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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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er sich an den Möbeln, denn es schien stockfinster, wenn man aus dem Garten kam. Hielt Mrs. North sich im Garten im Schatten des Zederbaumes auf, so lag er, entgegen jeder Vorschrift, in der prallen Sonne, mit dem alten Panamahut seines Vaters über den Augen und in Flanellhosen, denen ein Bein abgeschnitten und unter seinem Stumpf zusammengesteekt war. Dr. Trevor erlaubte ihm noch nicht, ein künstliches Bein zu tragen, weil er ihm nicht traute, und glaubte, er täte dann mehr, als sein Herz aushalten könnte.
    Da er nun so wenig Pflege brauchte, hatte man Elisabeth anheimgestellt, Hinkley zu verlassen. Aber nachdem sie all diese Monate hindurch den Eindruck gemacht hatte, als ob sie in Hinkley keine Wurzeln geschlagen hätte, zog sie nun doch vor zu bleiben und im Haus und auf dem Hof zu helfen. Ihre runden Arme hatten die Farbe gesprenkelter Hühnereier angenommen, und ihr von der Sonne gebleichtes weizenblondes Haar sah noch hübscher aus im Kontrast zu dem sonnenbraunen Gesicht, das ihre Augen noch blauer und ihre Zähne noch weißer erscheinen ließ. Sie hatte offenbar nicht die Absicht, zu gehen. Oliver vermutete, daß sie ernsthaft an Arnold Clitheroe dachte und sich überlegt hatte, es lohne sich nicht, einen neuen Fall zu übernehmen, wenn sie doch heiraten wollte. Denn dann mußte sie in Golders Green leben und am Wochenende in ein Wochenendhaus in Virginia Water ziehen. Deshalb nahm er an, sie wollte bis dahin noch soviel wie möglich vom Landleben mitnehmen. Er sah sie und Evelyn eines Tages vom Heufeld hinter dem Hügel zurückkommen. Sie kamen über den Gipfel, und er konnte sie während des ganzen Weges beobachten; Elisabeth in einem blauen Kleid und Evelyn in kurzen Jungenshosen und einer hellgelben Bluse. Auf dem halben Wege gerieten sie ins Laufen, und bald bewegten sich ihre Füße schneller als ihre Körper, so wie auf einem Rad ohne Freilauf. Er hörte, wie sie lachten, als sie unter dem überhängenden Fels der Echowand erschienen, die den Garten von dem Hügelfeld trennte.
    Mrs. North kam mit einem Teetablett wie eine rangierende Güterzug-Lokomotive aus dem Hause geschnauft. Sie trug ein Gartenkleid, Wildlederschuhe mit Schnallen und einen Strohhut mit flappendem Rand, den sie zurückschlug, als sie durch ihre Sonnenbrille in den Garten hinunterblickte. Ohne ihr Pincenez sah sie ganz verändert aus; sanfter und weicher, mehr wie eine Engländerin und auch mehr wie eine x-beliebige Mutter.
    »Was treiben denn die beiden da für ein Spiel?« fragte sie. »Ich sehe sie da wie die Kinder herumtoben; sie versuchen, die Echo wand an ihrer höchsten Stelle zu erklettern. Warum gehen sie nicht wie vernünftige Leute die Stufen hinauf? Ich wünschte, sie beeilten sich etwas; ich kann es gar nicht abwarten, Evelyn von dem Brief ihres Vaters zu berichten. Aber Evie!« rief sie. »Aber Elisabeth!« Kein Wunder, daß sie die Hitze anstrengend fand. Selbst Oliver, der wie eine Eidechse Sonne schlucken konnte, wurde es heiß, als er sah, wie sie aufgeregt um den Teetisch herumlief, Teller umdeckte, ins Haus hinein und wieder zurück ging und immer wieder die beiden rief, die ja doch früher oder später kommen würden.
    »Mein Gott«, sagte sie, »Violet meinte, sie könnte gegen vier Uhr zum Tee kommen. Das bedeutet wieder eine neue Tasse. Durch das Hin- und Hergerenne fühlen sich meine Füße an wie Bonbons, die in der Sonne zerlaufen.«
    »Warum läßt du sie die Tasse nicht selber holen, wenn sie kommt?« fragte Oliver mit der Uninteressiertheit eines Menschen, der wußte, daß er nicht selber gehen konnte. »Sie würde sie nur zerbrechen. Sie hat fast das ganze Teeservice zerbrochen, das ich ihr geschenkt habe. Als ich kürzlich dort war, entdeckte ich, daß Fred zum Tee einen verbogenen Zinnteller vor sich stehen hatte. Und es war noch nicht einmal Teezeit. Sie haben die verrückteste Einteilung: Tee um halb sieben, und das Abendbrot legen sie meist auf halb acht — Makkaroni-Auflauf, bei diesem Wetter! Violet aß ein Riesenstück kalten Nierenbratens zum Tee. Stell dir vor, jeden Sonnabend essen sie heißen Auflauf zum Lunch, ganz gleich, zu welcher Jahreszeit. Dabei denke ich mir, Fred wird froh sein, überhaupt etwas zu essen zu bekommen, wenn Violet sich auch zu einer guten kleinen Köchin entwickelt, seit sie sich bereit gefunden hat, von mir ein paar Winke anzunehmen. Dabei benutzt sie immer den gleichen Kochtopf, ohne ihn zwischendurch etwa richtig zu scheuem. Sehr hygienisch ist das nicht,

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