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Zwölf um ein Bett

Zwölf um ein Bett

Titel: Zwölf um ein Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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sie. »Tante Hattie will mich immerzu überreden, hereinzukommen und auch Tee zu trinken, aber ich finde es unglaublich, wie jemand an einem Tag wie heute an Teetrinken denken kann.«
    Der Master kam heran und sagte: »Gut gemacht, Evie. Ein scharfes kleines Biest ist das. Was ist es denn — New Forest?«
    »Nein, es ist ein Exmoor«, sagte sie atemlos und himmelte ihn an.
    »Hm«, sagte der Master zu Oliver. »Hätte gedacht, es wäre ein Forester mit diesen langen Beinen, es ist nicht so ein Faulpelz wie die meisten Moor-Ponys.« Evelyn war im siebenten Himmel und baute Dandy wie ein Turnierpony auf, während die beiden Männer sich über das Pony unterhielten. Das war der Gipfel ihres Lebens. Ihr Geist und ihr Körper, ihre Gedanken, Erinnerungen und Erwartungen kristallisierten in diesem glorreichen Augenblick. Sie hatte das Gestern vergessen und das Morgen, und daß es noch eine andere Welt geben könnte als dieses Hügelfeld oder andere Menschen als diese Götter, die die Sprache sprachen, die sie liebte. Wenn jemand zu ihr gesagt hätte: »Morgen fährst du nach Liverpool und den Tag darauf in einem Schiff nach Amerika, wo du Kleider und Hüte tragen und auf Bürgersteigen gehen wirst und dir der Geruch von Benzin und der Duft von Frauen in die Nase steigen wird, anstatt der von Sommergras und heißen Pferden«, so würde sie den gleichen Schock erlitten haben wie ein Schlafwandler, der zu rauh geweckt wird.
     
     
     
    Zur Teezeit kamen Mütter und Kindermädchen zu ihrem Recht. Picknickkörbe wurden ausgepackt, und Kinder wurden von den Ponys gehoben und auf Decken gesetzt. »Auf die Decke, Miß Sheila, sagte ich, und nicht auf das nasse Gras. Nun sieh dir einmal die Sitzfläche von deinen Breeches an, ‘m. Ich werde dies Grün niemals wieder herauskriegen.«
    Vornehmen Ponys wurden Decken umgelegt, und Pferdeburschen führten sie auf und ab; sie riefen sie mit gemachter Rauheit an, als ob es richtige Pferde wären, sobald sie versuchten, Gras zu fressen. Proletarische Ponys wurden in das Gehege geführt und durften so viel Gras fressen, wie sie wollten, und steckten ihre Vorderbeine durch die Zügel. Eins von ihnen legte sich hin und rollte sich auf den Sattel; Mütter schrien und Männer rannten hin, um es wieder auf die Füße zu knuffen — es schüttelte sich nur herzhaft und lachte sie aus. Ihm war es gleich, ob man es verwünschte — es hatte seine Rolle gehabt. Violet stand unter einem Baum, aß ein Stück Kuchen und hielt dabei ein halbes Dutzend Ponys und den großen Grauen, der dem Master gehörte; dieser trank im Hause Tee mit den Norths.
    Während des Tees fiel Oliver plötzlich etwas auf. Er entschuldigte sich und rollte sich in rasender Eile hinaus, den Rasen und die Rampe hinunter, die für ihn an der Stelle angebracht worden war, wo sonst die Stufen zu dem unteren Rasen geführt hatten. Er prüfte genau das Feld, jedoch ohne viel Hoffnung. Dort waren die Picknickpartys, dort die Reitburschen, dort stand Violet in glücklicher Entrücktheit und ließ den Grauen seinen schweißigen Kopf an ihrer Jacke abreiben. Dort war Evelyn und führte Dandy bedächtig auf und ab wie ein berufsmäßiger Stallbursche. Mrs. Ogilvie löste sich von der nächstgelegenen Gruppe und stand mit gespreizten Beinen unter ihm wie Napoleon auf einem kleinen Hügel bei Rattigan. »Ich vergaß ganz zu erzählen«, rief sie, »daß ich Mrs. Linnegar eben an der Garage getroffen habe, als ich unser Picknick aus dem Wagen holte. Sie bat mich zu bestellen, sie führen nur eben zu ihren Bekannten und wären bald wieder zurück. Und Ollie«, als er seinen Rollstuhl herummanövrierte, »geh nicht wieder fort, ich möchte dich mit einem guten Freund bekannt machen; er schreibt Bücher, Ollie!« Aber er tat so, als hörte er nicht. Obgleich er aus den Augenwinkeln den Freund sehen konnte, den Mrs. Ogilvie stets als ein nur ungern sich zeigendes Original anpries, drehte er sich doch vollends um und fuhr zum Haus zurück. Sobald er auf die weiche Erde kam, konnte er nicht mehr allein auf die Rampe heraufkommen. Er drehte an den Rädern, bis ihm die Arme schmerzten, rollte aber immer wieder jämmerlich auf den Rasen zurück, immer näher dem beharrlichen Blöken von Mrs. Ogilvie, die, obgleich voller Mitleid, nicht gelenkig genug war, die Echowand hinaufzuklettern.
    Wenn er nur diesen verfluchten Rollstuhl in ein Blumenbeet stoßen und auf seinen eigenen Beinen hinaufgehen könnte. Elisabeth sah, wie er sich abmühte, und kam

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