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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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das Beste suchen, statt immerzu herumzukratzen, um möglichst das Schlechteste herauszufinden. Klingt das nicht sehr moralisch? So ist es aber nicht gemeint; es soll nur gesunder Menschenverstand sein.«
     
    »Ich denke, ich werde jetzt schlafen gehen.« Sie gähnte und lehnte ihren Kopf an das Fenster. Er konnte an ihrer Silhouette sehen, wie völlig sie zur Ruhe gekommen war. Es war das erstemal, daß er sie so ausgeruht sah, seit den alten Tagen, wenn sie sich zum Schlafen irgendwo in eine Ecke setzte. »Natürlich«, sagte sie langsam, »ist es für mich noch ein Alptraum, den anderen gegenüberzutreten. Aber John wird es, glaube ich, verstehen. Glaubst du, daß er mich wieder aufnehmen wird? Ich würde ziemlich dumm dastehen, wenn er es nicht täte. Hat Ma sich sehr aufgeregt? Hoffentlich wird sie mir glauben, daß ich nicht mit Stanford zusammen war, denn sie ist doch so moralisch und würde nie darüber hinwegkommen, trotz meiner Rückkehr. Sie hat sich jedesmal Gedanken gemacht, wenn sie mich ansah. Ich denke, wir werden nach alldem nach Australien gehen, um, wie man so sagt, einen neuen Anfang zu machen. Schließlich, wenn John in Melbourne mit der schwindsüchtigen Stella glücklich sein konnte, so wird er auch mit mir glücklich sein können — vielleicht noch glücklicher; er mochte rundliche Frauen immer lieber als dünne. Falls Stanford anruft, bin ich nicht da oder gestorben. Gute Nacht, Liebling. Ich glaube, ich werde in Vis Zimmer schlafen. Du kannst es Elisabeth sagen, wenn sie dich weckt, und sie kann die frohe Kunde im Hause verbreiten, oder du. Dann komme ich mir, wenn ich erscheine, nicht so dumm vor. Selbst dann finde ich mich immer noch albern genug, aber man muß eben für eine dreitägige Vergnügungsreise nach Kidderminster bezahlen. Wußtest du, daß die Luft in Shropshire mit den größten Gehalt an Ruß hat? Einer der Handelsreisenden hat mir das erzählt.«
    Oliver schlief fest und so ruhig, daß am nächsten Morgen immer noch die Delle am Ende seines Bettes zu sehen war, an der er merkte, daß er nicht alles geträumt hatte; und als er die Daunendecke zum Schutz gegen die frühmorgendliche Kühle hochzog, schwebte eine kleine Wolke von Federn auf den Boden.

ELFTES KAPITEL
     
     
    N och niemals hatte das Haus einen so stillen Sommer erlebt. John hatte in London seine Arbeit aufgenommen, und Heather und die Kinder waren mit ihm zusammen in die neue Wohnung seiner Mutter in Maida Vale gezogen. Lady Sandys, mit der man in Birmingham zufrieden gewesen war, wurde in einem Erholungsheim in einem Vorort von London untergebracht, wo man sie bequem besuchen konnte. Es ging ihr schon so viel besser, daß sie gern wissen wollte, warum sie nicht nach Hause konnte. Sie erzählten ihr, sie hätte einen Nervenzusammenbruch gehabt, der auf die Anspannungen des Krieges zurückzuführen wäre, was sie auch bereitwillig glaubte. Da sie zu den Menschen gehörte, die immer sagten, »ich finde den Krieg entsetzlich«, so als ob alle anderen ihn herrlich fänden, war sie gar nicht überrascht, daß dieser Krieg sie mehr beeindruckt hatte als die Leute, die in marineblauen Overalls und Mützen herumliefen und geradezu Spaß an den Bombenangriffen zu haben schienen.
    Zwar hatte sie an ihren Zimmernachbarn und der Vorsteherin des Heims, die sie »Meine Lady Lou« nannte und die so tat, als ob man ihr am besten Wollknäuel zum Spielen gäbe, allerlei auszusetzen. Aber trotzdem war Muffet doch recht zufrieden, Bridge spielen und ihre Memoiren in grüner Tinte schreiben zu können. Nur sehr selten traten noch Rückfälle in ihre alten, seltsamen Zustände auf. John und Heather sprachen schon davon, sie nach Australien mitzunehmen, falls sie sich tatsächlich zum Auswandern entschließen sollten.
    Fred war so knapp an Arbeitskräften, daß Violet und Evelyn und sogar Elisabeth manchmal den ganzen Tag auf dem Gut halfen. Auch Oliver war die meiste Zeit draußen, rollte sich durch die ebenen Teile des Gartens, saß auf dem Rasen oder in der Nische der Eibenhecke, von der aus man sonst den Tennisspielen zusah. Mrs. North behauptete, sie würde vom Echo ihrer eigenen Schritte verfolgt, wenn sie Staub wischte und die Zimmer aufräumte, die doch von niemandem unordentlich gemacht wurden.
    Sie mochte die Hitze nicht und hielt das Haus kühl, indem sie den ganzen Tag die Vorhänge zugezogen ließ. Wenn Oliver sich durch die bis zum Boden reichenden Fenster in die rosenduftende Dämmerung des Wohnzimmers rollte, stieß

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