John und griff voller Hoffnung nach dieser Ausflucht.
    »Ach ja, auf Stanfords Geburtstags-Party. Ich dachte, er hätte euch beide eingeladen.«
    »Ich mag nicht auf die Partys dieses Mannes gehen«, sagte John mürrisch. »Ich sagte, ich fühlte mich noch nicht wohl genug.«
    »Nun, dann sagst du’s ihr, ehe sie geht. Und hör zu — ich wette mit dir um einen Sovereign, daß sie nicht geht. Sie wird diesen komischen kleinen Luftwaffen-Kläffer total vergessen und zu Hause bleiben, um die Sache mit dir auszufechten.«
    John machte sich breit in den Schultern und sah aus wie Churchill in Englands schwärzester Stunde. »Ich werde es ihr erzählen«, sagte er ingrimmig.
    Oliver brachte den restlichen Nachmittag und den Abend damit zu, bei dem Gedanken, wie er diese Sache geschaukelt hatte, in sich hinein zu lachen. Er machte sich; erst Violet — und nun Heather und John. Wem sollte er seinen Meisterverstand als nächstem zuwenden? Er kam sich vor wie ein Patriarch. Er müßte ein Häubchen haben und einen Papagei, der wie ein Seemann fluchte, und einen Stock aus Ebenholz, mit dem er auf den Boden klopfen konnte, sobald er seinem Haushalt Befehle erteilen wollte. Als er am nächsten Morgen früh erwachte, wußte er sofort, daß er über irgend etwas sehr vergnügt war. Er hatte wunderbar geträumt, einen dieser vagen, romantischen Träume, in denen nichts Bestimmtes geschah, an das man sich beim Erwachen erinnern konnte. Man weiß, man hatte herrlich geträumt, aber man kann sich nicht mehr besinnen, warum der Traum so herrlich war. Er schwebt wie ein dem Gedächtnis entschwundener Ton außer Reichweite; man kneift die Augen zu und versucht wieder einzuschlafen, um die stille Süße, von der man die ganze Nacht getragen worden war, wieder heraufzubeschwören; aber durch dieses Bemühen wird man nur endgültig wach und hat den Traum unwiderruflich verloren.
    Aber nicht der Traum gab ihm an diesem Morgen das Gefühl der Zufriedenheit. Er wußte, warum er so vergnügt war: wegen John und Heather. Seine Mutter war gestern abend hereingekommen und hatte ihm erzählt, daß sie beide zu Stanfords Party gegangen waren. Heather war mit Stanford gefahren, der sie abgeholt hatte, und John hatte um die Erlaubnis gebeten, den Familienwagen zu nehmen, und war ihnen kurz hinterher gefolgt.
    So hatte es also genutzt. Der Patriarch hatte wieder einmal recht gehabt. Er lag da, lauschte dem frühmorgendlichen Vogelgesang und

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